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1. FC KölnFriedhelm Funkel will weitermachen

Lesezeit 7 Minuten
Friedhelm Funkel feiert den Aufstieg mit dem 1. FC Köln.

Friedhelm Funkel feiert den Aufstieg mit dem 1. FC Köln.

Friedhelm Funkel hat den 1. FC Köln ins Ziel gebracht und den Traum vom siebten Bundesliga-Aufstieg wahr werden lassen.

Wer so lange und erfolgreich als Trainer im rauen Fußball-Business unterwegs ist wie Friedhelm Funkel, weiß, was Anstand ist. Und dementsprechend auch, was sich gehört. Als der von etlichen Bierduschen gezeichnete Trainer des 1. FC Köln am Sonntag Stellung zu seinem großen Triumph nehmen sollte, lenkte er die Aufmerksamkeit nochmals auf Gerhard Struber: „Ich möchte hier ausdrücklich meinen Vorgänger Struber loben, der viele Spiele gewonnen hat und auf dem zweiten Tabellenplatz stand. Er hatte einen viel größeren Anteil am Aufstieg als ich“, lobte der 71-Jährige den Österreicher, der nach dem 1:1 gegen Regensburg am 32. Spieltag seinen Hut nehmen musste.

Struber werden Funkels Worte kaum trösten können und tatsächlich war der Aufstiegstrainer nach dem begeisternden 4:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern der Erste, der an den im vergangenen Sommer von Christian Keller nach Köln geholten Coach dachte: „Ich war zwei Spiele hier, war vielleicht nicht unwichtig – aber den größeren Anteil hat ganz klar Gerhard. Er hat im Vorfeld diese Tabellensituation mit der Mannschaft erarbeitet, ich habe das i-Tüpfelchen draufmachen können. Aber nur, weil die Mannschaft in einem hervorragenden Zustand war. Sie war top trainiert und auch der Zusammenhalt war top“, dankte Funkel und geriet regelrecht ins Schwärmen: „Ich habe es selten erlebt, dass es innerhalb einer Mannschaft bei allen Spielern so gestimmt hat. Nur deshalb haben wir die letzten beiden Spiele mit kleinen Veränderungen gewinnen können.“

Sein Anteil war also eigentlich gar nicht so groß — aber letztlich entscheidend. Denn es gab am Sonntag im tosenden Rheinenergiestadion kaum Zweifel, dass der Aufstieg mit Gerhard Struber und dem ebenfalls nach dem Regensburg-Spiel geschassten Sport-Geschäftsführer Keller ein deutlich schwierigeres Unternehmen geworden wäre. „Die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt“, nannte es FC-Präsident Dr. Werner Wolf. Gerade noch rechtzeitig wäre zu ergänzen, denn trotz aller Verdienste von Struber und auch Keller stand der Aufstieg vor den beiden letzten Saisonspielen mächtig auf der Kippe.

Funkel konnte das Ruder mit seiner väterlich empathischen, wertschätzenden und gelassenen Art herumreißen. Seine Maßnahmen fruchteten. Der FC spielte beim 2:1 in Nürnberg und gegen Kaiserslautern mit Freude wie befreit auf. Die Spieler verschwendeten keinen Gedanken mehr daran, dass dieser Kölner Kader nicht gut genug für den Aufstieg wäre. Gesundes Selbstbewusstsein, das Funkel den Spielern innerhalb kürzester Zeit hatte vermitteln können.

Der Frage, warum das Potenzial so oft in dieser Saison brach gelegen hat, folgte die nach der Zukunft von Friedhelm Funkel. Was nicht weit hergeholt war, denn wo der Erfolg ist, ist auch das Recht ihn fortführen zu wollen. Es war demnach wenig überraschend, dass der kölsche Reflex einsetzte. Was spricht denn eigentlich dagegen, dass Funkel Trainer beim 1. FC Köln bleibt und ihn zum zweiten Mal nach einem Aufstieg auf die kommende Saison vorbereiten darf? Auch, wenn 22 Jahre zwischen diesen beiden Aufstiegen liegen.

Ich bin für alles offen und dazu zählt auch, dass ich mir vorstellen kann, weiterzumachen.
Friedhelm Funkel

Funkel zierte sich zunächst ein bisschen und antwortete: „Die Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten.“ Wohl aber nur für diejenigen, die darüber zu entscheiden haben, denn für den erfahrenen Coach war die Sache längst klar. „Wir sind so verblieben, dass wir uns nach dem letzten Spieltag zusammensetzen und über mögliche Konstellationen nachdenken werden“, leitete er ein und fügte hinzu: „Ich bin für alles offen und dazu gehört auch, dass ich mir vorstellen kann weiterzumachen“, schloss Funkel noch am Sonntag nichts aus und erhielt Unterstützung von dem Lauterer Kollegen Torsten Lieberknecht: „Er ist topfit, kein Gramm Fett dran und er kann feiern wie ein Biest. Ich kann dem FC nur den Rat geben: Mach die Schatulle auf und haltet ihn hier.“

