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Neuer DFL-AufsichtsratChristian Keller fordert mehr Fannähe

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Keller vor dem FC-Logo.

Funktionär mit klarer Haltung: Christian Keller, seit April 2022 Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln.

FC-Sportchef Christian Keller hat den deutschen Fußball zu mehr Fannähe, Miteinander und Offenheit für Veränderungen aufgerufen.

Christian Keller will sich nach seiner Wahl in den Aufsichtsrat der Deutschen Fußball Liga (DFL) für mehr Fannähe im Milliardengeschäft Bundesliga einsetzen. „Meine tiefe innere Überzeugung ist: Fußball ist für die Menschen da. Und zwar nicht für gewisse Gruppen, sondern für die gesamte Gesellschaft“, erklärte der Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln am Sonntag beim Sport 1-„Doppelpass“.

Fußball als Massenphänomen, wo jeder zusammen kommen kann

Keller sieht im Fußball „eines der letzten großen Massenphänomene, die unsere Gesellschaft hat, wo wirklich jeder zusammenkommt: Alt und Jung, Arm und Reich. Entsprechend sollte dieser Gedanke auch prägend sein.“ Und weiter: „Die Menschen kommen des Spiels wegen zum Fußball. Deshalb sollte auch immer das Spiel im Mittelpunkt stehen.“

Es dürfe nicht so sein, dass „das Spiel irgendwann nur noch Mittel zum Zweck ist und der Kommerz und das Geld die treibende Kraft sind. Sondern ganz im Gegenteil: Das Geld und der Kommerz sind Mittel zum Zweck, damit das Spiel im Idealfall besser funktioniert. Aber nie andersherum“, sagte Keller, der für seinen Standpunkt kräftigen Applaus von den Zuschauern im Kempinski Hotel am Münchner Flughafen erhielt.

Wenn wir die großen Themen diskutieren, dann muss jeder seine Vereinsbrille abnehmen. Wenn ich immer nur meine Interessen sehe, wird es keinen Kompromiss geben.
Christian Keller

Christian Keller weiß, dass es dafür einen Drahtseilakt braucht: „Das Spiel muss im Mittelpunkt stehen, weil am Schluss treibt das Spiel alles. Auf der anderen Seite ist Fußball natürlich ein Geschäft.“ Beides könne „Hand in Hand schon in die richtige Richtung laufen – und muss es ein Stück weit auch“. Keller bezeichnete Vergleiche mit der finanzstarken Premier League als nicht zielführend: „Ich kann nicht in Richtungen laufen, bei denen ich weiß, dass sie mich nicht ans Licht führen werden.

Keller: Orientierung an der Premier League führe nicht zum Ziel

Die Premier League ist Lichtjahre weg. Sich an der Premier League zu orientieren, wird – zumindest wirtschaftlich – nicht zum Ziel führen.“ Stattdessen forderte der 44-Jährige: „Ich muss mich vielmehr fragen: In welchen Feldern kann der deutsche Fußball besser sein als die Premier League? Und das wird nicht beim schnöden Geld sein. Dafür ist der Abstand zu groß – egal wie wir wachsen.“

Der FC-Sportchef, der sich bei der Wahl in den DFL-Aufsichtsrat am Freitag mit 18:16-Stimmen gegen den als Favorit gehandelten Klaus Filbry (Werder Bremen) durchgesetzt hatte, sieht den deutschen Fußball vor „großen Aufgaben“ stehen. Der mögliche Investoren-Einstieg in die DFL sorgt für unterschiedliche Lager bei den Clubs der Ersten und Zweiten Liga.

Keller appelliert an ein Miteinander: „Das ist nur möglich, wenn ich gemeinschaftlich beschließe: Das ist unser Ziel, da wollen wir hin. Und dieses gemeinschaftliche Ziel haben wir so aus meiner Sicht nicht. Deshalb sollten wir uns darüber unterhalten. Wenn das gemeinschaftlich im Diskurs geklärt wird, wird am Ende sicherlich etwas Gutes herumkommen. Dann leiten sich die Antworten auf die anderen großen Themen automatisch ab.“

Keller fordert mehr Offenheit für Veränderungen

Keller („Es geht um Haltung“) forderte auch Offenheit für Veränderungen: „Ich mag zwei Sätze nicht: Das war schon immer so. Und: Das haben wir noch nie so gemacht.“ Außerdem rief er die Clubvertreter zu Objektivität auf: „Wenn wir die großen Themen diskutieren, dann muss jeder seine Vereinsbrille abnehmen. Wenn ich immer nur meine Interessen sehe, wird es keinen Kompromiss geben.“

Erste Fortschritte in der von Keller zuletzt kritisierten Kommunikation beim Thema Investoren-Einstieg hat der FC-Sportchef inzwischen erkannt: „Es ist wichtig, die Clubs bei den Optionen mitzunehmen. Das passiert jetzt, und das ist sehr gut. Das muss man auch mal loben.“