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Bayer 04 LeverkusenEx-Kölner trifft Vizemeister ins Mark

5 min
Unglücklich: Leverkusens Jarell Quansah (l.) fälscht Fisnik Asllanis Schus zum 1:1 ab.

Unglücklich: Leverkusens Jarell Quansah (l.) fälscht Fisnik Asllanis Schus zum 1:1 ab.

Bayer 04 Leverkusen hat den befürchteten Fehlstart in die neue Bundesliga-Saison hingelegt. Der personell auf links gedrehte Vizemeister verlor sein Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim.  

Die Ära Xabi Alonso, Florian Wirtz und Granit Xhaka unter dem Bayer-Kreuz ist Geschichte. Bis zur nächsten wird es wohl ein Weilchen dauern. Der personell stark veränderte Vizemeister verpatzte seinen Saisonauftakt und musste am Samstag vor 29.390 Zuschauern eine 1:2 (1:1)-Heimniederlage gegen die TSG 1899 Hoffenheim hinnehmen. Auf Trainer Erik ten Hag und seine Mannschaft wartet sehr viel Arbeit. 

„Wir sind natürlich enttäuscht und haben gesehen, dass wir noch viel zu tun haben.  Hoffenheim war effizient. Wir brauchen Zeit und jeden Tag“, sagte Ten Hag. Der Niederländer, der ein neues Bayer 04 Leverkusen bauen soll, musste mit Loic Badé, Jeanuel Belocian, Jonas Hofmann, Exequiel Palacios, Malik Tillman und Martin Terrier auf fünf potenzielle Stammkräfte verzichten. 

Wir brauchen Zeit und jeden Tag.
Erik ten Hag, Trainer Bayer Leverkusen

Die runderneuerte Werkself sah auch aufgrund dieser Ausfälle beim Anpfiff gar nicht so neu aus. Mit Torwart Mark Flekken (Brentford), Innenverteidiger Jarell Quansah (FC Liverpool) und Youngster Ibrahim Maza (Hertha BSC) beorderte der neue Trainer Erik ten Hag nur drei der elf Leverkusener Sommerzugänge in seine Startformation. Sein Gegenüber Christian Ilzer hatte da mit sieben Neuen in der Startelf mehr zu bieten.

Was auch auf dem Feld galt, denn die Hoffenheimer pressten hoch und suchten sofort den Weg nach vorne. Nachdem der neue Bayer-Kapitän Robert Andrich nach einem Ellbogen-Check seines Teamkollegen Edmond Tapsoba mit leichten Kopfschmerzen davon gekommen war, musste der Vizemeister früh eine zweite Schrecksekunde überstehen. Der vom 1. FC Köln ins Kraichgau gewechselte Tim Lemperle traf nach 99 Sekunden mit links aus elf Metern den linken Pfosten.

Jarell Quansah gelingt Bayers erstes Saisontor

Bayers Führung kam überraschend und entsprang einem Standard: Alejandro Grimaldo zeigte seine Klasse und servierte Quansah mit links den Ball auf den Kopf. Der Engländer bezwang TSG-Keeper Oliver Baumann per Aufsetzer (6.) zum 1:0.

Das Tor änderte nichts am Spielfilm. Hoffenheim kombinierte sicher und besetzte die Räume, Leverkusen blieb passiv, vernachlässigte das Spiel ohne Ball und wirkte unabgestimmt. Das sah alles recht bieder aus. Das 1:1 war deshalb verdient. Bazoumana Touré hatte im Strafraum alle Zeit der Welt und Fisnik Asllani viel zu viel Raum. Quansah fälschte den Linksschuss des Hoffenheimer Stürmers noch leicht ab, sodass Flekken chancenlos war (25.).

Der Leverkusener Vortrag blieb weiter vieles schuldig. Gefährlich wurde es nur nach Standards. Einen Grimaldo-Freistoß lenkte Koki Machida fast ins eigene Tor (33.) und gegen HincpaiesVersuch aus kurzer Distanz nach Freistoß von Aleix Garcia musste Baumann einen Reflex à la Manuel Neuer auspacken (43.).

