Tom Bartels ist Weltmeister. Das mag übertrieben sein, aber er ist ein Zeitzeuge. Denn der 49-Jährige war als Sportreporter für das ARD-Fernsehen hautnah dabei, als Mario Götze Deutschland zum WM-Titel schoss. Privat ist Thomas Bartels oft im Rhein-Erft-Kreis mit seinem Sohn unterwegs, der für GW Brauweiler spielt. Manfred Christoph hat den Wahl-Kölner getroffen.
Herr Bartels, Sie sind kein echter Kölner, wie würden Sie Ihre Beziehung zum 1. FC Köln beschreiben?
Das stimmt, ich bin in Norddeutschland aufgewachsen, aber inzwischen ist Köln längst meine Heimat. Seit 25 Jahren bin ich nun hier, der FC ist ein großartiger Verein mit all seinen Höhen und Tiefen. Hymne, Stadion, Menschen – ich fühle mich im Kölner Stadion immer wohl, kurz: Ich mag den FC, ohne Fan zu sein.
Wie gefällt Ihnen der FC in dieser Spielzeit bislang?
Der FC hat in Stuttgart nicht schlecht gespielt, aber viel Glück gehabt und gegen Wolfsburg stark ausgesehen mit bitterem Ende. Kreativ gibt es mehr Möglichkeiten, wenn sich Schlüsselspieler nicht verletzen, kann es eine gute Saison werden.
Was trauen Sie den Geißböcken in dieser Saison zu?
Was in Köln in den letzten Jahren passiert ist, ist auf vielen Ebenen ein Segen für Stadt und Fans. Wenn der FC sich mittelfristig im Mittelfeld etablieren kann, ist das ein großer Erfolg. Diese Saison kann es durchaus zu Platz zehn reichen.
Wie sind die Arbeitsbedingungen für einen Fußball-Reporter im Stadion zu Müngersdorf?
In Deutschland gibt es keine besseren Arbeitsbedingungen. Ganz einfach, weil der Kommentatorenplatz top ist – beste Sicht, nah dran, kurze Wege. In Leverkusen sitzen wir in der letzten Reihe oben auf der Pressetribüne. Um Kleinigkeiten sehen zu können, ist es für uns wichtig, nicht mit Fernglas arbeiten zu müssen. Köln ist ganz nah an meinem Lieblingsplatz, der war in Highbury, dem alten Stadion von Arsenal London, zehn Meter hoch, auf Höhe der Mittellinie, direkt am Spielfeld.
Wohin verschlägt es Sie an diesem Wochenende innerhalb des Sendegebiets der ARD, und würden Sie nicht lieber den Zuschauern der Sportschau den ersten Heimsieg der Saison am Samstag gegen den Hamburger SV um 15.30 Uhr präsentieren?
Am Samstag bin ich in Stuttgart, VfB gegen Frankfurt. Darauf freue ich mich, der FC-Sieg in Stuttgart beschert dem VfB sehr früh viel Druck, den FC verfolge ich dort auf der Anzeigetafel. Ich nehme es, wie es kommt.
Sie haben eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert. Wie wird man dann eigentlich Sportreporter?
Der Beruf hat mich von klein auf fasziniert, er erschien mir nur in Melle/Niedersachsen unrealistisch. Ich hatte sicher viel Glück, das Studium an der Sporthochschule Köln war die beste Entscheidung. Zur richtigen Zeit hatte ich Freunde wie Florian König, Sebastian Hellmann, später Marcel Reif, die mir Praktika und Jobs vermittelt haben.
Sie sind ja in allen Stadien der Republik unterwegs. Was zeichnet Ihrer Meinung nach den FC im Vergleich zu allen anderen Vereinen aus?
Im Gegensatz zu anderen Vereinen – das ist schwer. Alle lieben ja ihren Club. Der FC ist vielleicht der Verein, der am tiefsten in seiner Stadt verankert ist, der dazu mehr ist als ein Fußballverein, schon durch das im Stadion präsente Kölner Liedgut und die Vermischung mit dem Karneval.
Was für ein Spiel erwarten Sie gegen den Dino der Bundesliga und wie geht es aus?
Ungern prognostiziere ich einzelne Ergebnisse, für mich landet der FC in der Tabelle auf jeden Fall vor dem HSV. Für Hamburg wird es in dieser Saison wieder sehr eng. Okay, mein Tipp: 2:0 für den FC.