Sieben gegen einenZeugin filmt Angriff auf 16-Jährigen am Rösrather Bahnhof – Prozess

Lesezeit 3 Minuten
Der Rösrather Bahnhof ist ein Verknüpfungspunkt von Bus und Bahn.

Der Rösrather Bahnhof ist erneut Schauplatz einer äußerst unfairen Attacke unter Jugendlichen geworden.

Wegen gefährlicher Körperverletzung haben sich Rösrather Jugendliche vor Gericht verantworten müssen. Es gab ein Video.

Wieder ein Gewaltexzess am Rösrather Bahnhof, dieses Mal am Tag nach Aschermittwoch: Wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung haben sich am Dienstag sieben junge Rösrather im Alter zwischen 15 und 17 Jahren in Bensberg vor Gericht verantworten müssen. Jugendrichter Ertan Güven verhängte spürbare Sanktionen gegen die jungen Schläger, die je nach Lebenssituation und Tatbeitrag neben Entschuldigungsschreiben auch Geldzahlungen an das Opfer und Sozialstunden umfassten.

Der schon allein angesichts der Zahlenverhältnisse völlig unfaire Übergriff hatte sich am 24. Februar 2023, also dem Donnerstag nach dem Karnevalsende des vergangenen Jahres, am helllichten Tag, gegen 13.45 Uhr, in der Unterführung am Rösrather Bahnhof ereignet. In dieser Unterführung, in der es den Fahrgästen der Oberbergischen Bahn ermöglicht wird, die Schienen zu unterqueren, gingen die jungen Rösrather auf ihr damals 16-jähriges Opfer los.

Mutter des Opfers erhielt das Video der Misshandlungen

Einige schlugen „nur“ auf den Jugendlichen ein, andere traten auch zu. Praktisch für die Wahrheitsfindung der Justiz, aber extra unangenehm für den misshandelten Jugendlichen: Eine weitere Passantin, eine ansonsten unbeteiligte 17-jährige Berufsschülerin, filmte das brutale Geschehen und schickte die Bilder anschließend weiter. Das Video geriet unter anderem an die Mutter des Opfers.

In der Folge konnte die Justiz auf diese besondere Art von „Videobeweis“ zurückgreifen. In der Gerichtsverhandlung am Dienstag, die mit Rücksicht auf das jugendliche Alter der Beteiligten hinter verschlossenen Türen stattfand, gelang es den Prozessbeteiligten nicht zu ermitteln, was genau die jungen Männer für ein Problem mit ihrem Opfer gehabt hatten, dass sie ihre völlig unfaire Attacke starteten, wie es hinterher am Amtsgericht hieß.

Opfer erleidet Prellungen und Schürfwunden, aber keine Brüche

Der überfallene 16-Jährige hatte bei dem Überfall schmerzhafte Prellungen und Schürfwunden im Gesicht, am Ellbogen und am Unterbauch erlitten, aber keine Brüche. Am Ende der Verhandlung gab Richter Güven allen sieben minderjährigen Angeklagten auf, jeweils ein handschriftliches Entschuldigungsschreiben an ihr Opfer zu verfassen, das mindestens eine Seite lang sein muss.

Fünf der sieben Angeklagten, die noch zur Schule gehen, müssen außerdem jeweils 50 Euro Geldauflage an das Opfer zahlen und je nach Maß ihrer Tatbeteiligung 30 bis 80 Stunden Arbeit leisten. Die übrigen beiden Täter, die sich schon in Ausbildung sind, müssen jeweils 150 Euro an ihr Opfer zahlen, dafür aber keine Sozialstunden ableisten.

Vor zwei Monaten endete Prozess gegen vermeintlichen Schläger mit Freispruch

Gewaltexzesse am Rösrather Bahnhof haben die Justiz in diesem Jahr nicht zum ersten Mal beschäftigt. Bereits Mitte Januar musste sich ein inzwischen 21 Jahre alter Intensivtäter wegen eines gemeinschaftlichen Überfalls auf zwei Overather Jugendliche am 26. Mai 2023 verantworten. Der Prozess gegen ihn sorgte allerdings auch deshalb für Aufsehen, weil sich im laufenden Verfahren eine Gruppe junger Männer als die wahren Täter bezichtigte und den Angeklagten damit entlastete.

Der Angeklagte, der trotz seiner Jugend auf eine sehr bewegte Lebensgeschichte zurückblickt, wurde nach dieser überraschenden Wendung freigesprochen. Für die erlittene Untersuchungshaft, rund ein halbes Jahr, stehen ihm 15.000 Euro Haftentschädigung zu.

Rundschau abonnieren