Die Stadt will 2026 den Hebesatz für die Grundsteuer B auf 550 Prozent anheben. Der Hebesatz für die Grundsteuer A soll unverändert bleiben.
Haushaltslöcher stopfenStadt Köln will die Grundsteuer anheben

Blick über Köln. Die Grundsteuer auf Wohn- und Gewerbeimmobilien soll 2026 steigen.
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Nach höheren Gebühren für Abfall, Abwasser und Straßenreinigung kommt der nächste Finanz-Hammer auf die Kölnerinnen und Kölner zu: Auch die Grundsteuer in Köln soll im kommenden Jahr steigen. Die Stadt Köln, die mit einer schweren Haushaltskrise kämpft, will 2026 den Hebesatz für die Grundsteuer B für bebaute und unbebaute Grundstücke auf 550 Prozent anheben. Zurzeit beträgt er 475 Prozent. Die Erhöhung betrifft sowohl Eigentümer als auch Mieter von Wohn- und Gewerbeimmobilien. Vermieter können die Grundsteuer auf ihre Mieter umlegen, daher betrifft die Erhöhung praktisch jeden in Köln.
Wer für seine Wohnung in Köln bislang jährlich 200 Euro Grundsteuer bezahlt – egal ob als Mieter oder Eigentümer –, muss nach den Plänen der Stadt im kommenden Jahr mit rund 32 Euro Mehrbelastung rechnen. Für ein Einfamilienhaus, das bislang 600 Euro Grundsteuer pro Jahr kostet, würden künftig knapp 695 Euro fällig. Der Hebesatz für die Grundsteuer A (land- und forstwirtschaftliche Flächen) in Höhe von 165 Prozent soll unverändert bleiben.
Bis 2024 betrug der Hebesatz der Grundsteuer B in Köln 515 Prozent. Wegen der Grundsteuerreform des Bundes, die 2025 in Kraft trat, wurde er dieses Jahr gegen die ausdrückliche Empfehlung von Stadtkämmerin Dörte Diemert auf 475 Prozent abgesenkt. So wollte es die Politik, um höhere Belastungen für Mieter und Eigentümer von Wohnraum zu vermeiden. Denn im Zuge der Grundsteuerreform wurden viele Wohnimmobilien von den Finanzämtern deutlich höher bewertet als bisher, was ohnehin zu einer höheren Steuerlast führte.
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Höhere Grundsteuer verteuert Wohnen in Köln
Die Kämmerin hatte voriges Jahr vorgeschlagen, den Hebesatz von 515 Prozent beizubehalten, um Mehreinnahmen in Höhe von rund 23 Millionen Euro pro Jahr zu generieren. Doch die Politik entschied sich für eine Senkung, um Mieter und Eigentümer, die durch die Reform ohnehin Mehrkosten hatten, nicht noch mehr zu belasten. Doch nachdem die Kämmerin vor wenigen Wochen eine Haushaltssperre verhängen musste, weil die Stadt 2025 auf ein Haushaltsdefizit in Höhe von 582 Millionen Euro zusteuert, dürfte es mit der Zurückhaltung der Politiker jetzt vorbei sein.
Die geplante Erhöhung der Grundsteuer B ist am kommenden Montag Thema im Verwaltungsausschuss des Stadtrats und eine Woche später im Finanzausschuss. Der Stadtrat könnte sie am 16. Dezember beschließen. Den aktuellen Doppelhaushalt 2025/2026 hatte die Bezirksregierung angesichts der hohen Defizite nur unter der Auflage genehmigt, dass die Stadt Köln weitere Konsolidierungsmaßnahmen ergreift. Dazu gehört neben der Senkung von Ausgaben auch die Erhöhung von Steuern.
Mit einem Hebesatz der Grundsteuer B von 515 Prozent befindet sich die Stadt Köln derzeit eher im unteren Mittelfeld. Unter den zehn größten deutschen Städten liegen nur Frankfurt am Main (500) und Düsseldorf (440) darunter. Die höchsten Hebesätze haben Berlin (800), Bremen (695), Essen (670), Leipzig (650) und Dortmund (610). Im Kölner Umland ist der Hebesatz nur in Monheim (282), Hürth (480 Prozent) und Euskirchen (496) niedriger. Die höchsten Hebesätze finden sich in Leverkusen (750), Bergisch Gladbach (731), Niederkassel (690) und Brühl (600)
Stadt Köln nimmt 2025 weniger Grundsteuer ein als geplant
Die Grundsteuerreform sollte eigentlich „aufkommensneutral“ sein, hatte der Bund versprochen. Demnach sollten die Kommunen nach der Reform nicht mehr Grundsteuer einnehmen als vor der Reform. Mehrerträge sollten nicht erzielt werden. Ursprünglich war die Stadt davon ausgegangen, mit einem Hebesatz von 475 Prozent bei der Grundsteuer B könne sie weiterhin das bisherige Steuervolumen in Höhe von rund 237 Millionen Euro einnehmen. Nun teilte die Stadt mit, für 2025 rechne man nur noch mit rund 230 Millionen Euro. Es fehlen also sieben Millionen Euro in der Kasse. „Hintergrund dieser relevanten Unterschreitung sind weiterhin nicht abgeschlossene und im Jahresverlauf sukzessive von den Finanzämtern nach unten korrigierte Grundstücksbewertungen, die zu einem stetig abnehmenden Steuervolumen führen“, so die Kämmerei.
Der Steuersatz von 475 Prozent erweise sich „inzwischen als zu niedrig“, erklärte das Finanzdezernat. Eine Anhebung auf 550 Prozent sei „im kommunalen Vergleich moderat“. Damit ließen sich soziale Strukturen sichern. Mit Blick auf die Haushaltslage schlage die Verwaltung vor, „Steuermehrerträge – auch jenseits der ohnehin erforderlichen Korrektur – zur Haushaltskonsolidierung und insbesondere zur Sicherung bewährter Strukturen vorzunehmen. Zusätzliche Erträge, die durch eine Grundsteuererhöhung erzielt würden, könnten den massiven Handlungsdruck im städtischen Haushalt ab 2026 etwas abmildern, um anderenfalls drohende Einschnitte – etwa im sozialen Bereich – zu vermeiden sowie dringend notwendige Maßnahmen zu finanzieren.“
