120 Geflüchtete werden in die Container-Unterkunft zwischen Hochhausen und Wahn ziehen. Einen Spielplatz konnte die Gemeinde noch nicht realisieren.
GeflüchtetenunterkunftNeues Containerdorf in Seelscheid kostet eine Million Euro

„Nicht wirklich schön“: Zahlreiche Bürger nahmen das Angebot der Gemeinde an, die Container-Unterkunft in Seelscheid-Hochhausen zu besichtigen.
Copyright: Cordula Orphal
Der zweistöckige Container-Block wirkt wie ein Fremdkörper zwischen Einfamilienhäusern, schmalen Wegen und Maisfeldern. Die neue Geflüchtetenunterkunft wurde für eine Million Euro am Rand von Hochhausen errichtet, ein kleiner Ortsteil Seelscheids an der Bundesstraße 56, unterhalb liegt das noch kleinere Dörfchen Wahn.
Wann wird die Unterkunft bezogen?
Ab August werden 120 Geflüchtete einziehen, das erfuhren die etwa 50 Bürger, die der Einladung der Gemeinde gefolgt waren und sich an diesem Abend die Einrichtung anschauten. Die Menschen hätten alle einen anerkannten Asylstatus, lebten teils seit Jahren hier, besuchten Deutschkurse oder hätten diese schon abgeschlossen, betonte Johannes Hagen, Vorstand der GKU, des gemeinsamen Unternehmens der Gemeinden Much und Neunkirchen-Seelscheid. Dieses ist unter anderem zuständig für den Bauhof und die Geflüchtetenunterkünfte.
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Musste es dieser Klotz in der dörflichen Idylle sein?
„Nicht wirklich schön“ finde sie den Klotz, kritisierte eine Anwohnerin. Warum habe man die Container nicht U-förmig angeordnet? Dann wäre auch ein kleiner Innenhof entstanden. Hagen schüttelt den Kopf. Das Grundstück im Besitz der Gemeinde sei begrenzt, den Teil, unter dem eine Gas- und eine Hauptwasserleitung verliefen, habe man nicht bebauen können.

Nicht nur die Bürger durften in der Unterkunft keine Fotos machen, auch den Bewohnern ist das nicht erlaubt.
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Wird die Unterkunft umzäunt?
Nein. Auf dem Gelände würden zehn Parkplätze angelegt und an der Feuertreppe eine kleiner, asphaltierter Fläche mit Sitzgelegenheiten unter einem Pavillon. Ein Sichtschutz solle verhindern, dass sich die Bewohner wie auf dem Präsentierteller fühlten.
Warum gibt es den bei der ersten Bürgerversammlung versprochenen Spielplatz noch nicht?
Die Gemeinde, die in Hochhausen kein Grundstück besitze, sei auf Anwohner und Landwirte zugegangen, doch bislang habe niemand Land zur Verfügung stellen wollen, sagte Johannes Hagen. Man sei weiterhin in Gesprächen. Notfalls müsse ein kleiner Spielplatz an der Unterkunft realisiert werden. Dieser solle öffentlich zugänglich und auch für die Kinder aus den benachbarten Orten nutzbar sein. In der Nähe gibt es keinen Spielplatz.
Wie viel Kinder werden in den Containern leben?
Unter den 120 Menschen verschiedener Nationalitäten sind 16 Kinder. Familien und Paare machten den Großteil aus, 21 Männer seien alleinstehend. Alle leben zurzeit auf dem alten Thurn-Gelände in Neunkirchen-Süd, die befristete Nutzungsdauer läuft aber ab, das Gelände will die GKU zum Innovationsquartier entwickeln. Die Gemeinde braucht noch andere Quartiere, von den insgesamt 199 hier Untergebrachten werden nur 48 statt wie geplant 82 zum Höfferhof verlegt. Eine Reaktion von Bürgermeisterin Nicole Berka auf die Bürgerproteste.
Wie viel Platz haben die Menschen im Container?
In den etwa 18 Quadratmeter großen Schlafräumen stehen drei Betten (davon ein Doppelstockbett), drei Spinde und ein Kühlschrank. Es gibt pro Stockwerk eine Gemeinschaftsküche mit einer Reihe von Herden, einen Raum mit Waschmaschinen und Trocknern, Sanitäranlagen und einen Sozialraum. Die Container sind nicht klimatisiert.
Ist die Unterkunft in Hochhausen auf Dauer angelegt?
Laut Gemeindeverwaltung soll es eine nur vorübergehende Lösung sein, die auf zunächst zwei Jahre befristete Baugenehmigung sei höchstens bis 2030 verlängerbar. Die Menschen könnten jetzt schon, wenn der Wohnungsmarkt es hergebe, in eigenen Wohnungen leben; wenn die Wohnsitzverpflichtung nach zwei Jahren wegfalle, auch außerhalb von Neunkirchen-Seelscheid. Das sei auch aktuell möglich in Ausnahmefällen, so Hagen, wenn jemand außerhalb eine Arbeitsstelle habe oder einen Studienplatz. Das treffe aber auf keinen der Bewohner zu.