Village 2030Vision für Siegburg – Kleine Häuschen statt Kaufhof-Klotz

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Eine Grafik zeigt ein neues Viertel in der Siegburger Innenstadt anstelle des Kaufhofs

Der Kaufhof soll einem neuen Konzept von drei Siegburgern zufolge abgerissen und auf dem Areal kleinteilig gebaut werden.

Joachim Kliesen, Christoph Machens und Johannes Neuenhöfer fordern einen radikalen Neubeginn für die Stadt. Sie präsentieren eine Vision.

Der Kaufhof kommt weg. Wenn Abrissbirne und Bagger ihr Werk getan haben, kann auf 7500 Quadratmetern Fläche ein kleines Viertel wachsen. In schmale Stadthäuser mit schmucken Giebeln ziehen Boutiquen, kleine Cafés und Geschäfte, Plätze laden zum Verweilen, neues Grün sorgt für ein besseres Stadtklima. So sieht sie aus, die Vision von Joachim Kliesen, Christoph Machens und Johannes Neuenhöfer, in denen die Schließung des Warenhauses mehr Chance als Menetekel ist.                 

Die Vision vom Village 2030 für Siegburgs Zukunft

„Village 2030“ heißt die Vision des Trios, die Kliesen, Inhaber einer Werbeagentur, grafisch umgesetzt hat. In zwei weiteren Schritten wird auch das Gelände des bisherigen AOK-Hauses an der Theodor-Heuss-Straße und langfristig das C&A-Gebäude ins Auge gefasst.

Rechtsanwalt Machens, bis 2018 langjähriger Vorsitzender des Verkehrsvereins, kritisiert, dass bei den Verhandlungen bislang immer die Weiterführung des Kaufhofs im Vordergrund gestanden habe. „Was aber gefehlt hat, war die Entwicklung eines Plans B.“

Der sei umso nötiger, da, wenn überhaupt, nur mit einer Weiternutzung des Kaufhof-Gebäudes für einige Jahre zu rechnen sei und auch dann nur auf maximal drei Geschossen. „Die Stadt und die AöR Stadtbetriebe müssen sich auf einen Kauf vorbereiten“, fordert er.

Große Verkaufsflächen hätten keine Chance mehr, bei einer Planung müsse kleinteiliger gedacht werden. Das sei übrigens nicht nur in Siegburg eine Herausforderung, sondern in allen Städten, in denen jetzt große Kaufhof- oder Karstadt-Warenhäuser geschlossen wurden oder noch werden.

Unglaubliche Anziehungskraft Siegburgs muss erhalten bleiben

Neuenhöfer, Konditormeister und langjähriger Inhaber des Cafés Sauerborn an der Kaiserstraße, sieht die Stadt dabei in einer guten Position. „Siegburg hat eine unglaubliche Anziehungskraft, und die muss erhalten bleiben.“ Kliesen hebt die Bedeutung des Tourismus hervor, der aktuell der mittelalterliche Markt Rechnung trage.           

„Ein bisschen wie früher“ soll die Kreisstadt laut Exposé wieder werden, die Anlage des Villages und Hausformen an mittelalterliche Hausformen angelehnt werden. Einkaufen soll dort zu einem „Erlebnis werden, das über den reinen Konsum hinausgeht“.

Gastronomiebetriebe sollen kulinarische Vielfalt bieten, das „städtische Dorf“  nicht nur zu einem Ort zum Wohnen und Arbeiten werden, sondern zu einem kulturellen Treffpunkt mit vielen Veranstaltungen.

Drei Männer mit einer großen Broschüre vor einem Warenhaus

Joachim Kliesen (v.l.), Christoph Machens und Johannes Neuenhöfer mit ihrem ihr Exposé für ein Siegburg Village auf dem Kaufhof-Grundstück

„Die großen Bausünden der 70er Jahre werden durch eine Rückkehr zu traditionellen Bauformen und Materialien ersetzt, um ein authentisches und zeitloses Erscheinungsbild zu schaffen, heißt es weiter.“ Kliesens Entwurf ist dabei nur als erster Aufschlag gedacht: Mit Befragungen und Workshops sollen die Siegburgerinnen und Siegburger in die Gestaltung des neuen Quartiers einbezogen werden.     

Als Vorbilder nennt das Trio die Kölner Altstadt und die neue Frankfurter Altstadt mit ebenfalls historisierenden Gebäudeformen. Über einer Tiefgarage, eventuell, mit Anschluss an die Garage an der Holzgasse, könnten auch Wohnungen, ein Studentenwohnheim, Alten- und Sozialwohnungen entstehen. 

Eine alte Stadtmauer, dahinter ein großes Parkhaus aus Beton

Statt eines Parkhauses soll es im Village eine Tiefgarage geben.

Sogar Namen für neue Adressen haben die Drei vergeben, Platz der Siegburger Schnelle etwa, Haus der Töpfer, Färbergasse oder am Weinberg.  Für die Umsetzung brauche es einen Schulterschluss aus Bürgerschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Machens ist zuversichtlich, dass die Kreisstadt selbst bei einem Kaufpreis in zweistelliger Millionenhöhe einen Gewinn mit dem Vorhaben erzielen könne.   

Den Qualitätsanspruch für Siegburg nicht aufgeben 

Einig sind sich Kliesen, Machens und Neuenhöfer, dass es keinen Sinn ergibt, Geld noch die fensterlose „Betonruine“ des Kaufhofs zu investieren. „Die Vorstellungen der Weiternutzung, die der Vermarkter geäußert hat, beziehen sich auf Discounter, Hotel, Mode et cetera. Es soll an der vorhandenen Immobilie herumgedoktert werden. Dieses ist weder fantasievoll noch zukunftsträchtig.“ Neuenhöfer betont, dass es in dieser Hinsicht in Siegburg auch einen Qualitätsanspruch gebe, den man nicht aufgeben dürfe.      

Machens, Kliesen, Neuenhöfer und der Modeanbieter Bahram Zamani waren vor elf Jahren bereits mit einem Entwurf für ein Markt-Carré an Markpassage und Allianzparkplatz an die Öffentlichkeit gegangen, das ein offenes Galerie-Konzept vorsah.  

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