Ex-Kölner Tim Lemperle schockt Leverkusen

Defensiv riskierte Bayer mitunter sehr viel und hatte Glück, dass die Hoffenheimer das nicht auszunutzen wussten. Touré etwa hätte zuschlagen können, nachdem Andrich und Garcia mit ihren Rückpässen Flekken in arge Nöte gebracht hatten (40.). Als der Hoffenheimer Neuzugang aus Hammarby in der Nachspielzeit noch an Flekken scheiterte, war das 1:1 zur Pause aus Leverkusener Sicht sogar glücklich. 

Ten Hag reagierte und brachte mit Ernest Poku für den enttäuschenden Rechtsverteidiger Arthur das nächste neue Gesicht (46.). Der Niederländer musste dann aber als Erstes mitansehen, wie Quansah und Tapsoba den Ball nicht gegen Asllani behaupten konnten. Nutznießer war Tim Lemperle, der humorlos aus 20 Metern abzog und das 2:1 als ehemaliger Geißbock besonders intensiv zelebrierte. Zumindest so lange, bis er bemerkte, dass der nur zu einem Drittel gefüllte Hoffenheimer Block wenig mit dem gemein hatte, was die Fans des 1. FC Köln nach so einem Treffer angestellt hätten (52.).

Ein Ex-Kölner jubelt in Leverkusen: Tim Lemperle (r.), nach seinem Treffer zum 2:1 für Hoffenheim.

Ein Ex-Kölner jubelt in Leverkusen: Tim Lemperle (r.), nach seinem Treffer zum 2:1 für Hoffenheim.

Der Vizemeister war gefragt und intensivierte seine Bemühungen. Torchancen blieben bis auf einen direkten Freistoß von Garcia (63.)  zunächst aber weiter Mangelware. Torjäger Patrik Schick und Nathan Tella hingen ziemlich in der Luft, weil aus dem kreativen Zentrum keine Ideen entsprangen.

Der erst 20-jährige Maza war in seinem ersten Bundesliga-Spiel noch sichtlich überfordert. Etwas Erfahrung von draußen hätte guttun können. Bayers Auswechselbank kam aber eher einer Junioren-Auswahl gleich. Von den fünf Feldspielern war keiner älter als 19.  

Es ist so, dass es heute nicht gestimmt hat bei uns.
Mark Flekken, Torwart Bayer 04 Leverkusen

Erik ten Hag verzichtete deshalb zunächst wohl auch auf einen zweiten Wechsel. Der Trainer musste bis zur 78. Minute warten, ehe Grimaldo mit einem Flankenwechsel die erste Leverkusener Torchance aus dem Spiel heraus generierte. Tella traf mit seiner Direktabnahme aber nur ans rechte Außennetz.

Nach 84 Minuten kamen dann die beiden 19-jährigen Christian Kofane und Claudio Echeverri. Als Schiedsrichter Daniel Siebert die fünfminütige Nachspielzeit anzeigen ließ, wünschte sich manch Leverkusener die Ära Alonso zurück. Doch die ist vorbei und  das neue Bayer 04 Leverkusen musste eine 1:2-Heimniederlage zum Start in die Bundesliga-Saison 2025/26 zur Kenntnis nehmen.

„Es ist so, dass es heute nicht gestimmt hat bei uns. Da brauchen wir nicht groß drum herumreden. Aber jetzt alles schlecht zu reden, wäre auch die falsche Methode“, fasste Keeper Flekken sein erstes Spiel im Bayer-Trikot zusammen.


Statistik:

Bayer 04 Leverkusen: Flekken; Quansah, Tapsoba, Hincapie; Arthur (46. Poku), Andrich, Garcia, Grimaldo; Maza (84. Echeverri), Tella (84. Kofane); Schick. – TSG Hoffenheim: Baumann; Coufal (88. Prömel), Hranac (75. Akpoguma), Machida (45.+1 Chaves), Bernardo; Avdullahu, Burger (46. Tohumcu); Kramaric, Touré; Lemperle (75. Prass), Asllani. - SR.: Siebert (Berlin). - Zuschauer: 29.390. - Tore: 1:0 Quansah (6.), 1:1 Asllani (25.), 1:2 Lemperle (52.). - Gelbe Karten: Kramaric, Machida, Ardullahu.