Es dauerte nicht einmal 24 Stunden, bis Friedhelm Funkel sich in einem Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger weiter positionierte und seine Vorstellung klar äußerte: „Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Aber der Verein muss das natürlich ebenso wollen. Und darüber gilt es jetzt zu sprechen. Wenn der Verein will, dass ich weitermache, dann würde ich auch weitermachen. Weil es für alle Seiten auch Sinn ergäbe. Ich fühle mich absolut bereit für den Job.“

Funkel dürfte neben seinem erneuten Erfolg als Trainer – für ihn persönlich war es der siebte Aufstieg mit einem Club in die Bundesliga – die breite Unterstützung aus der Mannschaft und von den FC-Fans dazu bewogen haben, die Club-Verantwortlichen unter Druck zu setzen. Der Gemeinsame Ausschuss und auch Sportdirektor Thomas Kessler waren vor der Retter-Mission und bei Funkels Verpflichtung sicher noch davon ausgegangen, dass eine Fortsetzung der Trainer-Tätigkeit für den 71-Jährigen selbst nicht in Frage käme.

Den Fall Lemperle gut moderiert

Es dürften interessante Gespräche in den Gremien werden, wenn es darum geht, wer den 1. FC Köln kommende Saison in der Bundesliga trainiert. Mit Blick auf die menschliche Nähe zur Mannschaft und Funkels klare Vorgehensweise im Fall „Tim Lemperle“ gibt es sicher Fürsprecher für eine Weiterbeschäftigung des Routiniers. Eine Variante könnte sein, dass Funkel einen Einjahresvertrag erhält und erst danach ein neuer Trainer kommt. Vorteil wäre, dass es mehr Kontinuität gibt, weil Mannschaft und Coach sich kennen. Zudem gäbe es ausreichend Zeit, sich mit der Nachfolge zu beschäftigen.

Zumal es ab Oktober einen neuen Vorstand gibt und Thomas Kessler sich als aussichtsreichster Kandidat für den Posten des Sportchefs   etabliert und richtig eingearbeitet hätte. Für diese Konstellation spricht auch, dass Friedhelm Funkel mit Matthias Lust einen Co-Trainer an seiner Seite hat, der innerhalb der beiden Wochen bei der intensiven Arbeit auf dem Platz einen guten Draht zur Mannschaft gefunden hat. Funkel blieb zumeist in der Rolle des Beobachters.

Ich bringe die körperlichen Voraussetzungen mit.
Friedhelm Funkel

Es wird in den Gremien des FC aber auch Stimmen gegen Friedhelm Funkel als Cheftrainer geben. Funkels Berater Volker Struth steht beim aktuellen FC-Vorstand nicht allzu hoch im Kurs. Struth hatte die Vereinsführung in der Vergangenheit öffentlich ein paar Mal scharf kritisiert.

Die Zweifel an seinem fortgeschrittenen Alter als Trainer wischte Funkel im Interview mit dem Stadtanzeiger schon mal weg: „Ich bringe die körperlichen Voraussetzungen mit. Wer behauptet, ich sei mit 71 Jahren einfach nicht mehr in der Lage, eine Mannschaft in der Bundesliga zu trainieren, dem entgegne ich: Das ist ja Altersdiskriminierung und fast schon eine Frechheit.“

Man könnte bei solch einer Aussage auf den Gedanken kommen, dass Funkel bereits regelrecht um den Job als Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln kämpft. Er hat in den zwei Wochen am Geißbockheim wieder richtig Feuer gefangen und gemerkt, dass er nach wie vor einiges bewegen kann.

Funkel weiß, wie die Kölner zu nehmen sind

Das Risiko, dass der FC mit Friedhelm Funkel als Trainer für die kommende Saison eingehen würde, ist kalkulierbar. Es könnte zum einen teuer werden, denn der gebürtige Krefelder hat immer noch seinen Preis und sollte es mit ihm nicht funktionieren, müsste er abgefunden und ein neuer Trainer gefunden werden. Es könnte aber natürlich genauso gut für ein Jahr lang funktionieren. Dann hätte der FC eine verlässliche Größe auf dem Trainerstuhl, die die Stadt und den Verein liebt. Einer, der weiß, wie die Kölner zu nehmen sind. Eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft.

Andererseits sollten Entscheidungen, die aus der Euphorie eines Aufstiegs heraus getroffen werden, gut überlegt und abgewogen sein. Was für zwei Spiele am Ende einer Saison funktioniert, muss nicht genauso für eine ganze Saison mit Vorbereitung funktionieren. Im Erfolg werden gerne schon mal Weichen gestellt, die dann nicht in die gewünschte Richtung führen. Der 1. FC Köln hat damit schon leidvolle Erfahrungen gemacht.