Der 1. FC Köln erlebt im Jahr der Bundesliga-Rückkehr einen Umbruch auf allen Ebenen. Und noch viel mehr. Ein Rückblick auf äußerst ereignisreiche zwölf Monate am Geißbockheim.
Rückblick auf 2025Der 1. FC Köln erlebt ein turbulentes Jahr

Ausnahmetalent Said El Mala sorgt beim 1. FC Köln für Begeisterung.
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Wo fängt man an bei der Rückschau auf ein Jahr, das selbst für Verhältnisse des 1. FC Köln als äußerst ereignisreich einzustufen ist? Ein Jahr, das im Zeichen des Umbruchs steht, aber auch des Aufstiegs und des Wunders. Denn aus all den Geschichten rund ums Geißbockheim sticht die des 19-jährigen Ausnahmespielers Said El Mala heraus, der eine ganze Stadt verzaubert. Der kometenhafte Aufstieg des letztjährigen Drittligaspielers von Viktoria Köln kommt einem Märchen gleich, welches es kaum noch gibt in der Welt des modernen Fußballs. Als Jugendspieler in einem der großen Nachwuchsleistungszentren schon aussortiert, schafft das Offensiv-Juwel über Umwege den Sprung in die Bundesliga. Dort entfacht der Tempo-Dribbler einen Hype, wie es ihn in Köln seit Lukas Podolski nicht mehr gegeben hat.
In Müngersdorf rufen sie ihn ehrfürchtig „Fußballgott“, seine atemberaubende Spielweise zieht alle in den Bann. Selbst Bundestrainer Julian Nagelsmann kommt nicht umher, Kölns Shootingstar im November erstmals zur Nationalmannschaft einzuladen. Europäische Topclubs stehen bereits Schlange, und so ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Said El Mala in die große, weite Fußballwelt hinausziehen wird. Dafür winkt dem FC eine Rekordablöse. Doch bis dahin hat El Mala noch mindestens einen großen Auftrag zu erfüllen – den FC als Aufsteiger in der Bundesliga zu halten. Die Ausgangslage ist ordentlich, wenngleich der beeindruckende Saisonstart inzwischen verblasst ist und die schlimme Knieverletzung von Abwehrchef Timo Hübers wie ein Schatten auf der Hinrunde liegt. Sechs sieglose Spiele zum Jahresabschluss lassen die Kölner mit Sorgen auf 2026 blicken.

Sportchef Christian Keller (r.) und Trainer Gerhard Struber müssen den 1. FC Köln zwei Spieltage vor dem Ende der Zweitliga-Saison verlassen.
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Dass der FC überhaupt wieder in der Bundesliga spielt, daran ist am späten Abend des 3. Mai kaum zu denken. Das blamable 1:1 gegen Absteiger Regensburg lässt die Stimmung im Umfeld vollends kippen. Das Stadion fordert mit Vehemenz die Entlassung von Christian Keller und Gerhard Struber. Weil der prinzipientreue, aber glücklose Sportchef sein Schicksal längst an das seines Trainers geknüpft hat, stellt der scheidende Vorstand um Werner Wolf beide Verantwortlichen frei. Das Doppel-Aus für Keller und Struber ist ein Zeichen der Handlungsstärke, die dem FC letztlich wohl den Aufstieg sichert. Am Tag nach dem Führungsbeben präsentiert Interims-Sportchef Thomas Kessler mit Friedhelm Funkel den „Feuerwehrmann“ schlechthin, der die Mission Wiederaufstieg zwei Spieltage vor Schluss retten soll.
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Friedhelm Funkel wird im Aufstiegskampf zum Retter
Funkels Debüt glückt durch einen dramatischen 2:1-Sieg in Nürnberg, doch danach wird es erneut turbulent. Der Skandal um Tim Lemperle überschattet die Vorbereitung auf das Aufstiegsfinale. Nach dem Besuch eines Partyschiffs wird der scheidende Torjäger stark alkoholisiert in eine Schlägerei verwickelt, sein Einsatz im alles entscheidenden letzten Saisonspiel steht wegen eines Nasenbeinbruchs lange auf der Kippe. Erneut wird in Köln tagelang nicht über Fußball gesprochen – wie schon nach der Messer-Choreografie beim Derby im Februar gegen Düsseldorf. Doch Funkel moderiert den Vorfall mit väterlicher Gelassenheit – und führt den FC dank eines souveränen 4:0-Heimsiegs gegen Kaiserslautern sogar noch zur Zweitliga-Meisterschaft, gekrönt vom emotionalen Abschied von Mark Uth, der im letzten Spiel seiner Karriere zum Endstand trifft. Der 18. Mai wird zu einem Traumtag für die Geißböcke: Wenige Stunden vor der Bundesliga-Rückkehr der Profis holt die U19 um Erfolgstrainer Stefan Ruthenbeck durch einen wilden 5:4-Finalsieg bei Lokalrivale Leverkusen die Deutsche Meisterschaft und lässt sich später in Müngersdorf von fast 50.000 Fans feiern.

Traumhafter Abschied: Mark Uth beendet seine Karriere mit dem Zweitliga-Titel.
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Auf den Jubel folgt ein Sommer des Umbruchs. Friedhelm Funkel wäre gerne geblieben, doch das öffentliche Werben des Retters bleibt erfolglos. Thomas Kessler, inzwischen zum Sportdirektor befördert, dreht den Kader ein halbes Jahr nach Ablauf der Transfersperre auf links, kein anderer Bundesligist tätigt so viele Transfers wie die Kölner. „Kessler kocht“ ist der wohl beliebteste Kommentar des Sommers. Mit Lukas Kwasniok holt Kessler zudem seinen Wunschtrainer. Der legt furios los. Begeisternde Auftritte wie das 4:1 gegen Freiburg lassen so manchen FC-Fan schon von Europa träumen. Doch zum Jahresende kommt der Aufsteiger in der Realität an. Beide Derbys gehen verloren, der Vorsprung nach unten schmilzt. Nicht zuletzt, weil Kwasnioks Rotationsmaschine überhitzt wirkt.
Historischer Wahlkampf um die Macht am Geißbockheim
2025 ist beim 1. FC Köln auch das Jahr des Wahlkampfs. Im Frühjahr wird bekannt, dass der bisherige Vorstand um Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich nach sechs Jahren im Amt in dieser Konstellation nicht noch einmal antritt. Was folgt, ist ein historischer Vorgang. Zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte des dreimaligen Deutschen Meisters treten drei Vorstandsteams gegeneinander an. Wettich kämpft fortan an der Seite von Wilke Stroman und Tugba Tekkal um eine Zukunft im Vorstand. Mit Sven-Georg Adenauer, Thorsten Kiesewetter und Martin Hollweck sammelt ein zweites Team die erforderlichen 4600 Unterschriften, um zur Wahl zugelassen zu werden. Am Ende eines monatelangen, kräftezehrenden Wahlkampfs setzt sich das vom Mitgliederrat vorgeschlagene Team durch. Präsident Jörn Stobbe und seine beiden Stellvertreter Jörg Alvermann und Ulf Sobek behalten am 27. September auf der erstmals im Rheinenergie-Stadion durchgeführten Mitgliederversammlung mit rund 65 Prozent der Stimmen deutlich die Oberhand. Das Trio soll den FC nach turbulenten Jahren in eine ruhigere Zukunft führen. Gelingt das, fällt der nächste Jahresrückblick etwas weniger ereignisreich aus.

Bilden den neuen FC-Vorstand: (v.l.) Präsident Jörn Stobbe und seine beiden Stellvertreter Jörg Alvermann und Ulf Sobek.
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