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Meister der LinieBilderbuchmuseum in Troisdorf zeigt Arbeiten von Hans Delfosse

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Im Bilderbuchmuseum in Troisdorf sind die Arbeiten von Hans Delfosse zu sehen. 

Troisdorf – Er ist ein Meister der Linie. Denn dieses eher unauffällige grafische Element lässt Hans Delfosse zum großen ästhetischen Ereignis, ja zum visuellen Abenteuer werden. Auf Papier, Karton oder Faserplatte gezeichnet, verdichten sich vertikal, horizontal und diagonal gezogene Linien zu einem Gewebe aus Mustern und Schraffuren, das sich über den gesamten Bildgrund zieht. Darauf klebt oder zeichnet der Künstler weitere Formen, die dem Bild eine neue Dynamik geben.

Meint man von weitem oft nur ein monochromes Farbfeld in Blau, Grün, Ocker oder Rot zu erkennen, so entsteht bei näherem Hinsehen ein Bildkosmos in zarten Nuancen, der zu vibrieren beginnt.

Der Künstler

Hans Delfosse wurde 1950 in Bonn geboren und studierte an der Kölner Werkkunstschule und an der Fachhochschule Köln Kunst und Design, wo er viele Jahre als Dozent für grafische Techniken lehrte. Seit 1981 arbeitet er als freischaffender Maler. Sein Werk wurde durch zahlreiche Ausstellungen bekannt, etwa im Kunstverein Siegen, in der Kunst- und Museumsbibliothek Köln oder in der Villa Zanders, Bergisch Gladbach. 2008 erhielt er mit Jiři Nečas den Kunstförderpreis Overath. 2016 ehrte ihn die Stadt Bonn mit der August-Macke-Medaille. Hans Delfosse lebt in Nümbrecht. (as)

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Geradezu verlieren kann man sich in den farbigen und lichten Tiefendimensionen hinter den vielen lasierenden Schichten, die selbst der Künstler im Nachhinein nicht mehr genau rekapitulieren kann.

Diese Begegnung mit einem Werk, das den konzentrierten, geduldigen Blick verlangt, macht das Bilderbuchmuseum Burg Wissem mit rund 100 Werken möglich – Malerei, Papierarbeiten, Leporellos. Bereits 2007 hatte das Haus eine Schau mit Ritzzeichnungen, Collagen und Aquarellen von Delfosse gezeigt.

Dass einem Künstler in solch kurzem Abstand erneut eine Einzelausstellung gewidmet wird, sei die absolute Ausnahme, betonte Direktorin Dr. Pauline Liesen. Dafür sprachen in diesem Fall die Originalität und enorme Produktivität des 72-Jährigen, der im Jahr bis zu 250 Arbeiten erschafft.

Hans Delfosse hat immer wieder neue Ideen

„Jedes Mal, wenn ich Hans Delfosse im Atelier besuche, hängen neue Bilder an der Wand, die in den Tagen zuvor entstanden sind. Sein Werkprozess kennt keine längere Unterbrechung“, berichtet Jürgen Röhrig, der beratend an dieser Ausstellung mitgewirkt hat.

Eine Arbeit löst die nächste aus, oft aus Lust am Experiment oder Recyceln, wenn Delfosse alte Einladungskarten übermalt und zu einem Bild zusammensetzt oder Drucke von eigenen Ritzzeichnungen neu collagiert.

Zwar zieht der Künstler durchaus planvoll Linien, bearbeitet oder kratzt sie teils mit Kämmen oder Spachteln wieder weg, bis schließlich ein dichtes All-Over-Muster entsteht. „Aber ich lasse mich auch gern überraschen“, sagt Delfosse. Denn das Trägermaterial spielt mit, entscheidet, ob Linien verschwimmen, sich verdicken oder geflechtartig hervortreten.

Die unregelmäßige Beschaffenheit der Holzplatte lässt andere, plastische Strukturen entstehen als die weiße, glatte MDF-Platte oder die farbabweisende Oberfläche von Chromoluxkarton.

Nicht nur Linien, auch präzise gesetzte Punkte bündelt Delfosse zu Rastern, die sich wie Wogen über das Bild zu bewegen scheinen und einen unwiderstehlichen Sog erzeugen. Assoziationen an musikalische Verläufe stellen sich ein, aber auch an Stoffe oder Bodenstrukturen. Delfosse spricht von „übersehenen Landschaften“, die sich in diesen feinen Tafelbildern wiederfinden.

Dieses Format sprengt der Künstler in seinen bis zu fünf Meter langen Leporellos, die in großen Vitrinen präsentiert werden. Auf mehrere Seiten verteilt, laufen dicke Linien auseinander und wieder zusammen, was – so Pauline Liesen – durchaus mit dem klassischen Buchkontext vergleichbar ist.

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Doch lassen sich immer neue „Spielvarianten“ erfinden, je nachdem, welche und wie viele Seiten aufgeschlagen werden. Und auch hier, im extremen Langformat, demonstriert Hans Delfosse auf souveräne Art, wie unerschöpflich das kreative Potenzial der Linie ist.

Vernissage ist am Sonntag, 13. Februar, um 11 Uhr mit einer Einführung von Jürgen Röhrig. Die Ausstellung ist bis zum 1. Mai zu sehen, geöffnet Dienstag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Burgallee 1. Der Katalog kostet 15 Euro. 

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