Das Landgericht Bonn verurteilte die 32 und 30 Jahren alten Brüder wegen bandenmäßiger Urkundenfälschung und Betruges zu mehrjährigen Freiheitsstrafen.
Brüder verurteiltHennefer verdienten mit gefälschten Zertifikaten im Monat 10.000 Euro

Die Polizei führt bei der Razzia 2024 wegen gefälschten Sprachzertifikaten in Hennef-Hossenberg einen Verdächtigen ab.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Der tiefe Fall zweier Brüder: Nach einem Leben im Luxus mit teuren Autos, Uhren und Kleidung kamen sie ins Gefängnis, ihre Eigentumswohnung in Hennef mussten sie mit einer Zelle in der Untersuchungshaftanstalt tauschen.
Demnächst werden sie in den normalen Strafvollzug einrücken müssen, denn die 3. Große Strafkammer des Bonner Landgerichts hat die 32 und 30 Jahren alten Brüder wegen bandenmäßiger Urkundenfälschung und Betruges zu Freiheitsstrafen von fünf Jahren und drei Monaten beziehungsweise sechs Jahren verurteilt. Ein dritter Komplize, 29 Jahre alt, erhielt vier Jahre Haft. Er hatte vor allem als Handlanger gearbeitet.
Die Angeklagten und ihre drei Komplizen fälschten seit 2022 fast 1500 Sprachzertifikate
Die Angeklagten haben nach Erkenntnissen des Gerichts mit drei gesondert verfolgten Komplizen seit 2022 fast 1500 Sprachzertifikate gefälscht, die Migranten benötigen, um für ihren Aufenthaltsstatus oder bei einer Einbürgerung Kenntnisse in der deutschen Sprache nachzuweisen. Dafür legten Hennefer Internetseiten von fiktiven Sprachschulen in mehreren deutschen Städten an, über die sie für 800 bis 2200 Euro die vermeintlich erworbenen Testate an die Zuwanderer verkauften.
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Gegen die Ausländer, die diese Urkunden erworben haben, laufen Verwaltungsverfahren, in denen ihr Status erneut geprüft wird. Allein mit diesen Betrügereien sollen die Angeklagten einen Umsatz von anderthalb Millionen Euro gemacht haben.
In ihrem „Hunger nach Profit“, so die Vorsitzende Richterin, fälschten die Brüder seit 2019 darüber hinaus Urkunden, die Autofahrern nach einem Führerscheinentzug wegen Alkohol- oder Drogenfahrten bei Medizinisch-Psychologischen Untersuchungen (MPU) als Nachweis der Abstinenz dienten. Um glaubwürdig zu erscheinen, erfanden die zwei Angeklagten ein Labor in Köln, das diese forensisch toxikologischen Befunde ausstellte. Diese wurden von den Abnehmern dann den Straßenverkehrsbehörden vorgelegt. 500 bis 800 Euro kostete solch ein Falsifikat.
Prozess gegen Brüder aus Hennef: Die Angeklagten waren spielsüchtig
Das Geschäft lief offenbar glänzend, denn die Brüder verdienten damit laut Gericht pro Monat 10.000 Euro, von denen sie allerdings gut die Hälfte bei Glücksspielen verzockten. Alle drei Angeklagten waren spielsüchtig und machen mittlerweile eine Suchttherapie. Der Rest des Geldes ging für Luxusgüter drauf.
Der 30-jährige Bruder wurde zudem wegen Computerbetrugs verurteilt. Er hatte mit drei bisher unbekannten Männern Daten eines Bankkunden verwendet, um per Onlinebanking von dessen Konto Geld in einer Gesamthöhe von 52 000 Euro abzuheben.
Alle Angeklagten haben Geständnisse abgelegt, sie müssen die durch die Taten eingenommenen Erträge von fast einer Million Euro zurückzahlen. Das dürfte Jahre dauern, denn das Luxusleben ist vorbei. Einer arbeitet als Putzmann, ein weiterer hat nach dem Gefängnis eine Stelle im Garten- und Landschaftsbau in Aussicht.