Streit um Schumi-Würdigung in KerpenSo viele Ehrenbürger gibt es in Rhein-Erft

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Auf dem Foto ist Michael Schumacher vor seinem roten Ferrari bei einem Termin 1996 in Kerpen zu sehen.

Michael Schumacher 1996 in Kerpen. Er besuchte die Kartbahn Steinheide in Kerpen-Manheim.

Der Michael-Schumacher-Fanclub hat eine Debatte um die Ehrenbürgerschaft für den Rennfahrer ausgelöst. Geehrt werden vor allem Politiker.

Die Kritik von Michael-Schumacher-Fans, seine Heimatstadt würdige die Verdienste der Formel-1-Legende nicht in gebührendem Maße, hat in Kerpen eine politische Debatte ausgelöst. Während sich die SPD dafür starkmacht, Schumacher zum Ehrenbürger zu ernennen, lehnt die CDU dies kategorisch ab. Ein Argument: In der 60.000-Einwohner-Stadt sei bereits eine Straße nach ihm benannt worden. Zudem fehle eine Satzung, um jemanden zum Ehrenbürger zu machen.

Wir haben uns in den anderen neun Städten des Rhein-Erft-Kreises umgehört, wie sie mit verdienten Bürgerinnen und Bürgern verfahren, wer darüber entscheidet, ob jemand geehrt wird – und mit welchen Pflichten und Privilegien eine Ehrenbürgerschaft verbunden ist.

Frechen

Zum Ehrenbürger oder auch Ehrenbürgerin wird man in Frechen auf Vorschlag gewählt und ernannt. Der Rat muss zustimmen. Besondere Privilegien zu Lebzeiten sind in Frechen nicht mit dem Titel Ehrenbürger verbunden. Den verstorbenen Ehrenbürger und ihren Lebens- oder Ehepartnern werden kostenfrei Ehrengräber zur Verfügung gestellt, inklusive gärtnerischer Pflege.

Auf dem Foto ist Frechens Ehrenbürger Hans-Willi Meier zu sehen.

Frechens Ehrenbürger Hans-Willi Meier hat im Januar 2024 seinen 80. Geburtstag gefeiert.

In Frechen wurden in der Vergangenheit sieben Persönlichkeiten mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. Dies waren Pfarrer Werner Erkens (1958), Bürgermeister Johann Schmitz (1972), Dr. Dr. Gottfried Cremer (1976), Paul. R. Kraemer (1981), Bürgermeister Kurt Bornhoff (1988) und Heinrich Wolf (1991), die alle bereits verstorben sind. Einziger lebender Ehrenbürger ist Ex-Bürgermeister Hans-Will-Meier.

Bergheim

Gleich 18 Bürgerinnen und Bürger sind in Bergheim bereits mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet worden. Es sind allesamt Lokalpolitikerinnen und -politiker, etwa die frühere Bürgermeisterin Maria Pfordt, Vorgängerin des amtierenden Bürgermeisters Volker Mießeler. Elf von ihnen sind bereits verstorben.

Über die Verleihung der Ehrenbürgerschaft – oder auch ihre Entziehung – entscheidet der Rat. Mit der Würde verbunden sind eine Reihe von Privilegien, etwa die Einladung zu besonderen Anlässen oder der kostengünstige oder kostenfreie Eintritt in Einrichtungen der Stadt.

Pulheim

Die Stadt Pulheim hat bis heute vier Ehrenbürger ernannt. Dr. Bernhard Worms wurde 1986 die Ehrenbürgerwürde verliehen, er war Ratsmitglied, Landrat des Erftkreises sowie NRW-Landtags- und Bundestagsmitglied. Ulrich Hollmann wurde 2000 geehrt. Hollmann war langjähriges Ratsmitglied, zudem Rektor der Grundschule Sinnersdorf und Sinnersdorfer Ortsvorsteher.

Ebenfalls langjähriges Ratsmitglied war Hans Umpfenbach, den die Stadt Pulheim 2006 zum Ehrenbürger ernannte, er verstarb 2016. Ehrenbürger Dr. Karl August Morisse war langjähriger Gemeinde- und Stadtdirektor sowie Bürgermeister, er wurde 2009 geehrt.

Auf dem Foto ist Dr. Bernhard Worms zu sehen. Er ist Ehrenbürger in Pulheim.

Dr. Bernhard Worms ist seit 1986 Ehrenbürger Pulheims.

Von Altgemeinden geehrt wurden zudem Heinrich Schauff, Franz Päffgen, Heinrich Klein, Wilhelmine Jorde, Peter Fendel, Benedict Pesch und Johann Esser.

