Europa League-FinaleLookman wird zu Leverkusens Albtraum

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Dritter Streich:  Ademola Lookman trifft gegen Edmond Tapsoba zum 3:0.

Dritter Streich: Ademola Lookman trifft gegen Edmond Tapsoba zum 3:0.

Bayer 04 Leverkusen hat das angestrebte Triple verpasst. Der deutsche Meister unterlag im Finale der Europa League gegen Atalanta Bergamo. 

Der Traum vom Triple und die unglaubliche Serie von 51 Spielen ohne Niederlage haben am 22. Mai 2024 ein Ende gefunden. Bayer 04 Leverkusen hat ausgerechnet im Finale der Europa League   beim verdienten 0:3 (0:2) gegen Atalanta Bergamo die erste Niederlage in einem Pflichtspiel der Saison 2023/24 hinnehmen müssen und den zweiten Europapokalsieg seiner Vereinsgeschichte nach 1988 verpasst. Atalantas Ademola Lookman wurde vor 51.700 Zuschauern in der Aviva-Arena von Dublin mit seinen drei Treffern zum Albtraum des deutschen Fußballmeisters.

Die Endspielgegner spiegelten sich in einem 4:3:3-System, wobei Leverkusen mit Florian Wirtz als falscher Neun auflief, während Bergamo mit Gianluca Scamacca einen echten Stoßstürmer aufbot. Der italienische Nationalspieler kommt im laufenden Wettbewerb bereits auf sechs Treffer, fünf davon erzielte er in der K.o.-Runde.

Bayer-Coach Xabi Alonso hatte sich also gegen Victor Boniface und Patrik Schick in der Startelf entschieden und setzte wie schon im Halbfinale gegen AS Rom auf Tempo zwischen den Linien. Die Frage nach dem zweiten Sechser neben Taktgeber Granit Xhaka beantwortete der Spanier mit Exequiel Palacios und auf der rechten Außenbahn verteidigte Josip Stanisic hinter Jeremie Frimpong.

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Es war keine Überraschung, dass Atalanta in bekannter Manier über das gesamte Feld Mann gegen Mann spielte und aggressiv presste. Nicht damit zu rechnen war dagegen, dass Bayer 04 damit große Probleme hatte. Der deutsche Meister fand mit Ball keine Räume. Zudem unterliefen Edmond Tapsoba (6.) und Granit Xhaka haarsträubende Fehlpässe.

Lookmans Doppelpack vor der Pause

Gegen den Ball gestatte die Werkself Bergamo dagegen viele Räume, verlor die wichtigen Zweikämpfe und geriet verdient früh in Rückstand. Teun Koopmeiners steckte auf Davide Zappacosta durch, der Alejandro Grimaldo davonlief und den Ball flach von rechts in den Rücken der Abwehr hereingab. Palacios hätte klären können, ließ den Ball aber auf sich zukommen. Ademola Lookman spritzte dazwischen und traf mit links zum 1:0 (12.).

Der Ex-Leipziger spielte wie aufgedreht und durfte erhöhen. Nach einem Abschlag von Bayer-Keeper Matej Kovar köpfte Amine Adli den Ball scharf und unkontrolliert zurück Richtung eigene Hälfte. Lookman erkannte den freien Raum, schnappte sich den Ball, ließ Xhaka aussteigen und schnürte aus 17 Metern mit rechts akkurat seinen Doppelpack (26.).   Die 9000 mitgereisten Fans der Blau-Schwarzen waren aus dem Häuschen.

Leverkusen hatte dagegen noch keinen Fuß in dieser Partie, spielte schläfrig und leistete sich ungewohnt viele Fehlpässe. Grimaldo hatte die erste und auch einzige gute Chance der ersten Hälfte. Dem Spanier misslang sein Heber gegen Atalanta-Torwart Juan Musso allerdings gründlich (34.). Auf der anderen Seite hätte Charles de Ketelaere sogar auf 3:0 stellen können (43.).

Alonsos Wechsel verpuffen

Die Werkself stand nach dieser gebrauchten ersten Hälfte mit großen Schwächen auf der Doppelsechs Xhaka/Palacios vor einer maximalen Herausforderung. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Diese Erfahrung sollte dafür sorgen, dass es auch im 52. Pflichtspiel der Saison keine Niederlage gibt. Alonso reagierte, brachte Boniface für Stanisic und zog Frimpong zurück.

Es änderte sich erstmal wenig. Atalanta blieb sich treu, verfolgte die Leverkusener über den ganzen Platz, streute geschickt kleine Fouls ein, um den Spielrhythmus zu unterbrechen und ließ weiter nichts zu. Vor allem Florian Wirtz hatte gegen Berat Djimsiti und Isak Hien einen schweren Stand. Es dauerte bis zur 59. Minute, ehe Bayer durch Frimpongs Direktabnahme seine zweite Torchance des Spiels bekam (59.).

Zum ersten Mal drei Gegentore

Dabei blieb es, weil die Italiener weiter extrem aufmerksam verteidigten. Alonso wechselte ein zweites Mal und ersetzte Grimaldo und Palacios durch Adam Hlozek und Robert Andrich. Es änderte sich aber nichts. Leverkusen fand keine Mittel und lief schließlich in einen Konter. Scamacca brachte Lookman in Position und der Engländer mit nigerianischen Wurzeln krönte seinen Galaabend in Dublin mit einem satten Linkschuss in den rechten Winkel zum 3:0 (75.).

Leverkusen hatte zu ersten Mal in dieser Saison überhaupt drei Gegentreffer in einem Spiel kassiert und ausgerechnet im Finale der Europa League eine Leistung gezeigt, die an das doch schon in Vergessenheit geratene „Vizekusen“ erinnerte. Selbst das Ehrentor blieb Bayer bei Chancen von Schick (82.) und Hlozek   (90.+2) verwehrt. Zwei Minuten später war Schluss und Bergamo feierte nach Siegen über Sporting Lissabon (Achtelfinale), den FC Liverpool (Viertelfinale), Olympique Marseille (Halbfinale) und Leverkusen seinen ersten Titel seit 1963. Auch ein Triumph für Trainer Gian Piero Gasperini und nicht nur, weil er seinem Kollegen Xabi Alonso die erste Niederlage im 52. Pflichtspiel dieser Saison beigebracht hatte.


Statistik zum Spiel:

Atalanta Bergamo: Musso; Djimsiti, Hien, Kolasinac (46. Scalvini); Zappacosta (84. Hateboer), Koopmeiners, Ederson, Ruggeri (90.+1 Toloi), de Ketelaere (57. Pasalic), Lookman, Scamacca (84. Toure). —Bayer 04 Leverkusen: Kovar; Tapsoba, Tah, Hincapie; Stanisic (46. Boniface), Palacios (68. Andrich), Xhaka, Grimaldo (68. Hlozek); Frimpong (81. Tella), Wirtz (81. Schick), Adli. —SR.: Kovacs (Rumänien). – Zuschauer: 51.700. –Tore: 1:0 Lookman (13.), 2:0 Lookman (26.), 3:0 Lookman (75.). – Gelbe Karten: Djimsiti, Scamacca, Zappacosta, Koopmeiners; Wirtz, Tapsoba, Andrich.

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