Schatten über FeuerwerkenWeco hofft nach zahlreichen Absagen auf den Silvesterumsatz

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Die Kölner Lichter sind eine der größten Veranstaltungen, die die Eitorfer Firma Weco betreut.

Die Kölner Lichter sind eine der größten Veranstaltungen, die die Eitorfer Firma Weco betreut.

Eitorf – Die Absage von „Rhein in Flammen“ war bitter, wenn auch nicht unerwartet: Georg Alef, Chef-Pyrotechniker von Deutschlands größtem Feuerwerkshersteller Weco, kann sie sogar nachvollziehen, wie er sagt. „Eine solche Großveranstaltung ist unter Coronabedingungen nicht durchzuführen.“ Traurig sei es dennoch, die Veranstaltung schon zum zweiten Mal ausfallen lassen zu müssen, für die Weco seit zwölf Jahren den Nachthimmel verzaubert.

Besonders für seine Frau Brigitte, die mit ihrer Kollegin Nicole Solbach das Abschlussfeuerwerk in der Bonner Rheinaue choreographiert hätte. „Sie hätte sich jetzt in die Planungen gestürzt, der künstlerische Ausdruck fehlt ihr nun.“ Kunst ist eine Sache, Geschäft eine andere: „Was für uns hart ist, ist die Tatsache, dass bereits in diesem Jahr die gesamte Großfeuerwerkssaison coronabedingt ins Wasser gefallen ist und wir hier keine Aufträge bekommen haben.

Entscheidung über „Kölner Lichter“ noch Ende dieses Jahres

Auch Hunderte Profi-Großfeuerwerker, die bei uns Feuerwerk und Zubehör kaufen, haben in diesem Jahr kaum Aufträge platziert“, erläutert Pressesprecher Oliver Gerstmeier auf Anfrage. Zwischen 100 und 125 Großfeuerwerke seien durch die Pandemie bundesweit abgesagt worden, schätzt Alef. Ob die „Kölner Lichter“ am 10. Juli stattfinden können, für die er seit zwei Jahren plant, weiß er nicht. Nahezu täglich telefoniere er mit dem Veranstalter Werner Nolden, Ende es Jahres soll eine Entscheidung fallen.

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Expansionspläne

Rund 250 Mitarbeiter arbeiten am Standort in Eitorf, die Schwesterwerke in Kiel und Freiberg haben zusammen 150 Beschäftigte. Im kommenden Jahr will Weco in Eitorf expandieren. Ein 13 000 Quadratmeter großes Gelände mit einem 1700 Quadratmeter großen Gebäude hat die Logistikabteilung bereits bezogen, ein 4800 Quadratmeter großer Neubau mit Büroräumen und Lager wird derzeit errichtet. Das neue Hochregallager mit Kapazität für 5400 Europaletten soll im April 2021 fertig werden. Der Bau eines neuen Labors war ebenfalls geplant, ist aber vorerst auf Eis gelegt.

Im kommenden Jahr will Europas Marktführer die Raketenanlagen aller Standorte umrüsten. In der nächsten Saison werden die Raketen frei von Kunststoff produziert. Spitzkappe und Zündschnur-Abdeckung sollen dann aus Pappe gefertigt werden. (seb)

Finanziell könne Weco diese Absagen abfedern, sagt Gerstmeier: „Unser eigener Ausfall beschränkt sich aus kaufmännischer Sicht nur auf einen geringen Anteil unseres Gesamtjahresumsatzes.“ 95 Prozent davon macht das Unternehmen durch das Silvestergeschäft. Und das laufe ungebrochen gut, Weco plane auf gleichem Umsatzniveau wie im Vorjahr, so der Sprecher. Während große Baumärkte wie Hornbach und Bauhaus dieses Jahr auf den Verkauf von Feuerwerk verzichten, haben Filialisten wie Aldi, Lidl, die Rewe-Gruppe oder Kaufland Warenmengen auf Vorjahresniveau geordert. 140 000 gepackte Europaletten liegen in den Weco-Lagern zum Abtransport bereit.

„Silvester ist einmal im Jahr, das brauchen die Menschen“

Allerdings sind diese Bestellungen lange vor Ausbruch der Pandemie bei Weco eingegangen, das Silvestergeschäft wird mit zwölf Monaten Vorlauf geplant. Eine Prognose für 2021 könne man noch nicht abgeben, sagt Gerstmeier: „Maßgeblich wird die Bewertung des Abverkaufserfolgs sein.“ Denn was in den Geschäften liegenbleibt, geht an Weco zurück. Den beliebten Werksverkauf drei Tage vor Jahresende hatte das Unternehmen abgesagt.

Einen Teil der Überraschungspakete habe man Anfang November im eigenen Online-Shop angeboten, wo Feuerwerk ganzjährig gegen eine Ausnahmegenehmigung verkauft werden darf: „Die Pakete waren bereits am ersten Tag vergriffen.“ Online habe Weco in diesem Jahr mehr Umsatz generiert als zuvor. Dennoch mache das digitale Geschäft nur einen verhältnismäßig kleinen Anteil aus, dieser Vertriebskanal soll aber ausgebaut werden. Raketen und Böller zu verbieten, davon hält Georg Alef nichts.

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„Silvester ist einmal im Jahr, das brauchen die Menschen.“ Außerdem sei Feuerwerk coronakonform, acht Meter Abstand zu anderen müssen beim Zünden eingehalten werden. Falle es aus, „verliere ich meinen Job, wir gehen in die Insolvenz“. Doch nicht nur das: „Feuerwerk ist doch nicht bloßes Frust wegböllern. Es gibt Hoffnung.“ Das ist auch sein Thema für das musiksynchrone Feuerwerk der „Kölner Lichter“, ersonnen bereits vor der Pandemie: „Phönix, eigentlich ja prädestiniert für diese Zeit . . .“

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