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HochwasserschutzAbfluss in den Zülpicher See soll im Frühjahr fertig sein

3 min
Im Vordergrund befindet sich der ausgehobene Graben, im Hintergrund stehen Bäume.

Der Graben, über den im Ernstfall Wasser aus dem Vlattener Bach in den Wassersportsee fließen soll, ist beinahe fertig ausgehoben.

Der Zülpicher See soll im Ernstfall Wasser aus dem Vlattener Bach auffangen. Die Zuleitung soll im Frühjahr fertig sein.

einen breiten GrabenEs sind schon ganz beachtliche Erdbewegungen, die derzeit zwischen der Eichenallee bei Lövenich und dem Zülpicher Wassersportsee zu beobachten sind. Der zweite Bauabschnitt für den Abschlag des Vlattener Bachs hat begonnen, Bagger haben mittlerweile eine breiten Graben ausgehoben. Es ist ein Projekt zum Hochwasserschutz, das relativ schnell zu verwirklichen ist – jedenfalls deutlich schneller als etwa ein Regenrückhaltebecken.

Da können von der Planung bis zur Fertigstellung schon mal 20 Jahre vergehen. Und preiswerter ist es mit gerade einmal 2,2 Millionen Euro obendrein. Der große Vorteil: Hier ist das Becken quasi schon vorhanden: Der Wasserstand im Zülpicher See ist seit Jahren eher niedrig. Rund 800.000 Kubikmeter Wasser könnten dort laut Erftverband aufgefangen werden.

Gelände zum Zülpicher See steigt an, müsste aber ein Gefälle haben

Ronja Wenselau, die das Projekt beim Erftverband leitet, erklärt die technischen Details. 140 Meter lang wird das Gerinne vom Einlauf bis zu Seeufer. Der Vlattener Bach bekommt eine Überlaufschwelle, über die bei Starkregen das Wasser breitflächig über die dafür eigens abgesenkte Straße fließen kann. Entsprechend breit– trichterförmig – ist dann auch der Einlauf in den Graben.

Auf der Straße hat sich Wasser gestaut.

Die Straße zum Wassersportsee bei Zülpich ist abgesenkt, damit das Wasser dort darüber strömen kann.

Das Gelände steige zum See hin leicht an, sagt die Fachfrau, das Gerinne müsse aber leichtes Gefälle haben. Ein Prozent Gefälle, um genau zu sein: Auf einer Strecke von 100 Metern senkt sich der Boden des Grabens um einen Meter. Neben der Baustelle wartet schon ein ganzer Berg Wasserbausteine. Denn der Boden des Gerinnes wird mit Flussmatratzen, so das Fachwort, gesichert. Die Steine werden in Drahtgitter verpackt, ähnlich wie bei einem Gabionenzaun. Allerdings ist der Käfig in diesem Fall flexibel.

Die Oberbodenschicht wird eingesät. Das Gerinne wird grün.
Ronja Wenselau, Projektleiterin

Mit den Matten, die so entstehen, wird der Boden des Gerinnes bedeckt, damit auch bei starker Strömung der Grund nicht abgetragen wird. Auf die Matratzen kommt dann eine Schicht Erde. „Die Oberbodenschicht wird eingesät. Das Gerinne wird grün“, sagt Ronja Wenselau. Der Boden wird rund fünf Meter breit, die Böschungen werden relativ flach gestaltet, sodass der Einschnitt an der Oberkante etwa elf Meter breit ist.

Dass die Bauarbeiten den See noch nicht erreicht haben, sei der Tatsache geschuldet, dass dort nach Kampfmitteln gesucht worden sei. Jetzt warte der Erftverband auf die Freigabe, damit es weitergehen könne. Der Weg, der in Ufernähe verläuft, sei bereits abgesperrt, berichtet Ronja Wenselau. Spaziergänger und Radfahrer könnten derzeit aber noch daran vorbeischlüpfen.

Der Weg am See wird über eine Brücke führen

Doch bald wird der Weg durchbrochen und eine Lücke im Ufer geschaffen. Ein Einlassbauwerk wird es nicht geben, wenn der Vlattener Bach noch mal überläuft, soll das Wasser durch den offenen Graben in den See strömen. Die Lücke im Rundweg schließt dann eine Überfahrt. Die Brücke soll nicht nur Radfahrer und Spaziergänger, sondern auch landwirtschaftliche Fahrzeuge tragen.

Befürchtungen, gerade die Brücke könnte im Ernstfall für das Hochwasser zum Hindernis werden, entkräftet die Fachfrau: Das Profil sei großzügig genug für extreme Wasserstände geplant. „Robust, einfach und bewährt“, so umschreibt Ronja Wenselau den Abschlag am Vlattener Bach. Schon vor Jahren sei die gleiche Lösung am Neffelsee bei Zülpich-Geich umgesetzt worden.

Lövenich und die Dörfer am Rotbach sollen geschützt werden

Das neue Projekt soll nicht nur Lövenich vor einer erneuten Überschwemmung schützen, sondern auch verhindern, dass Wassermassen aus dem Vlattener Bach in den Rotbach gelangen und damit weiter abwärts gelegene Orte gefährden. Im kommenden Frühjahr – angepeilt ist April – sollen die Arbeiten am Gerinne abgeschlossen sein.

Ganz fertig ist das Projekt, das im Dezember 2024 begonnen wurde, damit allerdings immer noch nicht. Das Ablaufbauwerk des Sees, über das das zusätzliche Wasser dann nach und nach wieder abgelassen wird, muss noch umgebaut werden. Aus Artenschutzgründen dürfe das nicht im Frühjahr passieren, berichtet die Projektleiterin. Bis tatsächlich alles fertig ist, wird es also Sommer.