Gleich an mehreren Stellen im Rhein-Sieg-Kreis konnten Privatleute ihre Äpfel gegen Saft eintauschen.
„Rekordverdächtig“In Hennef und Königswinter wurden tonnenweise Äpfel zum Saftpressen abgegeben

Äpfelabgabe beim Baumarkt Klein in Königswinter-Oberpleis für die Biologische Station des Rhein-sieg-Kreises drei Container haben dieses Jahr nicht gereicht
Copyright: Ralf Klodt
Der Saft schmeckt: Dessen haben sich Till (4) und Paul (6) vergewissert. Ihr Apfelbaum im Garten in Troisdorf hat einige Körbe Früchte ergeben. Vorher hat Paul geprüft, um welche Sorte es sich handelt: Ontario. Die wandern nun durch die Saftpresse der Obstfreunde Siegtal in Hennef. Minuten später können die beiden Geschwister ihren eigenen Apfelsaft, abgefüllt in Plastikbeutel, in Kartons stecken und mit nach Hause nehmen.
„Die Ernte war in diesem Jahr übermäßig gut, bombastisch gar – wir können gar nicht alles pressen, was geerntet wurde“, sagt Birgit Baumann von den Obstfreunden. Bis Mitte Oktober seien alle Termine ausgebucht. „Wir pressen jeden Samstag und Sonntag, haben aber oft noch den Freitag oder den Montag dahinter gehangen“, sagt sie. Ab 50 Kilo nähmen sie hier in Uckerath Lieferungen entgegen. „Die größte in dieser Saison waren bisher drei Tonnen.“
Die Saftpresse aus Uckerath wird 2026 umziehen nach Zumhof
Jede Menge Äpfel also. Das liege an den optimalen Wetterbedingungen in diesem Jahr, erklärt Willi Dinspel: „Im Frühjahr haben die Temperaturen gepasst und die Bienen haben alles befruchtet, was sie an Blüten finden konnten. Eine Polle braucht sieben Tage, bis sie deren Kern erreicht hat – wenn es in diesem Zeitraum nochmal Frost gibt, erfriert die Blüte – das war aber nicht der Fall.“ Fachleute wie er sprächen von einem „Mastjahr.“
Alles zum Thema Oberpleis
- Kreisliga A Der SV Bergheim erobert die Tabellenspitze
- Bezirksliga 1. FC Niederkassel hofft auf den Start einer Serie
- Fußball-Bezirksliga TuS Oberpleis stürmt nach 7:1 an die Tabellenspitze
- Fußball-Mittelrheinliga Jan Mowitz vom FC Hennef ackert, kämpft und trifft
- Aus 1:2 mach 3:2 Siegburger SV 04 entführt drei Punkte aus Frechen
- Kommunalwahl Lutz Wagner (61) will beim Klimaschutz in Königswinter Kurs halten
- Apfelsaison Hier kann man im Rhein-Sieg-Kreis Äpfel pflücken, Apfelsaft pressen und mehr

Willi Dinspel von den Obstfreunden Siegtal weiß alles über die Apfelsorten, die vor ihm liegen. Einige hat er selbst gezüchtet.
Copyright: Marius Fuhrmann
Anders als an anderen Sammelstation erhalten in Hennef-Uckerath die Kundinnen und Kunden den Saft ihrer eigenen Äpfel. „Nur verfault sollten sie nicht sein: Denn wenn Sie da nicht reinbeißen wollen, warum wollen Sie das noch trinken?“, sagt Dinspel. Die Äpfel werden von der Presse zerkleinert und der Saft auf 80 Grad erhitzt, um alle Keime abzutöten. Von dort kann er in Plastikbeutel abgefüllt werden und ist dann zwei Jahre haltbar. Was übrig bleibt, dient als Tierfutter. „Wir geben alles der Natur zurück, bis auf den Plastikbeutel“, sagt Dinspel.

In Tüten abgefüllt können Till (4) und Paul (6) ihren Apfelsaft mit nach Hause nehmen.
Copyright: Marius Fuhrmann
„Wir tun das hier, weil wir uns dem Generationenvertrag verpflichtet fühlen.“ Früher habe der Großvater für die Enkel die Bäume gepflanzt. Auf seinen Wiesen wüchsen sogenannte alte Obstsorten. „Das sind Apfelsorten, die seit mindestens 100 Jahren angebaut werden. Einige kennen wir nachweislich schon seit dem 15. Jahrhundert. Diese bewahren wir, denn wir wissen nicht, welche Resistenzen einmal gegen den Klimawandel gebraucht werden“, sagt Dinspel, der die Saftpresse im kommenden Jahr an die nächste Generation weitergeben wird. Ab September 2026 steht der Anhänger bei Anika und Detlev Müller, die in Zumhof leben.
In Oberpleis reichten drei Container für die abgebenen Äpfel nicht aus
Auch an anderen Orten im Rhein-Sieg-Kreis wurde am Wochenende gesammelt. „Rekordverdächtig“ nennt Dieter Steinwarz das, was allein am Samstag zu den Sammelstellen der Biologischen Station in Eitorf und Königswinter gebracht wurde. In Oberpleis reichten drei Container nicht aus, die Organisatoren mussten sich mit Big Packs behelfen. „In Eitorf gab es ebenfalls lange Schlangen, wir haben bestimmt 20 Kubikmeter zusammen.“ In Oberpleis sei die Menge immer größer, da es dort mehr Obstwiesen gebe.

Äpfelabgabe beim Baumarkt Klein in Königswinter-Oberpleis: Die Biologische Station des Rhein-Sieg-Kreises gab Saft für die abgebenen Äpfel ab.
Copyright: Ralf Klodt
„Wir merken das aber schon an unseren eigenen Streuobstwiesen, die wir als Biologische Station betreiben. Auch da ist der Behang ausgesprochen groß, bei allen Obstsorten.“ Die gesammelten Äpfel würden zu einer Kelterei in Bad Hönningen gebracht, der Saft sei später in hiesigen Supermärkten zu kaufen. „Als Apfelsaft von Streuobstwiesen des Rhein-Sieg-Kreises, das steht auch so auf dem Etikett“, betont Steinwarz.
Einige Flaschen, je nach Menge, erhielten die Anliefernden, nachdem sie ihre Fahrzeuge leergeräumt hätten. In Eitorf fahren sie vorher und nachher über eine Autowaage, dann gibt es den Saft – allerdings nicht den eigenen. „Wir haben genug Flaschen da“, versichert Steinwarz. Für ihn sei es entscheidend, die Menschen zu belohnen.
„Wir wollen den Lebensraum Obstwiese stärken, weil wir hier Naturschutz betreiben. Die Menschen müssen ihre Obstwiese wertschätzen und sie pflegen, damit das Obst nicht einfach verfault. Das geht nur, wenn sie etwas dafür bekommen, nämlich Saft.“ Im Rhein-Sieg-Kreis gebe es die meisten Streuobstwiesen aller Landkreise in Nordrhein-Westfalen. „Im Rheinland haben wir mehrere hundert Apfelsorten, es ist eine reizvolle Obstwiesenlandschaft. Nur durch Pflege erhält man die Vielfalt.“