„Hängen Erinnerungen dran“Wie es nach dem endgültigen Kaufhof-Aus in Siegburg weitergeht

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Ein Warenhaus in einer Fußgängerzone, im Vordergrund ein Glühweinstand

Hiobsbotschaft für Siegburg: Der Kaufhof an der Kaiserstraße schließt endgültig zum 31. Januar 2024

Die Zukunft der Siegburger Innenstadt ohne großes Warenhaus beschäftigt Stadtverwaltung und Ratsmitglieder.

Das Hoffen und Bangen ist vorbei, seit Donnerstagmorgen herrscht Gewissheit: Die Gespräche zwischen Galeria Karstadt Kaufhof und dem Eigner Lapithus haben nichts gefruchtet, es bleibt bei der Schließung des Warenhauses, das 2024 sein 50-jähriges Bestehen hätte feiern können. Am 31. Januar gehen die Lichter an der Kaiserstraße aus.

Ein Siegburger Warenhaus, an dem Erinnerungen hängen

Entsprechend fallen die Reaktionen in Stadtverwaltung und Kommunalpolitik aus: „Die Enttäuschung, dass wir eine Konstante des Handels verlieren, um die herum in den letzten fünf Jahrzehnten die Einkaufsstadt Siegburg wuchs, ist groß“, so Bürgermeister Stefan Rosemann. „Es ist eben nicht irgendein Geschäft, sondern ein Warenhaus, an dem Erinnerungen hängen, gerade zur beginnenden Weihnachtszeit.“

Zwar habe die Stadt Unterstützungsangebote eingebracht, letztlich aber hätten für das Scheitern Gründe „außerhalb des städtischen Einflusses die entscheidende Rolle gespielt“. Im Wesentlichen dürfte es um die Höhe der Miete gegangen sein, die GKK zahlen sollte, nicht um die Attraktivität des Standorts oder Umsatzzahlen. 

Allerdings betont Rosemann, dass die Verwaltung ihre parallel gestarteten Bemühungen fortsetzen und neue Nutzungskonzepte entwickeln werde. „Wir blicken nach vorn und wollen die Situation auch als Chance begreifen, eine tragfähige und vor allem langfristige Lösung für diesen zentralen Punkt in der Innenstadt zu finden.“ 

Interessenten und erste Sondierungen für das Kaufhof-Gebäude 

Ole Erdmann zufolge, dem Amtsleiter Umwelt und Wirtschaft, liegt nichts Greifbares auf dem Tisch. „Aber es gibt durchaus Interessenten und erste Sondierungen, die vom Assetmanagement RME nun forciert werden.“

„Dass es nun bei der Schließung des Kaufhofs bleibt, ist ein schwerer Schlag für Siegburg“, meint SPD-Fraktionschef Michael Keller.  „Auch wenn die Perspektiven für einen Fortbestand zuletzt immer schlechter wurden durch die Turbulenzen in der Signa Holding, hatten wir dennoch die Hoffnung, dass es weitergehen könnte, zumal die Stadt und Bürgermeister Stefan Rosemann alles beigetragen haben, was von städtischer Seite leistbar war.“

„Alles reduziert“, „Alles muss raus“, „Wir schließen“ steht auf Plakaten im Eingangsbereich des Siegburger Kaufhofs

In grellen Farben werben Plakate für den Ausverkauf des Siegburger Kaufhofs

Das wird seitens der schwarz-grünen Ratsmehrheit etwas anders gesehen: „Wir bedauern, dass nicht von Anfang an seitens der Stadtverwaltung das Hauptgewicht auf den Erhalt des Kaufhofs gesetzt wurde, sondern die Parole ausgegeben wurde, man müsse sich auf eine Zukunft ohne Galeria Kaufhof-Karstadt einstellen“, so der zweite Vorsitzende der CDU-Fraktion Jürgen Peter. Jedoch liege die „Hauptursache für das jetzige Aus an den jüngsten Turbulenzen im Konzern des Gebäudeeigentümers“.

CDU und Grüne sehen städtische Wirtschaftsförderung gefordert

Astrid Thiel, Fraktionschefin der Grünen, fordert: „Jetzt muss die städtische Wirtschaftsförderung zeigen, was sie kann, damit ein Ersatz für den Fortfall des Sortimentsangebotes für Siegburg gefunden wird.“

Die Stadt müsse jetzt alle Energie einbringen, um einen langen Leerstand zu vermeiden und rasch mit dem Eigentümer eine Nachnutzung realisieren, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. CDU und Grüne hätten den Vorschlag eingebracht, das Parkhaus Kaufhof zu erwerben oder anzupachten, um GKK Kaufhof von der Mietlast zu entbinden. „Verhandlungen hierzu mit dem Eigentümer laufen und sollten auf jeden Fall weitergeführt werden.“

Das aus Beton geparkte Parkhaus des Siegburger Kaufhofs

CDU und Grüne im Rat schlagen den Kauf des Kaufhof-Parkhauses durch die Stadt Siegburg vor.

„Wir müssen jetzt nach vorne schauen und gemeinsam Lösungen finden“, so Michael Keller, Fraktionsvorsitzender der SPD Siegburg. Ziel müsse jetzt sein, den Charakter Siegburgs als Einkaufsstadt zu erhalten, durch neuartige Handelskonzepte, Dienstleistungen, kulturelle Nutzungen oder bezahlbaren Wohnraum.

„Bei aller Sorge um den Standort dürfen wir nicht die vergessen, die am stärksten von der Schließung betroffen sein werden, nämlich die Mitarbeitenden“, so der stellvertretende Vorsitzende Ömer Kirli. „Diese haben in der Vergangenheit viel beigetragen zum Erfolg und der Beliebtheit des Kaufhofs in Siegburg und waren zu persönlichen Einschnitten bereit, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.“ 

Wenig Überraschung bei der Siegburger FDP

„Seit der ersten Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof 2020 war klar: Auch Siegburg könnte von den Filialschließungen betroffen sein. Jetzt ist es leider offiziell“, schreibt Tristan Roggendorf, Fraktionsvorsitzender der FDP Siegburg.

Die Liberalen haben sich mit Beispielen für andere Nutzungen beschäftigt: Im ehemaligen Kaufhof am Münchner Stachus seien Handwerk, Kultur und Gastronomie eingezogen, im Erdgeschoss gebe es derzeit eine Schmuckausstellung. In Zürich, wo bald das Kaufhaus Jelmoli schließe, solle eine Klinik entstehen, in anderen Orten entstünden in oberen Verkaufsetagen Wohnungen oder Fitnesscenter.

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