Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

WM 2026Anruf bei FIFA-Chef? Trump droht Gastgeberstädten

3 min
US-Präsident Donald Trump hat einen engen Draht zu FIFA-Chef Infantino. (Archivbild)

US-Präsident Donald Trump hat einen engen Draht zu FIFA-Chef Infantino. (Archivbild)

Donald Trump will demokratisch regierte Städte auf Linie zwingen, indem er ihnen notfalls die Ausrichtung von Spielen der Fußball-WM verbietet. Er droht: Dafür reiche ein kurzer Anruf.

In seinem Machtkampf mit demokratisch regierten US-Städten setzt Präsident Donald Trump die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 und seinen engen Draht zur FIFA als politisches Druckmittel ein. Er könne Weltverbandschef Gianni Infantino mit Leichtigkeit dazu bringen, Städte wie Boston als Austragungsorte für WM-Spiele zu streichen, sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) im Weißen Haus.

Dabei deutete der Republikaner einmal mehr Probleme mit angeblich ausufernder Kriminalität an. Auf diese Weise versucht Trump schon seit Monaten, den Einsatz von Nationalgardisten in demokratisch regierten US-Großstädten zu rechtfertigen - gegen den Willen der normalerweise dafür zuständigen Gouverneure der jeweiligen Bundesstaaten.

Trump: „... dann würde ich Gianni anrufen“

Angesprochen auf Bostons Bürgermeisterin Michelle Wu sagte Trump, sie sei „radikal links“ und schade ihrer eigenen Stadt. „Wenn jemand einen schlechten Job macht und ich den Eindruck habe, dass die Bedingungen (zur Ausrichtung von WM-Spielen) unsicher sind, dann würde ich Gianni anrufen, den phänomenalen Chef der FIFA, und ich würde sagen: „Lass es uns woanders hin verlegen.“ Und er würde es machen.“

Vermutlich wäre Infantino davon zwar nicht begeistert, ergänzte Trump. „Aber er würde es ohne Weiteres machen. Er würde es machen. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, es zu tun.“ Der Weltverband ist für eine Reaktion auf die Aussagen Trumps angefragt. Bostons Bürgermeisterin Wu erklärte in einer Stellungnahme, dass sich ihre Stadt darauf freue, Fans aus der ganzen Welt zu begrüßen. 

Selbst bei Trumps jüngstem Nahost-Gipfel in Ägypten war Infantino dabei. (Archivbild)

Selbst bei Trumps jüngstem Nahost-Gipfel in Ägypten war Infantino dabei. (Archivbild)

Die USA, Kanada und Mexiko richten die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer (11. Juni bis 19. Juli) gemeinsam aus. Allein 11 der 16 Gastgeberstädte sind in den Vereinigten Staaten - darunter Boston und die ebenfalls demokratisch regierte Westküstenmetropole Los Angeles.

Gerade die kalifornische Millionenstadt geriet weltweit in die Schlagzeilen, als Trump dort vor Monaten beim ersten Einsatz dieser Art Soldaten aufmarschieren ließ - mit dem erklärten Ziel, Proteste gegen Razzien der Einwanderungsbehörde ICE zurückzudrängen. Später folgten Einsätze in weiteren Städten, für die trotz politischer Widerstände ebenfalls Nationalgardisten mobilisiert wurden.

Wahl der Gastgeberstädte liegt nicht in Trumps Händen

Trump sagte nun, er könne auch im Falle der Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles eine Verlegung des Ausrichtungsorts erwirken, falls die Stadt nach seinem Empfinden „nicht angemessen vorbereitet sein sollte“. Dafür sei wahrscheinlich ein anderes Verfahren nötig als bei der Neuvergabe von WM-Partien, „aber wir würden es tun“.

Die Wahl der Gastgeberstädte liegt nicht in der Hand von Trump. Die Städte haben einen Vertrag mit der FIFA geschlossen, die acht Monate vor Turnierbeginn vor schwerwiegenden Problemen beim Wegfall eines Standorts stehen würde. „Es ist ein FIFA-Turnier, die Zuständigkeit der FIFA, die FIFA trifft diese Entscheidungen“, hatte Vizepräsident Victor Montagliani aus Kanada zuletzt zu diesem Thema gesagt.

FIFA-Chef pflegt engen Draht zu Trump

FIFA-Chef Infantino pflegt enge Verbindungen zu Trump und war - zur Verwunderung vieler Beobachter - auch bei der jüngsten Zeremonie zur Unterzeichnung einer vom US-Präsidenten arrangierten Friedenserklärung für den Nahen Osten in Ägypten dabei.

Infantino zeigt sich seit Jahren bei wichtigen weltpolitischen Anlässen und betont immer wieder die seiner Ansicht nach verbindende Kraft des Fußballs. Kritiker halten ihm unangebrachte Nähe zu Staaten und Regierungen vor, die demokratische Werte nicht teilen und grundlegende Menschenrechte missachten. (dpa)