Vier Wochen Winterpause zerren doch arg an den Nerven. Wobei diese Zeit für den Fußball-Fan auch ihren Nutzen haben soll. Denken sich die Protagonisten und feilen weiter an ihrer Attraktion Bundesliga. So schieben die Clubs Spieler hin und her, die hier nicht mehr gebraucht werden und da aufblühen wie Michael Gregoritsch auf Schalke. Dortmund leistet sich mit Erling Haaland eine neue „Braut“. Köln holt den einen verlorenen Sohn Mark Uth zurück und verjagt den anderen, Lukas Podolski, in die Türkei. Und in Frankfurt, der Schaltzentrale des DFB, haben sie sich auch wieder was Feines überlegt.
Gegen das schlechte Vorbild
Die zunehmende Gewalt gegen Schiedsrichter in den Amateurligen hat den DFB in der Winterpause auf den Plan gerufen. Das Übel musste sofort und konsequent angepackt werden. Natürlich an der Wurzel und die treibt ihre Blüten in der Bundesliga aus. Dort, wo die permanent unsportlichen Profis den Hobbykickern ein Vorbild sind, wenn sie meckern, schauspielern, auf Zeit spielen oder sich zum Rudel formatieren.
„Im Vergleich zu den europäischen Wettbewerben gibt es in der Bundesliga zu viele Unsportlich- und Respektlosigkeiten“, erklärte Schiedsrichter-Chef Lutz-Michael Fröhlich via „Bild“-Zeitung die zur Rückrunde greifenden Änderungen bei der Regelauslegung. Unsportlichkeiten werden also ab sofort mit gewichtigeren Sanktionen in Form von Gelben und Roten Karten geahndet.
Karten sitzen lockerer
Eine gute Idee, nur hapert es an der Umsetzung. Die Aufregung war jedenfalls groß, als Schiedsrichter Dr. Felix Brych in Düsseldorf Niklas Moisander mit Gelb-Rot des Feldes verwies, nachdem der Bremer auf ihn zugestürmt war. Vorausgegangen waren zwei heftige Zweikämpfe, in deren Folge Torwart Jiri Pavlenka und Abwehrspieler Kevin Vogt am Boden lagen. „Ich habe zwei von unseren Männern gesehen, denen es gar nicht gut ging. Ich bin der Kapitän, ich kann da nicht ohne Reaktion bleiben“, erklärte sich der Finne.
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Brych aber folgte der neuen Regelauslegung und erntete dafür sogar Verständnis von Florian Kohfeldt: „Aber wer zwingt den Schiedsrichtern solche Regeln auf ohne Spielraum?“, schob Bremens Coach dem DFB den Schwarzen Peter zu: „Zwei Spieler liegen mit Kopfverletzungen am Boden, unser Kapitän ist emotional und bekommt Gelb-Rot fürs Auslösen einer Rudelbildung. Das ist Irrsinn.“
Teurer Sieg
Der Platzverweis (90.+6) trübte den perfekten Tag von Moisander und Werder. Der Kapitän hatte nach 37 Spielen ohne eigenes Tor zum 1:0 getroffen und den Bremern damit im Kellerduell zum wichtigen und ersten Sieg in Düsseldorf nach 29 Jahren verholfen. Er wird im nächsten Spiel gegen Hoffenheim aber ebenso fehlen wie Neuzugang Vogt (Gehirnerschütterung). Und mit ausfallenden Spielern hat Florian Kohfeldt in der Hinrunde keine gute Erfahrungen und nur 14 Punkte gemacht.
Gelb für die Schiris
Die Szene von Düsseldorf brachte einen Aspekt zum Vorschein, der ganz neue Möglichkeiten eröffnet. „Wenn man wüsste, wie die Schiris teilweise mit uns reden“, führte sich Bremens Leonardo Bittencourt in die Debatte ein, „ganz lieb sind sie auch nicht immer zu uns. Aber ich habe keine Gelbe Karte in der Tasche, ich darf nichts zeigen.“ Wäre doch mal eine Diskussion in der nächsten Sommerpause wert, ob die Spieler auch die Schiedsrichter sanktionieren dürfen. Dann aber rechtzeitig ansagen. „Vielleicht liegt das Problem bei mir, weil ich ein Exot bin“, erklärte Jörg Schmadtke. Der Manager des VfL Wolfsburg monierte, dass die Informationen zur neuen Regelauslegung erst am Donnerstag an die Clubs gegangen waren: „Ich habe den Wisch einfach ans Schwarze Brett gepinnt, damit alle schnell informiert sind.“
Werner gegen Müller
In Leipzig kümmern sie sich lieber um ihren Erfolg – und Timo Werner. Das 3:1 gegen Union Berlin war nicht nur der neunte Saisonsieg der Roten Bullen mit mindestens drei Toren, Werner erzielte auch seine Saisontreffer 19 und 20 für den Tabellenführer und Meisterschaftsanwärter. Wenn es nach Teamkollege Marcel Sabitzer geht, ist sogar der Bundesliga-Rekord von Gerd Müller fällig. „Sein Ziel muss es sein 40 Tore zu schießen. Dann sind wir zufrieden.“
Petersen löst Löw ab
Auch beim SC Freiburg stand ein Stürmer im Blickfeld. Beim 2:1 in Mainz, dem ersten Freiburger Bundesliga-Sieg überhaupt bei den Rheinhessen, erzielte Nils Petersen sein 84. Pflichtspieltor für das Überraschungsteam der Saison. Er löste damit Joachim Löw ab (83 Treffer): „Ich glaube der Bundestrainer wird es verkraften.“ Auf jeden Fall leichter als Freiburgs Trainer Christian Streich ein Zugang der Medien in die Spielerkabine: „Ich bin ein totaler Gegner der Öffnung. Zum Glück gibt es das im Fußball noch nicht. Aber es wird kommen, weil so mehr Geld reinkommt.“ Schlau dieser Streich, der verstanden hat, dass die Liga ja immer attraktiver werden muss.