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„Unger-Uns“-Konzert in Bergisch GladbachPe Werner spricht über den Reiz des Konzerts und Vielseitigkeit

Lesezeit 5 Minuten

„Es kribbelt wieder …“ ist das Konzert überschrieben, bei dem die Sängerin und Songwriterin Pe Werner am 19. Dezember in Heidkamp mit einer allein für diesen Abend zusammengestellten Band auftritt. Guido Wagner sprach mit der Musikerin, dem musikalischen Leiter Marius Goldhammer und dem Organisator der „Unger-Uns“-Konzerte Thomas Mersch.

Vor 25 Jahren kam die erste Platte von Pe Werner heraus. Heute stehen Sie mit Konzerten, Theater und Kabarett auf der Bühne, haben ein eigenes Weihnachtsprogramm und kommen kurz vorm Fest noch zu einem Konzert in ganz intimem Rahmen nach Bergisch Gladbach. Noch nicht genug für dieses Jahr?

Werner: Klar, ist schon ein bisschen verrückt, aber mir ist immer so schnell langweilig. Ich finde es sehr erfrischend, wenn ich verschiedene Sachen parallel machen kann, mal alleine auftreten, mal mit Streichern, mal mit Orchester, mal mit Bigband. Und auf „Unger-Uns“ freu ich mich besonders.

Was macht den Reiz aus?

Werner: Die Ansage von Marius war, ich dürfe Songs singen, die ich schon immer mal singen wollte, aber noch nie live gesungen habe. Das ist natürlich toll.

Welcher Song stand nach dieser Einladung gleich fest?

Werner: „Ride Like The Wind“ von Christopher Cross. Dieses „Da da da dabb“. Ich denk, da wird die Hütte brennen.

Mersch: Das ist ja das, was unsere „Unger-Uns“-Konzerte ausmacht: Dass die Künstler auf der Bühne wirklich Bock drauf haben. Schlagzeuger Wolf Simon hat letztes Mal das Konzert gefilmt und nachher selbst gestaunt: „Hör mal, wir haben ja die ganze Zeit auf der Bühne gelacht.“

Frau Werner, waren Sie schon mal in Bergisch Gladbach?

Werner: Aufgetreten bin ich da noch nie. Aber ich hab da schon mal irgendwo gegessen, sehr teuer.

Als Thomas Mersch das nächste „Unger-Uns“-Konzert ankündigte, sagte er nur: „Die Heldin unserer Jugend“ und „Kribbeln im Bauch“. Das reichte, und alles war klar. Ist so ein Hit eine Last, wenn man ihn immer wieder spielen muss?

Werner: Nein, ich empfinde das als Geschenk. Blöd wäre es nur, wenn du allein darauf reduziert würdest. Und ich hab ja noch Glück gehabt, dass es ein gutes Lied ist. (grinst) Es hätte ja auch „Hossa, Hossa“ sein können . . .

Das heißt, Sie haben anfangs gar nicht erwartet, dass der Song so beliebt wird?

Werner: Nein, das war ganz verrückt: Das Lied habe ich damals in einer Dreiviertelstunde geschrieben, und es wollte zuerst niemand spielen. Das war die zweite Single, und alle haben gesagt: Wie, ein Sechs-Achtel-Takt? Ein Radio-Redakteur meinte sogar, das wäre „Phil Collins für Arme“. Aber dann haben sich die Radiozuhörer das Lied immer wieder gewünscht, und die Sender mussten es einfach spielen. Das am meisten missverstandene Lied ist es trotzdem immer geblieben . . .

Inwiefern?

Werner: Viele Menschen hören nur das „Kribbeln im Bauch“ und meinen, das Lied handele vom Verliebtsein. Tatsächlich geht es aber ja darum, dass dieses Gefühl nicht mehr da ist.

Musikerin, Kabarettistin, Schauspielerin – auf die Frage, wo Sie sich selbst einordnen, haben Sie mal gesagt, Sie passten in keine Schublade . . .

Werner: . . . richtig, ich bin eher eine Kommode. Es ist schön, sich Dinge auszudenken und auf die Bühne zu bringen, ohne dass jemand sagt, es muss mehr grün oder blau sein.

Goldhammer: Es gibt aber auch nicht so viele Künstler, die so vielseitig sind wie du.

Werner: Vielseitig zu sein, ist aber manchmal gar nicht so gut.

Warum?

Werner: Weil Vielseitigkeit nicht so gut zu vermarkten ist. Wenn du zwei Takte von „Pur“ hörst, weiß du, das ist „Pur“. Bei mir funktioniert das nicht so einfach. Manche Leute, die in ein Konzert kommen, wundern sich sogar, was noch alles von mir ist, was sie bis dahin nur aus dem Radio kannten.

Aus welcher Schublade von Pe Werner wird man bei diesem Konzert in Gladbach etwas zu hören bekommen?

Werner: Ich glaube, ich mache jede mal auf und hole was raus. Und wenn ich – wie ich gehört habe – auch die Lizenz zum Sprechen auf der Bühne habe, dann erzähle ich was dazu. Das mache ich sehr gerne, einfach mal so aus dem Nähkästchen.

Wie kam der Kontakt zu den anderen Musikern zustande?

Goldhammer: Ich habe eigentlich mit allen schon mal auf der Bühne gestanden. Bisher hat Wolf Simon die Bands ja stets zusammengestellt. Da er jetzt als Schlagzeuger bei den Höhnern sehr eingebunden ist, hab ich den Job übernommen. So habe ich zuerst Kollegen angerufen, die ohnehin schon mal dabei waren. Neu ist Stephan Scheuss an der Gitarre, ein langjähriger Freund und Kollege. Special Guest ist Dino Soldo aus Los Angeles, ein Multi-Instrumentalist, der seit Jahren eng an der Seite von Lionel Richie und Leonard Cohen arbeitet.

Der Name Riccardo Doppio steht auch noch mit auf dem Plakat.

Goldhammer: Er ist ein sehr guter Songschreiber. Bei vielen seiner Stücke denkt man, das ist ein Eros Ramazotti, und dann ist es doch von ihm … und er ist ein großer Pe-Werner-Fan.

Werner: Echt? (lacht)

Goldhammer: Ja, da werden wir sehen, dass wir ein paar schöne Duette hinbekommen. Er ist ein extrem lustiger und angenehmer Mensch. Ein Italiener aus dem Ruhrgebiet.

Mersch: Das wird eine spannende Begegnung und wahrscheinlich das erste Mal, dass wir fünf Stunden Musik auf der Bühne haben, weil wir sonst nicht alles unterbekommen.

Heißt das, die Set-List steht schon?

Goldhammer: Ja, und es stehen sowohl eigene Songs der Künstler als auch ihre Lieblingssongs von Kollegen drauf.Werner: Wie wir das auf die Bühne bringen, werden wir sicher noch in der Probe entwickeln. Es wird in jedem Fall ein Unikat werden, für den einen besonderen Abend. Wir werden ein kleines Juwel schleifen.