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NeubauWarum die Gemeindewerke Ruppichteroth ihren Rekordgewinn nicht ausschütten

Lesezeit 3 Minuten
Die Gemeinde Ruppichteroth plant hier eine neue Fahrzeughalle

Der Getränkemarkt wird abgerissen, die Gemeindewerke Ruppichteroth errichten an der Brölstraße im Ortskern eine neue Fahrzeughalle.

Einen Rekordgewinn können die Gemeindewerke Ruppichteroth verbuchen. Doch eine Ausschüttung an die klamme Kommune plant der Energieversorger nicht.

Unter den kommunalen Energieversorgern sind die Gemeindewerke Ruppichteroth sicher einer der kleinsten. Doch was den Erfolg angeht, kann sich sein kleines Team durchaus mit den größeren Stadtwerken in der Region messen, meint Geschäftsführer Rolf Haenscheid. Im vergangenen Jahr wurde ein Gewinn von 430.000 Euro nach Steuern verbucht, mehr als doppelt so viel wie kalkuliert.     

Das liege zum einen an den überschaubaren Personalkosten: Auch nach Neueinstellungen stehen derzeit nur 15 Beschäftigte bei den Gemeindewerken in Lohn und Brot. Zum anderen habe man Glück gehabt: „Wenn wir mit 30 Rohrbrüchen rechnen, aber es nur 15 gibt, steigt der Umsatzerlös.“ Andererseits sei der potenzielle Kundenkreis überschaubar, denn Ruppichteroth zählt nur knapp 10.000 Einwohner.

Der Betrieb gehört der Gemeinde Ruppichteroth und den Aachener Stadtwerken

Der Betrieb ist in öffentlicher Hand, gehört zu 51 Prozent der Gemeinde Ruppichteroth und zu 49 Prozent den Stadtwerken Aachen. Üblicherweise werden die Gewinne an die Eigentümer ausgeschüttet. Doch das sei diesmal anders, trotz der klammen Finanzlage der kleinen Bröltal-Kommune.

Denn die Werke hätten erhebliche Investitionen vor der Brust, erklärt Haenscheid im Gespräch mit der Redaktion. Man sei nicht nur Energielieferant von Haushaltsstrom und Gas, sondern in weiteren Sparten unterwegs. Die Versorgung mit Trinkwasser, das Stromnetz, das Gasnetz, der Netzservice und die Straßenbeleuchtung liegen ebenfalls in der eigenen Hand.   

Sämtliche Trafostationen müssten, um sie steuerbar zu machen, nach und nach digital umgerüstet werden. Ansonsten drohten, wenn künftig immer mehr Strom durch Solar- und Windkraft eingespeist werde, Black Outs. „Schon jetzt drücken die Erneuerbaren in die Netze“, hat der Experte beobachtet. 

Investiert wird auch in den Firmensitz des wachsenden Unternehmens. Das Materiallager, in dem auch Vormontagen und Reparaturen erfolgen, soll vom Bauhof in Schönenberg an die Bröltalstraße in Ruppichteroth umziehen. Die Gemeindewerke hatten dort 2019 das ehemalige VR-Bank-Gebäude erworben, umgebaut und für das technische Personal die notwendige IT-Infrastur geschaffen. 2024 wurde zusammen mit privaten Investoren das nebenstehende Grundstück Brölstraße 7 erworben.

„Aktuell wird der alte Getränkemarkt abgerissen, anschließend das Areal geteilt“, so Haenscheid. Vorn werde der Investor ein Gebäude errichten, hinten finde die Fahrzeug- und Materialhalle mit einer Nutzfläche von rund 230 Quadratmetern Platz. Hier gebe es dann auch Ladepunkte für die Firmenflotte. Nach der Verwaltung soll auch die Technik der GWR, derzeit noch mit Verbrennern unterwegs, auf Elektrofahrzeuge umgestellt werden.

Der Abriss und Neubau bedeute auch eine optische Verbesserung des Ortskerns. 400.000 Euro fließen in die Halle, die sich sehr gut an die vorhandene Bebauung anpasse, sagt der Geschäftsführer: „Der bisherige Bau war nicht gerade ein Hingucker für den zentralen Bereich an der B 478 im Ort Ruppichteroth.“ Die Bauzeit betrage etwa ein Jahr. Finanziert wird das Projekt unter anderem durch den Verkauf des GWR-Eigentumsanteils am Bauhof an die Gemeinde Ruppichteroth.