Für die Flutopfer gibt es zahlreiche Hilfsangebote. Das neue Gremium „Fluthilfe Kaster“ sammelt Spenden und verteilt sie.
Nach der FlutAufräumarbeiten in Bedburg sind noch lange nicht abgeschlossen

Noch immer stehen viele Container für Sperrmüll in der Ressourcenschutzsiedlung in Kaster. Die Aufräumarbeiten nach der Überschwemmung vor rund einem Monat laufen weiter.
Copyright: Dennis Vlaminck
Rund einen Monat ist der verheerende Starkregen in Bedburg nun schon her. Doch noch immer sind längst nicht alle Spuren der Überschwemmungen in der Nacht auf den 9. September beseitigt. In der stark betroffenen Ressourcenschutzsiedlung in Kaster etwa stehen viele mit Sperrmüll gefüllte Container oder Firmenfahrzeuge von Trocknungsunternehmen auf den Straßen.
In der Siedlung selbst ist es ruhig. Viele Familien wohnen schon gar nicht mehr hier. Sie sind für die Dauer der Sanierung ihrer Häuser in Ausweichquartiere gezogen. Auch eine Familie aus einem besonders heftig von der Flut in Mitleidenschaft gezogenen Eckhaus lebt bereits auswärts. „Der Bürgermeister hat uns innerhalb von zehn Minuten eine Unterkunft organisiert“, berichtet die 38 Jahre alte Mutter der Familie. Mit ihrem Mann und den zwei Söhnen (sieben und zwei Jahre) wohne sie jetzt in einer städtischen Flüchtlingswohnung.
Bedburg: Viele Bewohner der Siedlung sind bereits ausgezogen
Ihr Haus in der Siedlung? Eine einzige Baustelle. „Der Keller stand bis zur Decke unter Wasser, im Erdgeschoss bis knapp unter den Steckdosen“, sagt die Frau, die namentlich nicht genannt werden will. Die Familie rechnet damit, dass sie für die Dauer der Kernsanierung für ein halbes Jahr nicht wieder zurück in ihr Haus kann, das erst zwei Jahre alt ist. Auch beide Autos der Familie haben in den Fluten einen Totalschaden erlitten.
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Immerhin: „Der Abriss des Hauses, der im Raum stand, ist nun doch nicht nötig. Wir hatten eine gewölbte Wand im Keller“, sagt die 38-Jährige. „Aber es stellte sich heraus, dass es nur der Putz war, der sich ausgebeult hatte.“ Die Wand selbst sei stabil. Und: Die Versicherungen kommen für die meisten Schäden auf. Lediglich bei der Hausratversicherung sei keine Elementarversicherung eingeschlossen gewesen, sodass die Familie auf den Schäden am Inventar erst mal sitzen bleibe.
Nach Erkenntnissen der Stadt Bedburg müssen allein in der Ressourcenschutzsiedlung in Kaster 25 Familien ihre Häuser für die Dauer der Sanierung verlassen. „Ein Großteil hat, teilweise mit Unterstützung der Stadtverwaltung, vorübergehend Unterkünfte auf dem privaten Wohnungsmarkt finden können“, sagt Sprecher Nico Schmitz. Drei Familien hätten das Wohnungsangebot der Stadt angenommen. „Nach unseren Informationen müssen auch einige Familien aus Kaster, Königshoven und Lipp ihre Häuser für die Dauer der Sanierung verlassen.“ Häuser müssten nach Kenntnissen der Stadt nicht abgerissen werden.
Genaue Zahlen und Informationen zu Flutopfern in anderen Ortsteilen hat die Stadt derzeit nicht. Seit dem 9. September stehe man im regelmäßigen Austausch mit den Betroffenen, um möglichst unkompliziert und kurzfristig Hilfe zu bieten, etwa wenn es um Themen wie Lagermöglichkeiten, Beratungsangeboten und Versicherung geht. In der Nacht auf den 9. September waren in Bedburg stellenweise 188 Liter pro Quadratmeter innerhalb von sechs Stunden gefallen.

Die Spuren der Überschwemmung vor rund einem Monat sind in der Ressourcenschutzsiedlung in Kaster noch immer sichtbar.
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Für viele Flutopfer gibt es Hoffnung auf Unterstützung aus unterschiedlichen Quellen. So hat die Stadt laut Sprecher Schmitz Kontakt zu Ministerpräsident Hendrik Wüst und zu mehreren Landesministerien aufgenommen „mit der dringenden Bitte, die Förderrichtlinie Wiederaufbau Nordrhein-Westfalen, die bislang nur für Betroffene des Hochwassers aus Juli 2021 gilt, auch auf die Betroffenen hier in Bedburg anzupassen oder einen entsprechenden Unterstützungsfonds aufzulegen“. Auf ihrer Homepage hat die Stadt Informationen und Hilfsangebote für Flutopfer zusammengetragen.
In der Gründung befindet sich derzeit die „Fluthilfe Kaster“, ein Gremium, das Spenden für Flutopfer in dem Bedburger Stadtteil sammeln und verteilen will. „Es geht um die Menschen in Kaster, die unterversichert sind und jetzt im kompletten finanziellen Chaos stehen“, sagt Stefanie Johannsen, eine der Initiatorinnen. Ins Leben gerufen sei das Gremium von Bewohnern der Ressourcenschutzsiedlung, die selbst nicht auf die Hilfe angewiesen seien. Unterstützung bekommt die „Fluthilfe Kaster“ vom Kirchengemeindeverband, der ein Spendenkonto stellt.
Bedburger Bauausschuss will die Flutnacht und die Folgen aufarbeiten
Spenden sollen bis zum Jahresende gesammelt werden, die Verteilung soll im neuen Jahr erfolgen. Dem Gremium gehören laut Johannsen nicht nur Anwohner, sondern auch Vertreter aus der Politik an, und es findet laut Stefanie Johannsen eine Abstimmung mit dem Bürgermeisterbüro statt. Wer Spenden leisten oder Hilfe in Anspruch nehmen möchte, kann sich per E-Mail an die Fluthilfe Kaster oder telefonisch an Stefanie Johannsen 0170-5446825 wenden.
Beim Hochwasserschutz will die Stadt nachbessern und steht „im Austausch mit der Unteren Wasserbehörde und dem Erftverband, um konkrete Maßnahmen in Oppendorf sowie im Bereich Königshoven, Kaster und der Ressourcenschutzsiedlung zu identifizieren“, sagt Stadt-Sprecher Schmitz. „Für diese Maßnahmen benötigen wir auch Acker- beziehungsweise Waldflächen.“ Daher führe die Stadt parallel mit Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern. „Ziel ist es, die Maßnahmen möglichst kurzfristig umzusetzen.“
Seit dem Frühjahr schon entwickelt die Verwaltung ein kommunales Starkregenrisikomanagement. „Dieses Konzept soll die noch mit Ungenauigkeiten behafteten Hinweiskarten für Starkregengefahren des Landes NRW für das ganze Stadtgebiet konkretisieren und einzelne Maßnahmen für einen verbesserten Schutz vor den Folgen von Starkregenereignissen aufzeigen“, sagt Schmitz. In der Sitzung des Bauausschusses, der am Dienstag, 28. Oktober, ab 18 Uhr im Ratssaal im Rathaus Kaster tagt, sollen die Flutnacht und ihre Folgen aufgearbeitet werden.