Weinanbau im SiebengebirgeKlimawandel macht den Winzern in der Region zu schaffen

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Immer noch echte Handarbeit ist die Pflege der Weinberge im Frühjahr.

Siebengebirge – Was im Weinberg über dem Boden passiert, sieht man jederzeit. Für den Winzer ist jedoch viel wichtiger, was sich im Boden abspielt. Denn durch die Wurzel wird der Grundstock für einen guten Wein gelegt. „Die Bodenvitalität ist enorm wichtig“, berichtet Winzer Felix Pieper beim Gang durch die Weinberge über das Geheimnis eines „guten Tropfens“.

Die Pflanze bekomme ihre Kraft aus der Erde. Deshalb müsse der Untergrund besonders gepflegt werden. Gerade in den vergangenen drei Jahren sei es allerdings extrem trocken gewesen. Der Weinbauingenieur zeigt zur Erklärung auf eine extreme Steillage am Drachenfels. Die schon älteren Reben an dieser Stelle könnten ohne solide Wurzeln gegen die Trockenheit und Hitze gar nicht bestehen.

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Bei der Pflege der Reben helfen viele Mitarbeiter. Einer von ihnen ist Habtom Mengisteab. 

Der Klimawandel ist am Siebengebirge schon lange angekommen. Gottesanbeterinnen fühlen sich dort inzwischen wohl. Immer mehr Eidechsen brüten an den steilen Hängen in der prallen Sonne, Ringelnattern gehen auf Beutefang. Auch die Reben lieben diese Wärme. Sie hat dazu geführt, dass die Weine in den vergangenen Jahren immer besser geworden sind. Doch leider hat es auch weniger geregnet.

Bewuchs zwischen den Reben schützt die Bodenfeuchte

Deshalb muss jetzt im Frühjahr der Boden besonders gut behandelt werden. „Der Bewuchs zwischen den Reben sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit länger im Boden bleibt“, berichtet Pieper. Zudem schützt das Pflanzenbett den Boden, wenn man mit Maschinen darüber fahre. Es verhindere eine unerwünschte Verdichtung, die dazu führe, dass Regenwasser zu schnell abfließe.

„Die Pflege dieser Parzellen ist zum größten Teil immer noch echte Handarbeit“, erklärt Pieper, während er die Hacke schwingt.

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Die Winterbepflanzung hat sich zwischen den Reben breit gemacht. Sie wird jetzt durch eine Sommerbegrünung ersetzt. „Die typischen Arbeiten im Frühjahr“, sagt er. Einige Meter weiter sind zwei Mitarbeiter ebenfalls im Weinberg unterwegs. Sie hängen Pheromonfallen aus, die den männlichen Traubenwickler verwirren.

So wird verhindert, dass dieses Insekt Überhand nimmt. Auch auf dem Weinbergen von Karl-Heinz Broel wird gearbeitet. „Die Austriebtermine der Reben sind in diesem Jahr sehr spät“, berichtet der Winzer.

Greifvögel helfen gegen Wühlmäuse

In den Weinhängen haben sich in den vergangenen Jahren Wühlmäuse breitgemacht. Sie graben Gänge und knabbern die Rebstöcke unter der Erde an. Besonders junge Wurzeln sind für die Nager eine Delikatesse.

Winzer Felix Pieper hat deshalb erstmals kleine Vogelbalkone an den Pfosten in den Weinbergen angebracht. Dort können die Greifer in aller Ruhe auf ihre Beute warten. „Das ist umweltfreundlich“, betont Pieper. (vr) 

Das langjährige Mittel ab dem Jahr 2000 liege beim 25. April. In diesem Jahr sei der Termin erst am 3. Mai gewesen. Diese Zeit fehle bei der Reifung.

Eine Rebe dient als Beispiel zur Erklärung: „Das Mausohrstadium zu Beginn des Austriebs ist gut zu erkennen.“ Kleine Blätter, so groß wie die Ohren des Nagers, zeigen dies. Durch die Wärme der letzten Tagen hätten die Reben jedoch einiges aufgeholt.

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