Neu gegründetSchwimmschule „Nessy“ bietet Gratiskurse für geflüchtete Kinder an

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Valentin Kaymer (links) und Bünyamin Sarikaya haben es Kindern aus geflüchteten Familien ermöglicht, schwimmen zu lernen. 

Hennef – Dieses Nachsitzen macht Spaß: Fataah (13), Ayni (10), Ifrah (9) und Abiir (8) stoßen sich vom Rand ab, tauchen nach Ringen, schwimmen mit und ohne Poolnudel durchs Becken. Die Geschwister einer Flüchtlingsfamilie aus Somalia und ihre Freundin Kacy (12) haben sichtlich Freude am zusätzlichen Unterricht. Sie hatten an einem Intensivkurs der Schwimmschule „Nessy“ teilgenommen, waren aber noch nicht ganz fit fürs Seepferdchen.

„Wir achten auch sehr auf den Schwimmstil“, erklärt Valentin Kaymer. Der Hennefer und Bünyamin Sarikaya (beide 22) aus Sankt Augustin haben „Nessy“ vor einem Jahr aus der Taufe gehoben. Und wurden durch Corona ausgebremst. Schnell reagierten sie auf Auflagen, schafften Tauchermasken an, als zeitweise sogar im Wasser Maskenpflicht galt.

Das junge Unternehmen bekam für die Lockdown-Monate November und Dezember Überbrückungshilfe. Ende März konnte „Nessy“ durchstarten.

Rhein-Sieg-Kreis: Die Nachfrage an Schwimmkursen ist hoch

Wie bei anderen Schwimmschulen steht die Kundschaft Schlange. „Manche Eltern fahren 80 Kilometer, um ihre Kinder zu bringen“, berichtet Kaymer. Für die Kurse, vom Babyschwimmen über die Wassergewöhnung für Kleinkinder bis hin zum Fortgeschrittenen-Kurs, engagieren die Studenten Schwimmlehrer. Beckenzeiten haben sie zurzeit in Niederpleis, in der Sportschule Hennef und im Kurhaus am Park gebucht. Für den zweiwöchigen Anfänger-Intensivkurs berechnen sie 300 Euro.

Sarikaya und Kaymer wollen aber auch Kindern aus Familien, die sich das nicht leisten können, die Teilnahme ermöglichen. So verzichteten sie beim Kurs mit den Kindern aus Somalia, in dem fünf weitere Jungen und Mädchen aus Migrationsfamilien mit von der Partie waren, komplett auf den Beitrag von insgesamt 3000 Euro.

„Zum Teil hatten die Kinder noch nie ein Schwimmbad von innen gesehen“, erzählt Kaymer. „Auf jeden Fall die Selbstrettung“ sei ein Ziel des Intensivkurses gewesen, sagt Sarikaya und verweist auf das Problem der großen Zahl von Nichtschwimmern. Gratis-Kurse soll es daher auch künftig geben. Allerdings suchen die „Nessy“-Gründer dafür Spender und Sponsoren, um nicht allein die Kosten tragen zu müssen.

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Nach ihrem Studium wollen sich Valentin Kaymer und Bünyamin Sarikaya auf die Schwimmschule fokussieren. Daran hätten sie Spaß, sagen die beiden, obwohl sie mit einigen Problemen zu kämpfen haben. So wollten Banken sie nicht als Kontokunden haben. „Der größte Knackpunkt aber ist, an Beckenzeiten zu kommen“, sagt Kaymer.

Dabei, so Sarikaya, seien viele Schwimmbäder, insbesondere die städtischen, nicht optimal ausgenutzt, was vermutlich an Personalmangel liege. Die 22-Jährigen haben sogar schon daran gedacht, selbst ein Lehrbassin zu bauen und das über Crowdfunding zu finanzieren. „Wir sind dankbar für jeden, der uns dabei hilft.“

Dankbar sind auch Fataah, Ayni, Ifrah, Abiir und Kacy, die jetzt schwimmen können. „Schön“ sei es mit Schwimmlehrerin Alena Huhn gewesen, „Spaß“, habe es gemacht, „ja klar!“ „Die finden das ganz toll, die würden am liebsten jeden Tag schwimmen gehen“, sagt ihre ehrenamtliche Betreuerin.

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