Europa LeagueBayer 04 will im Erfolgsrhythmus bleiben

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Nicht leicht aus dem Tritt zu bringen: In der Gruppenphase gelangen Florian Wirtz und den Leverkusenern zwei Siege gegen Agdam. Foto: imago/Hufnagel

Nicht leicht aus dem Tritt zu bringen: In der Gruppenphase gelangen Florian Wirtz und den Leverkusenern zwei Siege gegen Agdam. Foto: imago/Hufnagel

Nach zwei Siegen in der Gruppenphase geht es für Leverkusen in der K.-o.-Runde wieder gegen Qarabag Agdam.

Diesen Satz würde Qurban Qurbanov so wohl nicht wiederholen. Als Trainer von Qarabag Agdam war der 51-Jährige vor zwei Monaten zu Besuch unter dem Bayer-Kreuz und durfte einer Trainingseinheit von Xabi Alonso beiwohnen. Im Anschluss tauschten die Coaches noch Nettigkeiten aus: „Wir wünschen euch, dass ihr die Meisterschaft in der Bundesliga schafft und auch den Titel in der Europa League“, ließ Qurbanov aus dem Aserbaidschanischen ins Englische übersetzen.

Umgekehrt brachte der Dolmetscher ihm Alonsos beste Wünsche für die Playoffs gegen Sporting Braga näher. Was weder der Coach der Werkself noch sein weitgereister Gast im Januar ahnen konnten, ergab die Auslosung des Europa League-Achtelfinales: Dort wurde tatsächlich Leverkusens drittes und viertes Aufeinandertreffen mit dem zweitplatzierten Kontrahenten aus Gruppe H gezogen, nachdem dieser, Alonsos Wunsch entsprechend, mit 4:2 und 2:3 (n.V.) gegen die starken Portugiesen aus Braga reüssiert hatten.

Im Rheinland dachte der spanische Erfolgscoach vor dem neuerlichen Wiedersehen einmal erst an Qurbanovs Hospitation, dann aber vor allem an das bevorstehende Duell: „Dass er da war, war super. Wir hatten eine gute Besprechung und es gibt keine Geheimnisse und nichts zu verstecken“, sagte Alonso vor dem Donnerstagsspiel im Tofik-Bakhramov-Stadion, „ihn wiederzusehen wird schön, aber danach kämpfen wir dafür, dass unsere Reise weitergeht“.

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In der Europa League war es im letzten Jahr schön, das Halbfinale zu erreichen. Jetzt wollen wir aber noch mehr.
Xabi Alonso, Trainer von Bayer 04 Leverkusen

Wie ungemütlich der Weg ans Kaspische Meer sein kann, erlebte der deutsche Tabellenführer zuletzt Anfang November, als der mittlerweile verletzte Siegtorschütze Victor Boniface Rang eins und die direkte Qualifikation für die Runde der letzten 16 klarmachte. „Es ist schon ein Unterschied, ob du ein, zwei oder fünfeinhalb Stunden fliegst“, beschrieb Robert Andrich die strapaziöse Reise nach Baku. Und der Sechser, der beim 1:0 ebenso an Granit Xhakas Seite durchspielte wie zwei Wochen zuvor beim 5:1 im Heimspiel, erklärte den auf allen Ebenen ausgefeilten Ablauf: „Wir haben viele Möglichkeiten, uns vorzubereiten, mit unseren Physios oder mit Strümpfen, die man für den Flug anziehen muss“, gab er Einblicke und nannte weitere Details wie etwa die Mahlzeiten, die nach dem heimischen Rhythmus terminiert sind: „Beim letzten Mal haben wir es auch so gemacht, dass wir in der deutschen Zeit geblieben sind. Das hat so gut geklappt, dass wir nichts umstellen.“

Bayer 04 will den Sieg im Gepäck mitbringen

Wenn der Bayer 04-Tross mittwochs um 14 Uhr mitteleuropäischer Zeit abhob, landeten Andrich und Co. mit einer Zeitverschiebung von plus drei Stunden, erst 90 Minuten vor Mitternacht in Baku. 24 Stunden später wollen sie mit einem Sieg im Gepäck wieder abreisen und ihren Rhythmus in Deutschland schnell wiederfinden – steigt doch schon am Sonntag das Bundesliga-Heimspiel gegen Wolfsburg.

Vor dem Start in die englischen Wochen mit vier Spielen binnen zehn Tagen (das Rückspiel gegen Qarabag am 14. März, die   Bundesligapartie in Freiburg am 17. März), freut sich Coach Alonso über die komfortable Kader-Situation. „Wir haben genügend Möglichkeiten“, betont er den Luxus von doppelt und dreifach besetzten Positionen in allen Mannschaftsteilen.

Trotz starker Leistungen und Nationalmannschafts-Ambitionen könnte selbst Andrich Ungemach drohen, weil Exequiel Palacios zurück ist, jüngst in Köln einen Kurzeinsatz hatte und für Alonso zu den Startelfkandidaten gehört. Perspektivisch sollen sich auch die langzeitverletzten Arthur und Boniface in der Länderspielpause bis Ende März wieder in Form bringen, um den Tanz auf drei Hochzeiten bewältigen und im Mai einen, zwei oder gar drei Titel ins Rheinland holen zu können.

„Wir wollen ,competitive' sein, in allen Wettbewerben“, betonte Alonso vor dem Wiedersehen mit Qurbanov, „in der Europa League war es im letzten Jahr schön, das Halbfinale zu erreichen. Jetzt wollen wir aber noch mehr.“

Dieses Gefühl hatte wohl auch Qarabags Trainer, als er seinem jungen Kollegen im Rheinland den internationalen Titel wünschte. Spätestens wenn das dritte Duell mit Leverkusen an diesem Donnerstag (18.45 Uhr/RTL+) angepfiffen ist, wird seine Höflichkeit aber enden. Schließlich kämpft auch der offensivstarke zehnfache Meister Aserbaidschdans um das Viertelfinale. Und genau wie Andrich und Bayer 04 wollen sie sich in einer Riege mit „Champions League-Mannschaften“ wie Sporting und Benfica Lissabon, Liverpool, Villarreal und dem AC Mailand, „nicht kleiner machen als wir sind“.

Voraussichtliche Aufstellung

Qarabag: Lunev; Vesovic, Mustafazada, Guseynov, Bayramov; P. Andrade, Jankovic, L. Andrade, Benzia, Zoubir; Juninho. 

Leverkusen: Kovar; Kossounou, Tah, Tapsoba; Tella, Xhaka, Andrich, Grimaldo; Adli, Wirtz, Schick.

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