Der 1. FC Köln geht nach dem 0:1 gegen Union Berlin mit einer Serie von sechs sieglosen Bundesliga-Spielen und einem unguten Gefühl in die Weihnachtspause.
1. FC KölnGeißböcke sind mittendrin im Abstiegskampf

Was sollen wir machen? FC-Trainer Lukas Kwasniok beim Heimspiel gegen Union Berlin.
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Der Plan war so einfach wie einleuchtend. „Zurück zu den Anfängen“ hatten Lukas Kwasniok und sein Trainerteam vor dem letzten Bundesligaspiel des Jahres gegen den 1. FC Union Berlin als Motto ausgegeben und entsprechend aufgestellt. In der Hoffnung, dass die Erinnerung an den guten Saisonstart hilft, die Sieglosserie in der Fußball-Bundesliga zu beenden und mit einem guten Gefühl in die 14-tägige Weihnachtspause zu gehen.
Als das Spiel beendet war und mit dem 0:1 (0:0) die siebte Saisonniederlage feststand, standen aber Ernüchterung und große Enttäuschung in den Gesichtern der Geißböcke. Statt des guten Gefühls, nimmt der FC die Gewissheit mit, dass die Pläne nicht mehr aufgehen, die Leichtigkeit verflogen ist und auch das Glück inzwischen einen Bogen um die Kölner macht.
„Ein Punkt hätte uns sicher gut zu Gesicht gestanden, aber wir sind mittendrin im Kampf um den Klassenerhalt“, erklärte Lukas Kwasniok und versuchte das Positive an der Gesamtsituation hervorzuheben. „Mittendrin statt nur dabei“, zitierte der FC-Coach einen bekannten Slogan.„ Und das ist genau unser Ziel gewesen, dass wir vor der Saison hatten. Auch, wenn wir uns natürlich mehr erhofft hatten, nach dem sehr guten, überraschend guten Start.“ Der 44-Jährige musste feststellen, dass sich die Richtungen im Fußball schnell ändern können.
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Nur zwei eigene Treffer in den jüngsten vier Partien
Wer dem FC nach sieben Punkten aus den ersten drei Spielen und begeisternden Leistungen attestiert hatte, dass diese Mannschaft mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird, muss sich nach 15 Spieltagen und nur einem Sieg aus den jüngsten zehn Pflichtspielen eingestehen, dass genau dies doch der Fall ist. Und, dass das für diese neu zusammengestellte, recht junge Mannschaft und ihren noch Bundesliga-unerfahrenen Trainer das Normalste von der Welt ist.
Was zu denken gibt, ist, dass die Kölner aktuell keinen Weg aus ihren negativen Mustern finden, obwohl sie unter der Woche stetig an den Themen arbeiten, die den Weg in die Abwärtsspirale geebnet haben. Der FC offenbarte bei mehr als 60 Prozent Ballbesitz erneut Offensivprobleme und erarbeitete sich lediglich drei Torchancen gegen einen Gegner, den Ex-Coach Steffen Baumgart bei seiner zweiten Rückkehr nach Müngersdorf wie erwartet tief aufgestellt hatte, um den Kölnern ihre Geschwindigkeit in den Umschaltmomenten zu nehmen. Nur zwei Treffer gelangen dem FC in den jüngsten vier Partien, in denen die Gegner Bremen, St. Pauli, Leverkusen und Union hießen.
Wir betrafen uns mit unseren kleinen Fehlern. Willkommen in der Bundesliga.
Die Quote der individuellen Fehler bleibt trotz einer insgesamt stabilen Defensivleistung so hoch, dass die Kwasniok-Elf aktuell nicht in der Lage ist, zu null zu spielen. Das 1:0 in Hoffenheim war am 3. Oktober der letzte Auftritt mit einer weißen Weste. „Wir bestrafen uns mit unseren kleinen Fehlern. Willkommen in der Bundesliga“, merkte Routinier Dominique Heintz an, der nach seiner Adduktoren-Verletzung der Defensive bis zu seiner Auswechslung (86.) viel Stabilität gegeben hatte.
Der 32-Jährige lag mit seiner Einschätzung aber nicht ganz richtig. Es waren große Fehler, die sein Team um einen Punkt unter dem Weihnachtsbaum gebracht hatten. Zunächst schwächte der bis dahin fehlerfreie Rav van den Berg sein Team, als er als letzter Mann einen langen Berliner Ball falsch einschätzte und absichtlich mit dem Unterarm stoppte. Schiedsrichter Christian Dingert wertete die Aktion als Verhinderung einer klaren Torchance, weil Livan Burcu in Van den Bergs Rücken wohl auf und davon gewesen wäre und stellte den 21-Jährigen vom Platz (82.).
Ein 0:0 wäre das normale Ergebnis gewesen.
„Das war hart, aber er hat sich so entschieden. Die Regelauslegung ist so und das gilt es zu akzeptieren“, sagte Lukas Kwasniok und schloss einen Rat für seinen Spieler an: „Beim nächsten Mal am besten nicht mit dem Arm hingehen.“ Die Kölner gerieten zu zehnt sofort unter Druck, verteidigten aber bravourös.
Bis ihnen der nächste individuelle Aussetzer in der Nachspielzeit das Genick brach. Wie schon in Gladbach (1:3) und gegen Frankfurt (3:4) war Kristoffer Lund der Unglücksrabe, als er einen schwach getretenen Eckball der Eisernen vom kurzen Pfosten ins Zentrum genau vor die Füße von Andrasch Schäfer abwehrte. Der Ungar zog mit links ab und machte perfekt, was Steffen Baumgart hinterher als „glücklichen Sieg“ bezeichnete: „Ein 0:0 wäre das normale Ergebnis gewesen.“ Bei dieser Einschätzung waren sich alle einig und so verließen der ehemalige und der aktuelle Kölner Trainer die Pressekonferenz nach dem Spiel Arm in Arm, obwohl sich ihre Wege in der Tabelle erst einmal getrennt haben.
Einwechslung von El Mala verpufft
Kwasnioks Plan, ein Spiel wie zu Saisonbeginn „abzuarbeiten“ und hinten raus mit seinen Einwechselspielern zu entscheiden, war nicht aufgegangen. Also musste sich der 44-Jährige hinterher wieder Fragen nach seiner Aufstellung gefallen lassen.
Zum Beispiel, warum mit Said El Mala der Topscorer erst nach 68 Minuten aufs Feld gekommen war. „Wir hatten unsere beste Phase in dieser Saison, als wir zuerst Spieler auf dem Platz hatten, die die Drecksarbeit verrichten und dann ein paar Künstler, die es für uns entscheiden. Das war der Gedankengang bei Said, nur leider haben wir ihn nicht so gut gefunden heute“, erklärte Kwasniok und wies dabei auch auf den Ausfall des kurzfristig erkrankten Luca Waldschmidt hin.
Der FC-Coach muss sich zu Weihnachten damit arrangieren, dass die Dinge sich im Verlauf der ersten 15 Spieltage verändert haben und mit Beginn des Jahres 2026 Ideen und Lösungen präsentieren, die wieder greifen.
