Das Haus an der Ecke Bahnhofstraße/Neue Poststraße hat eine bewegte Geschichte. Jetzt wird es abgerissen
BahnhofstraßeRepräsentativer Neubau in an markanter Ecke in Siegburg

Planung für ein neues Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Bahnhofstraße/Neue Poststraße.
Copyright: Andreas Helfer
Eines der unansehnlichsten Häuser in der Siegburger Innenstadt wird abgebrochen: Der Troisdorfer Immobilienunternehmer Halil Fidan plant an der Ecke Neue Poststraße/Bahnhofstraße ein großzügiges Wohn- und Geschäftshaus. Eine Blechverkleidung, die nicht zu den historisierenden Formen der übrigen Fassade passt, verschandelt das Gebäude, in dem früher die Kaufhäuser Rhela und Hohage angesiedelt waren.
Fidan hatte bereits vor drei Jahren Pläne für einen Neubau mit 22 Wohnungen und einer Gastronomie im Erdgeschoss vorgestellt, die sich aber nicht realisieren ließen: „Durch die Stellplatzproblematik war das nicht möglich“, erläuterte er vor Ort. Jetzt sieht er zwölf Wohnungen und eine Tiefgarage mit sieben Stellplätzen vor, die über einen Aufzug erreichbar sein werden.
Drei Penthäuser hoch über der Innenstadt
Im Neubau entstehen auf sechs Etagen neun Wohnungen mit Größen von 84 bis 95 Quadratmetern und drei Penthäuser, die als Maisonettewohnungen geplant sind und zwischen 146 und 154 Quadratmeter groß werden. 266 Quadratmeter für Büros oder Einzelhandel stehen im Erdgeschoss zur Verfügung. Das Haus bekommt eine Photovoltaikanlage und Wärmepumpe. „Wenn wir die behördliche Genehmigung bekommen, wollen wir auch Erdwärme nutzen“, so Fidan.
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Zuletzt war in dem Haus eine Zeeman-Filiale untergebracht, jetzt steht der Abriss bevor.
Copyright: Andreas Helfer
Ein Blick ins Innere des Hauses zeigt, warum eine Weiternutzung kein Thema sein kann. Den Kern bildet ein eigentümlich verschachteltes hölzernes Treppenhaus mit mehreren Podesten auf halber Höhe. „Wegen des Brandschutzes kommt eine Sanierung nicht infrage“, so Fidan.
Verschlissene Tapeten und Taubendreck
Den Räumen mit verschlissenen Tapeten und teils kaputten Fenstern sieht man an, dass sie seit Jahren leer stehen. Tauben flattern durch die oberen Geschosse, hinterlassen ihren Dreck und bauen Nester in alten Waschbecken. Verendete Vögel liegen im Treppenhaus.

Blick in das eigenartig konstruierte Treppenhaus.
Copyright: Andreas Helfer
In alten Kartons stieß Fina auf eine Sammlung von Asterix-Heften, in anderen fanden sich Schriftstücke in polnischer Sprache uns Planungen für eine Kläranlage: Anfang der 90er Jahre gab es Kontakte zwischen Siegburg und Boleslawiec bezüglich moderner Kanalisationstechnik für die polnische Partnerstadt, wie Stadtarchivar Jan Gerull auf Anfrage der Redaktion erläutert.
Fidan will mit dem Abbruch Oktober beginnen. Dazu werde ein zwei Meter hoher Holzbau errichtet, der spätestens vor Rosenmontag am 16. Februar kommenden Jahres wieder abgebaut werden müsse, um den Karnevalszug nicht zu stören.
Drangsalierung und Boykott in der NS-Zeit
Das Haus ist auf einem der bekanntesten Fotos der Siegburger Stadtgeschichte zu sehen: Anfang der 1930er Jahre befand sich darin das Kaufhaus „Rhela“. Der jüdische Eigentümer Alfons Lewinski sah sich nicht erst nach der Machtübernahme Drangsalierung und Boykott ausgesetzt. Die Aufnahme vom 1. April 1933 zeigt SA-Männer, die vor dem Geschäft Stellung bezogen haben. Doch bereits im Februar 1932 wurden elf Schaufensterscheiben eingeschlagen, wie Stadtarchivar Jan Gerull zufolge aus Akten des Landratsamts hervorgeht.

SA-Männer vor dem Kaufhaus Rhela am 1. April 1933.
Copyright: Stadtarchiv Siegburg
Lewinski, der im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft hatte und später eine Stelle im Großkaufhaus des Hertie-Gründers Hermann Tietz am Berliner Alexanderplatz annahm, wollte sich mit seiner Frau in Siegburg den Traum vom eigenen Geschäft erfüllen.
Dem Druck der Straße sah er sich nicht gewachsen, flüchtete nach Straßburg, 1939 nach Großbritannien. „Unterwegs wirft Alfons Lewinski sein Eisernes Kreuz aus dem Ersten Weltkrieg in den Ärmelkanal, sichtbares Zeichen dafür, dass er abgeschlossen hat mit der Heimat, die in vertreibt“, so Gerull in einem Beitrag für den Newsletter der Kreisstadt. Der Geschäftsführer Kurt Fraustätter habe das Kaufhaus noch bis zu dessen Arisierung 1935 weitergeführt.

Belegschaft des ehemaligen Kaufhauses Rhela an der Bahnhofstraße.
Copyright: Stadtarchiv Siegburg
Das ebenfalls in Siegburg bekannte Kaufhaus Hohage, Gerull zufolge„ der Inbegriff des Haushaltswaren-Kaufhauses“, existierte bis zur Jahreswende 1999/2000, zuletzt war dort eine Zeeman-Filiale mit einem Billigartikel-Sortiment ansässig. Pläne für das gegenüberliegende Grundstück mit einem Flachbau wurden vor zwei Jahren im Planungsausschuss gezeigt. Seitdem gibt es Gerull zufolge aber keine neue Entwicklung