In Pulheim steht Ehrenbürgern sowie Trägern des Ehrenrings, derer es in Pulheim sieben gibt, ein Ehrengrab zu. Auf Kosten der Stadt wird das Grab angelegt und gepflegt.

Brühl

Die Stadt Brühl hat bislang sechs Männern die Ehrenbürgerwürde verliehen. Historiker Fritz Wündisch, Kommunalpolitiker und Pädagoge Joseph Hürten, Pfarrer Georg Grosser, Kommunalpolitiker Joseph Frohn, Pfarrer Monsignore Richard Bertram und Bergbauunternehmer Karl Gruhl. Sie sind bereits verstorben und ruhen in Ehrengrabstätten, deren Anlage und Unterhaltung der Stadt obliegt.

Die Entscheidung über die Verleihung der Ehrenbürgerschaft trifft der Rat. Dieses Votum ist laut einer Rathaussprecherin aber nicht zwingend Voraussetzung für eine Ehrengrabstätte.

Hürth

Wer Ehrenbürger in Hürth wird, entscheidet der Stadtrat auf Vorschlag des Ältestenrats. Diese Ehre wurde bislang nur den beiden früheren Bürgermeistern Karl Ingenerf (CDU, 1961 bis 1965) und Rudi Tonn (SPD, 1979 bis 1999) zuteil. „Ich bin froh, dass mit dieser Ehrung in Hürth nicht inflationär umgegangen wird“, sagt der amtierende Bürgermeister Dirk Breuer (CDU).

In Hürth sind mit dem Ehrenbürgerrecht einige Privilegien verbunden. So werden Büroarbeiten, die im weitesten Sinne mit der Ehrenbürgerschaft zusammenhängen, durch die Stadt unterstützt. Außerdem erhalten Ehrenbürger freien Eintritt zu allen kulturellen Veranstaltungen sowie im Familienbad De Bütt, und sie dürfen kostenlos mit dem Stadtbus fahren. Allerdings sind die beiden Hürther Ehrenbürger inzwischen verstorben. Die Stadt übernimmt auch die Kosten für die Bestattung ihrer Ehrenbürger.

Erftstadt

Die Stadt Erftstadt verleiht keine Ehrenbürgerwürde. Verdiente Bürgerinnen und Bürger werden mit der Carl-Schurz-Medaille ausgezeichnet. Preisträger der vergangenen drei Jahre waren Alfred Zerres, Almut Schumann und das ehrenamtliche Organisationsteam „Gymnicher Ritt“. Über die Verleihung entscheidet die Bürgermeisterin mit ihren Stellvertretern.

Wesseling

Auf dem Foto ist der Wesselinger Ehrenbürger und Heimatkundler Josef Recht zu sehen.

Der Wesselinger Ehrenbürger und Heimatkundler Josef Recht.

Die Stadt Wesseling hat seit 1973 insgesamt zehn Ehrenbürger und eine Ehrenbürgerin ernannt. Die beiden noch lebenden sind Hans Mauel und Josef Recht. Der Ehrentitel wurde ihnen gemeinsam am 28. November 2014 verliehen. Mauel war von Oktober 1989 bis Mai 2014 ununterbrochen Ratsmitglied. 20 Jahre – von 1994 bis Mai 2014 – führte er die SPD-Fraktion als Vorsitzender.

Recht war mehr als 20 Jahre CDU-Fraktionschef und organisiert regelmäßig Ausstellungen, vor allem zu Keldenicher Geschichte und zu namhaften Wesselinger Familien der Vergangenheit.

Bedburg

Neben zahlreichen Bürgermeistern oder altgedienten Kommunalpolitikern sticht in Bedburg der jüdische Industrielle Dr. Paul Silverberg heraus. Der 1876 geborene Silverberg war an der industriellen Entwicklung der Stadt Bedburg und des gesamten Rheinischen Kohlereviers beteiligt. 1951 wurde er ernannt, im Oktober 1959 starb er.

Elsdorf

Wie in Kerpen gibt es in der nördlichsten Stadt des Rhein-Erft-Kreises keine Ehrenbürger – da es auch keine Satzung gibt, in der unter anderem die Voraussetzungen für eine solche Auszeichnung geregelt sind. Seit ein paar Jahren gibt es eine Ehrennadel, die an Harald Schöder (Ex-Bürgermeister, SPD), Theo Schmitz (Ex-Bürgermeister, CDU), Peter Ruhnke (langjähriger Politiker, Ex-Vizebürgermeister, SPD) und Helmut Reuter (Ex-Vizebürgermeister, Ex-Ortsvorsteher, CDU) verliehen worden ist.

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