Mit einem ungewöhnlichen Ausstellungsprojekt würdigen Carmen Vetere und Michael Donath das Schaffen von Giovanni Vetere.
Schaffen gewürdigtZum 85. Geburtstag – Kunst von Giovanni Vetere aus Eitorf reist nach Kalabrien

Veteres Kunstwerke werden gemeinsam mit ihren Fotografien gezeigt.
Copyright: Markus Peters
Ende September machte sich ein randvoll mit Kunst beladener Kleinbus auf die 2000 Kilometer lange Strecke von Eitorf bis in das kalabrische Dorf Strongoli, tief im Süden von Italien. An Bord: der Berliner Fotograf Michael Donath und die Galeristin Carmen Vetere. Zum 85. Geburtstag ihres Vaters Giovanni Vetere am 3. Dezember brachten sie seine Kunst in den Ort, aus dem er stammt.
Ohne Erinnerungen ist man niemand.
„Mein Vater kann mit dem Begriff Heimat wenig anfangen“, erläutert Carmen Vetere: „Diesen Begriff gibt es im Italienischen und in vielen anderen Sprachen überhaupt nicht. Er meinte aber immer: ‚Ohne Erinnerung ist man niemand.‘“ Die Erinnerungen an seine Kindheit, seinen Geburtsort, waren sein Halt und existenziell für das Überleben als Gastarbeiter in Deutschland.
Auch seine Kunst fußt auf diesem Fundament: „Die Idee war, die Bilder und Objekte mit ihrer emotionalen Herkunft zu konfrontieren.“ Und das gelingt erstaunlich gut. Ohne konkreten Plan lassen sich Donath und Vetere durch das Dorf treiben – und finden doch immer wieder Anknüpfungs – und Reibungspunkte.
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Berliner Fotograf verleiht der Kunst eine neue Ausstrahlung
Veteres farbige Portraits erhalten im speziellen Licht einer jahrhundertealten Kirche eine neue Ausstrahlung. Ein von ihm bemaltes Sieb erscheint in karger Landschaft so, als ob es da seit jeher hingehört. Zweimal fotografiert Donath dieses Motiv mit nur wenigen Minuten Abstand – und schafft doch zwei komplett unterschiedliche Arrangements.

Michael Donath und Carmen Vetere haben das Fotoprojekt in Kalabrien umgesetzt.
Copyright: Markus Peters
„Wir waren völlig offen und frei; wir wollten sehen, wohin uns die Arbeiten führen. Und tatsächlich haben sich die Orte und die Arbeiten gegenseitig gefunden“, meint Vetere. Sie überlässt dem Fotografen die Gestaltung der Bilder – und fährt gut damit.
Mitunter ist das Glück auf der Seite des Duos. Eine Arbeit kombiniert sich ideal mit den farbigen Paletten eines Supermarkts, die bereits am kommenden Tag wieder verschwunden sind; ein anderes Mal dient das defekte Fenster einer Werkstatt als Platzhalter für eine Glasarbeit.
In Carmen Veteres Galerie Incontro kann man jetzt das Ergebnis dieses Austauschs erleben. In einer intensiven Schau hängen Giovanni Veteres Arbeiten neben den Fotografien, die in Strongoli und der Umgebung entstanden sind. Auch für die Galeristin ist das ein emotionaler Prozess.
„Ein Tuch, das wir zeigen, stammt aus der Aussteuer der Tante, nach der ich benannt wurde. Mein Vater und seine Brüder haben das Leinen angebaut und bearbeitet; die eine Tante hat es gewebt, eine andere bestickt.“ Es hatte jahrelang im Schrank gelegen, ehe es von Vetere für dieses Projekt bemalt wurde.
Mit 18 Jahren kam der Künstler zur Fabrikarbeit nach Troisdorf
Diese Arbeiten zeigen, was Migration mit einem Menschen macht; was es bedeutet, seine Wurzeln immer bei sich zu tragen, ist die Ausstellungsmacherin überzeugt: „Mein Vater ist mit 18 freiwillig aus Strongoli weggegangen, weil ihm das Dorf zu eng wurde. Und dennoch bleiben Liebe, Heimweh und die Prägung bestehen.“ Etwas, das Carmen Vetere gut nachvollziehen kann: „Für mich ist Strongoli ebenfalls Heimat und ein wichtiger Teil von mir. Ich bin jedes Jahr dort gewesen, seit ich klein bin; ich habe dort Laufen und Schwimmen gelernt. Viele Menschen dort sind mir nah.“
Carmen Vetere brachte nicht nur die Fotografien aus Kalabrien mit, sondern auch 85 historische Dachziegel, die teilweise mehr als 100 Jahre alt sind. Einige von ihnen wurden von Giovanni Vetere für die Ausstellung bemalt. Für ihn ist die Schau ein besonderes Geschenk zum 85. Geburtstag geworden: „Als mein Vater die Fotos sah, hatte er Tränen in den Augen. Er sagte mir später, dass er seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr so berührt gewesen sei.“
Die Ausstellung „Ohne Erinnerungen ist man niemand - Giovanni Vetere zum 85. Geburtstag“ wird bis zum 1. Februar in der Galerie Incontro, Schümmerichstraße 1, Eitorf gezeigt. Die ausgestellten Fotos gibt es zudem in einer Box. Gleichzeitig läuft im Erdgeschoss der Galerie eine Retrospektive zu Vetere.

