Bargeld ist anonym und traditionell, und wird in einigen Bereichen immer noch notwendig bleiben. Kartenzahlung ist sicher, bequem und die Zukunft.
Datenkraken vs. ÜberblickWas für und gegen Bargeld und Kartenzahlung spricht

Bargeld oder Kartenzahlung: Es gibt Argumente für beide. (Symbolbild)
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Wie es um die Akzeptanz von Bargeld und Kartenzahlungen bei Händlern, Gastronomie und öffentlichen Betrieben steht, haben wir in Rhein-Sieg nachgefragt. Auch bei den Redakteurinnen und Redakteuren herrschen unterschiedliche Meinungen.
Pro Bargeld
Klaus Heuschötter hält Bargeld für notwendig und praktisch.
Wie hieß es doch immer so schön: Bargeld lacht. Mit Scheinen und Münzen im Portemonnaie kamst du überall durch, beim Friseur, im Restaurant, in der Autowerkstatt, am Ticketschalter. Darauf konnte man sich verlassen, hier waren sich alle einig.
Mittlerweile aber hat das Bargeld vielerorts ausgelacht. So mancher steht verstört im Parkhaus, sucht am Automaten vergeblich den Münzeinwurfschlitz. Für einen Euro tatsächlich die Karte bemühen? Ja, das geht in einigen Garagen nicht mehr anders. Wer sie nicht dabei hat, muss das Auto stehen lassen und später mehr blechen.
Keine Chance für Datenkraken mit Bargeld
Im Notfall mal jemanden höflich fragen, ob er mit Kleingeld aushelfen kann, ist kein Problem. Aber: Können Sie mir bitte mal kurz Ihre EC-Karte leihen? Das geht nicht. Auch Menschen, die gar kein Girokonto haben, sind in der smarten bargeldlosen Welt abgeschrieben.
Das Argument, dass das viele Kupfergeld lästig falle, lasse ich nicht gelten. Wer ein flaches Portemonnaie haben will, kann beim Bezahlen aufrunden. Noch besser: Die Geschäfte machen runde Preise statt der unsinnigen 98 oder 99 Cent hinterm Komma – oder verführt das noch irgendwen zum Kauf?
Ein weiterer Vorteil des Baren ist, dass Datenkraken keine Chance haben, Verbraucher zu durchleuchten. Zum Schluss noch eine Anekdote aus Urlaub: In einem Husumer Café gilt nur Kartenzahlung, immerhin werden Besucher schon an der Tür darauf hingewiesen. Beim Zahlen fragte ich die Bedienung, wie ich das denn jetzt mit dem Trinkgeld machen solle. „Das können Sie mir bar geben“, lautete die Antwort. Da lacht es also doch noch.
Contra Bargeld
Anica Tischler sieht Kartenzahlung als sicher und zeitsparend.
Habe ich immer noch grundsätzlich etwas Bargeld bei mir? Ja, durchaus. Finde ich es trotzdem bequemer, auch kleinere Beträge mit Karte zu zahlen? Auf jeden Fall. Vor allem, wenn ich mit der Bezahl-App auf dem Handy zahlen kann und nicht noch mein Portemonnaie aus dem Rucksack kramen muss. Es spart einfach Zeit, und ich muss das Geld nicht auch noch abzählen.
Manche mögen es faul nennen, aber ich behalte so besser den Überblick. Ich sehe im Online-Banking – egal ob physische Kartenzahlung oder Handy-App – sofort, welcher Betrag von wem abgebucht wurde und wie viel ich übrig habe. Das hilft mir zu haushalten.
Sicherheitsmaßnahmen sind heute wesentlich besser als vor ein paar Jahren
Sicherheitsbedenken, was die „Spuren der Kartenzahlung“ angeht, halte ich inzwischen für aus der Zeit gefallen. Wenn ich nicht über meine Karte digital nachverfolgbar bin, dann bin ich es über Standortabrufe auf dem Smartphone, Webseiten, auf denen ich eingeloggt bin oder war, eine Paybackkarte oder sonstige Dienste – unsere Daten sind überall verstreut, das lässt sich kaum noch vermeiden. Wer heutzutage digital nicht verfolgbar sein will, muss komplett offline sein – und mal ehrlich, wer ist denn heute völlig offline?
Sicherheit ist trotzdem ein Thema. Doch die Mechanismen von Chip-Technologie und Pin-Codes sind heute wesentlich stärker als noch vor einigen Jahren. Das Gefühl, dass Daten „abgefischt“ werden können, finde ich also nur bedingt nachvollziehbar. Auf Bargeld muss ich genauso achten, damit es nicht gestohlen wird, wie auf meine Karte. Und ist „nur“ die Karte weg, kann ich sie sofort sperren. Ist das Bargeld weg, ist der Verlust nicht aufhaltbar.