Ausstellung im Siegburger PumpwerkIm Ohrensessel sitzen und klickernde Keramik hören

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Interaktion mit Laub: Künstlerin Soojin Ok lädt das Publikum ein, das eigene Hören kennenzulernen.

Siegburg – Es raschelt und schabt, knistert und kratzt. Ein Haufen trockener Blätter schiebt sich über den Boden. Bewegt wird das welke Laub von Ästchen, die an kleinen Motoren befestigt sind. Reisig, Federn und Pflanzenteile schmücken diese improvisierten Harken. Sie beginnen zu rotieren, sobald man sich dieser Installation von Soojin Ok nähert. Sie gehört zu einer Klang-Ausstellung, die zurzeit im Pumpwerk Siegburg zu sehen ist.

Neun Studierende der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln haben sich intensiv mit der Verbindung aus visueller und auditiver Dimension beschäftigt. Das Ergebnis ist „Waving“ – so der Titel, der sich auf die Schallwelle bezieht: Die Schau lade dazu ein, die Klänge des Pumpwerks zu entdecken und vielleicht auch das eigene Hören neu kennenzulernen, erklärt Professorin Frauke Eckhardt, die das Projekt künstlerisch betreut hat.

Sound des Gebäudes konkurriert mit klickender Keramik

Und so ist vor allem auch Interaktion gefragt, wenn die Künstlerin Soojin Ok fragt: „Magst du das Geräusch, auf Blätter zu treten?“ Keine Frage für Ralf Merian. Der Kurator der Ausstellung weiß noch, wie er als Kind in die zusammenkehrten Laubhaufen gehüpft ist.

Alles zum Thema Bonner Straße (Köln)

Und auch als erwachsener Spaziergänger kann man es genießen, im Herbst durch das raschelnde Laub zu stapfen. Die Installation erinnert an solche einfachen Freuden – und an die Vergänglichkeit allen Seins.

Dass die subtilen Sounds im Pumpwerk mit den Eigengeräuschen des Baus und dem Verkehrslärm draußen konkurrieren, macht den eigentümlichen Reiz der Präsentation aus. So muss man schon genau hinhören, um das Klickern und Klacken der Keramikstücke zu vernehmen, die Hye Young Sin an hängenden Schnüren aufgefädelt hat.

Bitte Platz nehmen im Ohrensessel!

Fährt man mit der Hand hindurch, bewegen sich die archaisch wirkenden Klumpen. Caspar Etti lädt den Besucher ein, in einem Ohrensessel Platz zu nehmen, mit Blick auf die vorbeifahrenden Autos auf der Bonner Straße. Ein großer Schirm, ausgekleidet mit Dämmmaterial, wirkt wie ein Schalldämpfer und sorgt dafür, dass man sich dem Alltag entrückt fühlt.

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Die meisten Arbeiten sind eigens auf die Architektur des Pumpwerks abgestimmt, das sich auf diese Weise neu entdecken lässt. So erstreckt sich „Depth Wish“ von Kihuun Park über drei Etagen. Aus unergründlicher Tiefe scheinen mit den Kabeln Klänge aufzusteigen, denen man per Kopfhörer lauschen kann. Steine aus der Sieg lässt Corinna J. Duschl auf Schienen entlang der Wände hin- und herfahren. Das langsame, stetige Gleiten der kompakten Körper entlang der Wände, das ein feines Reibungsgeräusch erzeugt, untermalt vom Klicken der Motoren, beschwört eine kontemplative Stimmung herauf.

Auf dem Weg wieder hinauf in die Oberwelt wird jeder Schritt auf der Eisentreppe durch anschwellendes Brummen, Wummern und Dröhnen begleitet. Ein spielerisches Element bringt Jeesoo Hong mit Trichtern ein, die wie Dosentelefone funktionieren.

Solch ein analoges Vergnügen trifft im Pumpwerk auf High Tech, wenn Duhyoung Kim mit seiner Karte aus Papier und QR-Code zum „Soundwalk“ draußen einlädt. Und zum Lauschen darauf, welche Klänge Wohngebiet, Wiese, Fluss und Brücke produzieren.

Die Ausstellung „Waving“ im Pumpwerk, Bonner Straße 65 in Siegburg, ist bis zum 18. März zu sehen. Geöffnet ist Dienstag und Mittwoch von 11 bis 16 Uhr, Donnerstag von 13 bis 18 Uhr, Freitag von 11 bis 15 Uhr und Sonntag von 13 bis 16 Uhr.

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