Das Gymnasium Kerpen unterhält Partnerschaften zu Schulen in zahlreichen Ländern.
AustauschAm Kerpener Gymnasium wird der europäische Gedanke gelebt
Die Europawahl rückt immer näher. Die Angst vor einem Erstarken radikaler Kräfte ist groß. Doch am Kerpener Gymnasium, das seit 2001 den Namenszusatz Europaschule trägt, wird Europa gelebt. Kürzlich grüßten Kerpener Schülerinnen und Schüler fröhlich mit einem Foto von der griechischen Insel Kreta.
Im Rahmen eines Erasmus+ Projektes, das von der EU gefördert wird, lernten sie mit ihren Lehrern Estrella Löwe-López und Vissarion Chouliaras die griechische Kultur kennen, die oft auch die „Wiege Europas“ genannt wird. Das Europagymnasium trägt das Engagement für ein freies, friedliches und ökologisches Miteinander nicht nur im Namen, sondern auch in seiner „Verfassung“.
Kritischer Blick aus Kerpen auf Europa
Schulleiter Wendel Hennen zitiert aus dem Leitbild der Schule: „Wir setzen uns ein für europäisch geprägte Ideen von Frieden, globaler Verantwortung, Stärkung freier Gesellschaften und Erhalt der Natur.“ So lautet seit März der erste Satz im Leitbild. Hennen nimmt diesen Auftrag ernst: „Der Satz benennt die Themen, die für uns im Vordergrund stehen und gibt uns einen Kompass für die Orientierung in einer scheinbar immer unübersichtlicher werdenden Welt.“
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Dabei schaut der Schulleiter nicht verklärt, sondern kritisch auf Europa: „Die Orientierung an den aus der europäischen Geschichte entstandenen Ideen beinhaltet auch das Bewusstsein, dass es dieser – unser – Kontinent war, der jahrhundertelang großen Teilen der Welt mit brutaler Gewalt seinen Willen aufgezwungen hat, gipfelnd in der Selbstzerfleischung zweier Weltkriege, die von Deutschland ihren Ausgang genommen haben.“
Aber er sagt auch: „Europa hat aus der Geschichte gelernt, aber dieses Lernen muss sich ständig erneuern und wiederholen, damit es nicht vergessen wird. Wo könnte man das besser als in einer Schule, die jedes Jahr in engstem Austausch mit Partnerinnen und Partnern aus Frankreich, Spanien, Griechenland, den Niederlanden, Slowenien und unzähligen weiteren Ländern in Europa ist?“
Aus Kreta meldete sich Oberstudienrätin Estrella Löwe-Lopez, seit 15 Jahren als Erasmus+ und europäische Bildungsprojekt-Koordinatorin , zu Wort: „Unsere Schule erlebt durch Erasmus ein lebendiges Europa. Europäische Eigenschaften und Werte, die sonst einen theoretischen Charakter im Unterricht haben, nehmen durch die interkulturellen Begegnungen, eine reale Form an.“
Einblicke in das Leben Europas außerhalb des Unterrichtes
Mit Themen wie Integration, Migration, Gleichbehandlung oder Klimawandel ermögliche „Erasmus+“ Schülern und Lehrern Einblicke in das Leben Europas außerhalb des Unterrichtes, fördere Toleranz und Respekt und baue Rassismus und Vorurteile ab.
Studienrat Vissarion Chouliaras engagiert sich ebenfalls: „Seit zwei Jahren bin ich Feuer und Flamme für das Erasmus-Programm. Denn Europa ist viel mehr als das komplexe Politikgebilde in Brüssel und Straßburg. Europas offene Grenzen sind für mich ein Meilenstein europäischer Geschichte.“ Das Europagymnasium ohne Erasmus sei unvorstellbar: „Es wäre ein Schritt zurück weit in die Vergangenheit, die keiner wirklich möchte.“
Aber nicht nur auf Reisen, sondern auch im Schulalltag ist der europäische Gedanke in Kerpen zu Hause. Und das ist ganz praktisch zu verstehen. Wer sich mit Menschen anderer Länder austauschen will, der sollte Sprachen erlernen. Ein bilingualer englischer Zweig in Halb- und Ganztagsform in Kerpen hilft dabei, auch wenn Großbritannien nicht mehr zur EU gehört. Am Ende können die „Bilis“ entscheiden, ob sie neben dem Abitur gleich auch noch die Prüfung zum Fremdsprachenkorrespondenten machen wollen.
An der Kerpener Schule findet jährlich eine Europawoche statt
Neben Englisch werden auch Französisch, Spanisch, Italienisch und Russisch gelehrt — und natürlich Latein. Dazu findet jährlich eine Europawoche an der Schule statt. In diesem Rahmen finden fünftägig Aktionen, Quizze, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Theaterproduktionen, Tanz und vieles mehr statt.
Im Rahmen von „Erasmus+“ unterhält Löwe-López Kontakt zu Partnerschulen in Portugal, Prag, Rumänien und einer Schule in Spanien. Dazu gibt es Austausche mit Spanien, Frankreich, Italien, Polen, Litauen und Ländern außerhalb der EU. Es gibt weitere Aktivitäten: Der Europakursus der Klasse 9 machte einen Ausflug nach Brüssel zur Europäischen Kommission und anderen europäischen Institutionen.
Sehr aktiv ist auch die Big Band, die regelmäßig quer durch Europa Konzertreisen veranstaltet — in Paris, Cordoba, Granada, Budapest, Sebnitz, Rom, Kiew und Vilnius in Litauen traten sie schon auf. Auch bei Stadtfesten in den Kerpener Partnerstädten Oswiecim (Polen) und St. Vith (Belgien) tritt die Big Band auf, denn Musik verbindet.