Bei einem Fotoshooting mit Daniel Reinisch entstanden Porträts, die die jungen Menschen mit Handicaps bewusst selbst und selbstbewusst mitgestaltet haben.
Galerie im RathausInklusive Jugendgruppe Fotos voller Lebensfreude in Hennef

Die inklusive Jugendgruppe, die sich im Jugendzentrum Key trifft, hat nach einem Fotoshooting die Ausstellung „Einzigartig Sichtbar“ im Foyer des Rathauses präsentiert. Jan und Sophia haben sich als Paar ablichten lassen.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
„Diese Leichtigkeit“, Fotograf Daniel Reinisch kommt bei der Vernissage für die Ausstellung „Einzigartig sichtbar“ in Hennef immer noch ins Schwärmen. Die inklusive Jugendgruppe, initiiert vom Amt für Kinder, Jugend und Familie, hat mit ihm einen ganzen Tag ein Fotoshooting gehabt. Rund 850 Aufnahmen sind entstanden, 30 Bilder wurden jetzt im Foyer des Rathauses erstmals der Öffentlichkeit und auch den Models präsentiert. Bürgermeister Mario Dahm schnitt symbolisch ein goldenes Band durch.
Der Titel trifft ziemlich präzise, was da entstanden ist. Bewusst selbst und selbstbewusst haben die jungen Menschen im Alter von 17 bis 28 Jahren sich vor die Kamera gestellt. Manche hatten eigene Kleidung mitgebracht, andere bedienten sich aus dem dem Fundus der Studiobühne aus Siegburg, die gerne ausgeholfen hatte. Mit Melda Temiz war eine professionelle Make-up-Artistin am Set, die die Haare machte und schminkte.

Bürgermeister Mario Dahm schnitt das symbolische goldene Band durch, erstmals konnten die Models ihre Bilder sehen.
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„Es war ein anstrengender, wunderschöner, besonderer Tag“, erinnert sich Reinisch, der zehn Stunden durchfotografierte. Er kannte die Jugendlichen schon vorher, hatte bei einer Disco in „Goldis Stadtcafé“ mal fotografiert. Sandra Delgado, die mit Anna Seidel die inklusive Gruppe seit Oktober 2023 organisiert, hatte ihn über eine Freundin ins Boot geholt - und ihn mit der Idee von Studiobildern begeistert.
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Auch Melda Temiz, die Visagistin, kam über einen persönlichen Kontakt dazu. Sie reiste sowohl zum Shooting wie zur Vernissage eigens aus Wuppertal an. Delgado hatte mit ihrer Mutter mal eine Kur gemacht, der Kontakt blieb erhalten. „Diese Atmosphäre, der ganze Vibe vor Ort“, freute sie sich noch immer. „Wenn die so was ein zweites Mal machen, bin ich sofort dabei.“

Christin zeigt stolz ihr Bild, das Kleid hat sie eigens zum Fotoshooting mitgebracht.
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„Die Bilder sind alle so schön“, lobte Tim, „wir haben uns geschminkt und helle Sachen angezogen. Der Daniel hat das richtig gut gemacht.“ Stolz zeigt er sein Porträt, das nun bis zum 31. Oktober im Foyer hängen wird. Es wirkt so lebendig, so voller Lebensfreunde. Das ist auch, was Angelika Hagen, Mutter von Christin, so bewegt: „Ich bin so gerührt und gefesselt. Da kann ich sofort den wahren Menschen erkennen, keine Maske.“
Ihre Tochter Christin zeigt ihre Aufnahme gerne, macht davor die Pose, die sie beim Shooting eingenommen hat. „Die Melda und noch eine andere Frau haben mir Locken gemacht und mich geschminkt.“ Sie hat ein Kleid mitgebracht, ihr Blick schweift auf dem Foto in die Ferne. Svenja ist ganz klar: „Mein Bild ist supercool. Das Posen hat mit Spaß gemacht.“
Das mischt sich gut durcheinander.
Inklusiv ist die Gruppe erst im Laufe der Zeit geworden. Zum Start gab es eine Anschubfinanzierung und aufwändige Aktionen: Phantasialand, Lasertag, Bläck-Fööss-Konzert. Zunächst kamen einige wenige nicht behinderte Jugendliche. Doch später waren die Menschen mit Handicaps unter sich. Erst als sie zu ihren Treffen am ersten Samstag im Monat ins Jugendzentrum Key umzogen, änderte es sich. „Das mischt sich gut durcheinander“, weiß Delgado.
Für das Date mit dem Fotografen waren aber exklusiv die festen Gruppenmitglieder angesprochen. „Das war sehr gute Arbeit“, macht David klar, „es war sehr interessant mitzumachen und das hat viel Spaß gemacht.“ Er sitzt rücklings auf einem Stuhl, fröhlich blickt er nach rechts aus dem Bild. „Das Fotoshooting war toll“, schwärmt Sophia, „die Locken hat die Melda gemacht.“
In der Gruppe soll Verselbständigung erreicht werden
Auch ein Pärchenfoto ist darunter. „Ich bin mit der Sophia fotografiert worden“, sagt Jan. Mit ihr ist er seit Jahren zusammen. Er ist auch noch aktiv bei der Siegburger Feuerwehr, der erste Samstag im Monat aber ist für die Treffen in Hennef reserviert. Gerne denkt er an das Bläck-Fööss-Konzert zurück.
Die Gruppe ist stabil, Delgado denkt über die Themen der Zukunft nach. „Wir wollen Verselbständigung erreichen“, beschreibt sie, „wie lerne ich jemanden kennen, wie kann ich mich verlieben, wie selbstständig Sexualität erleben?“ Ihre Kollegin Anna Seidel geht nochmal auf das Projekt an: „Wir wollten mehr Sichtbarkeit erreichen. Menschen mit Handicaps werden an den Rand gedrängt.“

Sandra Delgado (l.) und Anna Seidel überreichten dem Fotografen Daniel Reinisch ein großformatiges Bild mit Janina.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dankt sie: „Die waren immer authentisch, immer echt. Und sie waren megastolz.“ Die 30 großformatigen Fotografien sind zu den Öffnungszeiten des Rathauses im Foyer zu sehen. Wer die Ausstellung selber zeigen möchte, kann sich gerne an Sandra Delgado und Anna Seidel beim Amt für Kinder, Jugend und Familie wenden, 02242/888-474 oder per Mail inklusion@hennef.de.