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Vorstandswahlen1. FC Köln sucht nach etwas mehr Zusammenhalt

5 min

Die drei Kandidatenteams in der Wahlkampfarena des Fan-Projekts 1. FC Köln 1991

Grabenkämpfe, Vorwürfe, mediale Attacken: Der 1. FC Köln zeigt sich in den letzten Tagen vor der Mitgliederversammlung uneins.

Der Wahlkampf um die Vorstandsämter beim 1. FC Köln hat in den vergangenen Wochen auch die sozialen Medien geflutet. Hier ein Post von den Bundesligaspielen der FC-Frauen, dort Videos von der Großdemo für den Erhalt des Geißbockheims und immer wieder Statements zu den großen Themen, die den Verein vor der Mitgliederversammlung am Samstag (11 Uhr, Rheinenergiestadion) bewegen. Die Kandidaten der drei zur Wahl stehenden Teams haben keine Gelegenheit ausgelassen, auf sich aufmerksam zu machen und auf Stimmenfang zu gehen.

Jörg Alvermann gehört zum „Team FC“ mit Präsidentschaftskandidat Jörn Stobbe und Ulf Sobek. Der Mitgliederrat hat dieses Trio nominiert, das dementsprechend aussichtsreich in das Rennen um die Nachfolge von Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich geht. Der Jurist Alvermann ist im „Team FC“ so etwas wie der Aktivposten, obwohl er nur als Vizepräsident kandidiert. Der gebürtige Kölner ist derjenige, der die meisten Posts abgibt.

Unser Verein war immer dann am stärksten, wenn alle an einem Strang gezogen haben.
Jörg Alvermann, Kandidat„ Team FC“

So auch in dieser Woche, als Alvermann mit Blick auf „eine wegweisende Versammlung, auf der wichtige Entscheidungen getroffen werden“ auf einen Punkt hinweisen wollte, um den sich beim 1. FC Köln schon immer das meiste gedreht hat: „Es ist viel geredet worden in den vergangenen Wochen und viel geschrieben. Und ja, es ist auch viel gestritten worden. Dabei ist eines zu kurz gekommen: Was macht den FC wirklich stark? Der Zusammenhalt“, räumte Alvermann ein, dass der Wahlkampf nicht immer sauber gelaufen ist. Es folgte ein flammender Appell des 53-Jährigen: „Unser Verein war immer dann am stärksten, wenn alle an einem Strang gezogen haben. Und das ist es, was wir für unseren Verein erreichen wollen.“

Alvermanns Video lief am Mittwoch über die sozialen Medien. An einem Tag, an dem die FC-Familie mal wieder den Beweis angetreten hatte, dass persönliche Interessen und Eitelkeiten dem ersehnten Zusammenhalt das Leben schwer machen. Zwei nahezu zeitgleich veröffentlichte Interviews   hatten für Aufsehen   gesorgt und gezeigt, dass der Kampf um das FC-Präsidium längst mit harten Bandagen ausgetragen wird.

Jörg Jakobs sprach als Interims-Sportchef in den Amtszeiten zwischen Horst Heldt und Christian Keller (Mai 2021 bis April 2022) via „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht nur eine Wahlempfehlung für das „Team FC“ aus, er rechnete zudem als ehemaliger Berater des Vorstands   mit Keller, Wolf, Sauren und Wettich ab.   Das hatte der 55-Jährige schon einmal getan, als sich der Vorstand im Zuge der Transfersperre im Februar 2024 von ihm getrennt hatte. Jakobs, der den folgenschweren Transfer von Jaka Cuba Potocnik eingefädelt hatte, sah sich als „Bauernopfer“.

Jürgen Sieger wagt sich aus der Deckung

Jürgen Sieger ließ es sich derweil nicht nehmen, nach fast sechs Jahren ausgerechnet drei Tage vor der Mitgliederversammlung aus der Deckung aufzutauchen und sein Schweigen zu brechen. Der Jurist war 2019 mit Wolf und Sauren auf Vorschlag des Mitgliederrats mit den Vorsitzenden Stefan Müller-Römer und Carsten Wettich zum Vorstand gewählt worden, trat als Vizepräsident allerdings schon nach 97 Tagen zurück. Aus gesundheitlichen Gründen, wie es damals hieß.

„Zu meiner Überraschung stellte sich nach der Wahl heraus, dass wir als Vorstand doch recht unterschiedliche Auffassungen in der Sache, in der Art der Zusammenarbeit untereinander und mit den übrigen Gremien hatten“, sagte Sieger nun dem „Geissblog“. Der 72-Jährige kritisierte den Vorstand massiv im Hinblick auf die Transfersperre und hätte „einen Rücktritt des Vorstands erwartet“.

Beide Interviews richten sich gegen den aktuellen Vorstand und in beiden Fällen auch explizit gegen Carsten Wettich. Der Vize hatte sich im Gegensatz zu Wolf und Sauren zu einer erneuten Kandidatur entschlossen und tritt am Samstag mit Tugba Tekkal und Wilke Stroman in einem Team an. Stroman hatte am Samstag ebenfalls im „Stadt-Anzeiger“ für seine Kandidatur als FC-Präsident Zuspruch von FC-Legende Lukas Podolski erhalten.

Das sind nicht die Werte des 1. FC Köln und das sollten auch nicht die Werte der Mitglieder des 1. FC Köln sein.
Fan-Projekt 1. FC Köln 1991 e.V.

In der Reihe von „Gegeneinander beim 1. FC Köln“ erschien am Donnerstag noch ein Text in der „Wirtschaftswoche“, der Stroman als Gründer des Unternehmens „Sparhandy“ unter der Überschrift „Mutmaßliche Betrugsfälle beim Sparhandy wecken Zweifel an Kandidaten“ in die Nähe von Betrugsfällen im Raum Berlin rückte. Ein Verdacht, den der nachfolgende Artikel nicht bekräftigen konnte. Später wurde die Überschrift geändert und lautete: „Der Sparhandy-Gründer und sein Spiel auf eigene Rechnung“.

Wie schwierig es mit dem großen Zusammenhalt beim FC bisweilen ist, zeigten diese Woche auch Hass-Kommentare im Netz gegen Tugba Tekkal. Die ehemalige FC-Spielerin und Menschenrechtlerin, die als Vizepräsidentin kandidiert, wurde in ihrer Identität, als Frau und aufgrund ihrer Herkunft massiv angegriffen. „Das sind nicht die Werte des 1. FC Köln, nicht die Werte von fans1991 und das sollten auch nicht die Werte der Mitglieder des 1. FC Köln sein. Alle drei Kandidatenteams verdienen Respekt, weil sie zur Wahl zugelassen worden sind und sich der Verantwortung als Vorstandskandidatin und Vorstandskandidaten stellen“, reagierte das Fan-Projekt „fans1991“ unmissverständlich: „Wer diese verantwortungsvolle Funktion bekleiden wird, das entscheidet das höchste Gremium des Vereins – die Mitgliederversammlung.“