Andre Kuhn (37) ist Bürgermeister-Kandidat der Partei Die Linke für Brühl. Er wirbt für Inklusion und Integration und lehnt eine Erweiterung des Phantasialands ab.
Andre Kuhn im Gespräch„Wir haben marode Schulgebäude und brauchen mehr Sozialwohnungen“

Andre Kuhn ist der Bürgermeisterkandidat der Brühler Linkspartei.
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Bei der Kommunalwahl am 14. September treten fünf Bewerber um die Nachfolge des scheidenden Stadtoberhaupts Dieter Freytag (SPD) an. Wolfram Kämpf sprach mit dem Kandidaten der Partei „Die Linke“ über seine Ambitionen für die Schlossstadt.
Herr Kuhn, Ihre Partei verzeichnet in jüngster Zeit bundesweit einen Aufschwung. Nehmen Sie diesen Trend auch in Brühl wahr?
Andre Kuhn: Ja, definitiv. Seit der Bundestagswahl ist die Mitgliederzahl allein in Brühl von zehn auf 60 angewachsen. Darunter befinden sich viele junge Leute und viele Aktive. Unser Stadtverband ist damit neben dem Kerpener der größte im Rhein-Erft-Kreis, wo wir insgesamt zuletzt 200 neue Mitglieder verzeichnen konnten. Ein ausschlaggebender Punkt für viele war der Pakt, den Friedrich Merz bei einer Abstimmung zur Migrationspolitik mit der AfD in Kauf genommen hat.
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Ressourcen der Verwaltung könnten laut Kuhn anders genutzt werden
Als Bürgermeister-Kandidat haben Sie vermutlich dennoch nur Außenseiterchancen. Versprechen Sie sich allein von der Kandidatur eine bestimmte Wirkung?
Diese Wirkung ergibt sich öffentlich und parteiintern. Wir fanden es wichtig und schön, zu den Inhalten, für die wir stehen, auch ein Gesicht zu zeigen. Als Kandidat kann ich außerdem an Podiumsdiskussionen teilnehmen und ich werde als Sprachrohr der Partei wahrgenommen. Die Menschen sehen, dass wir hier aktiv sind.
Was würden Sie als Bürgermeister der Linkspartei anders machen als die Kontrahenten?
Ich habe das Gefühl, dass man die personellen Ressourcen in der Verwaltung mit einer anderen Gewichtung einsetzen könnte. Auch wenn der städtische Haushalt sich in einer schwierigen Situation befinden, ist das eine Stellschraube, um etwas zu erreichen. Ein Beispiel wäre die Umsetzung einer Bettensteuer durch die Verwaltung, ein weiteres eine stärkere Priorisierung der Inklusion.
Ein heiß diskutiertes Thema ist die mögliche Erweiterung des Phantasialands. Welchen Standpunkt vertreten Sie dabei?
Meine Partei und ich sind gegen eine Erweiterung. Wir halten es für falsch, Klimaschutz und Naturschutz zum Wohle eines privatwirtschaftlichen Unternehmens zu opfern. Die zusätzliche Versiegelung brächte zudem Risiken bei Starkregenereignissen. Angrenzende Stadtteile würden bei starken Regenfällen untergehen. Außerdem würde sich die Verkehrssituation weiter verschärfen. Schon jetzt leiden die Menschen in Badorf und in Pingsdorf unter dem Zubringerverkehr. Und ob sich die Steuereinnahmen wirklich erhöhen würden, bezweifele ich. Im Gegenteil. Bei so einer großen Investition könnte das Unternehmen sicherlich vieles steuerlich abschreiben.
Zivilgesellschaftliches Engagement muss daher stärker gefördert werden
Welche Veränderungen sind aus Ihrer Sicht in Brühl nötig?
Wie gesagt, das Thema Inklusion muss stärker mitgedacht werden. Zwei weitere Punkte sind Wohnen und Bildung. Wir haben marode Schulgebäude, es fehlen Kitaplätze. Außerdem brauchen wir mehr Sozialwohnungen. Wir müssten die städtische Gebausie weiter stärken und Wohnraum-Zweckentfremdung durch illegale Ferienwohnungen stoppen. Angesichts der Haushaltslage ist es zudem wichtig, die kleinen und großen Unternehmen in der Stadt zu halten.
Die Linke betont, für eine solidarische Einwanderungsgesellschaft zu stehen. Wie gut läuft die Integration zugewanderter Menschen in Brühl?
Grundsätzlich gilt es, Fluchtursachen also Kriege und Armut zu bekämpfen. Aber Asylsuchende dürfen nicht abgewiesen werden. Wir sind ein reiches Land und müssen diese Menschen aufnehmen. Dass Kommunen die gesamte Last tragen, ist aber ein Problem, das bundesweit gelöst werden muss. In Brühl leben Geflüchtete teils in Containern. Das halte ich für eine prekäre Situation. Wir brauchen menschenwürdige Unterkünfte und eine aktive Integration. Viele Bemühungen laufen schleppend. Zivilgesellschaftliches Engagement muss daher stärker gefördert werden.