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Mit starkem TeamgeistBayer Leverkusen erarbeitet sich wichtiges 2:1 gegen Hertha BSC

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Leverkusens Jonathan Tah (.l) und Herthas Ishak Belfodil kämpfen um den Ball. Rechts dahinter Leverkusens Robert Andrich.

Leverkusen – Im Heimspiel von Bayer Leverkusen gegen Hertha BSC Berlin ereignete sich eines der interessantesten Duelle der zweiten Halbzeit teamintern. Die Werkself führte in der fast vollbesetzten BayArena mit 2:1 (2:1) und hatte von den robusten, offensiv aber ohne Tempo, Präzision und zündende Ideen agierenden Gästen kaum etwas zu befürchten. Da lieferten sich Patrik Schick und Moussa Diaby ein Wortgefecht.

Beim Stand von 2:1 ging es in der 67. Minute darum, einen in halbrechter Position, bei 19 Metern Torentfernung für die Linksfüße perfekt liegenden Freistoß auszuführen. Weil der wenige Tage zuvor von der französischen Nationalelf zurückgekehrte Diaby sich den Ball gleich nach dem Schiedsrichter-Pfiff geschnappt hatte, wurde er von Schick bedrängt. Dieser war sechs Wochen mit einer Wadenverletzung ausgefallen und erst fünf Minuten zuvor eingewechselt worden.

Nicht hämisch, sondern aufmunternd!

Doch der 20-Tore-Stürmer hatte die besseren Argumente für sich und Diaby, der in Hälfte eins das die Führung von Lucas Alario und auch das 2:0 für Karim Bellarabi vorbereitet hatte, rückte das Spielgerät heraus. Was dann folgte war bezeichnend für den neuen Charakter der Werkself. Schick trat den ruhenden Ball deutlich über das Tor und Moussa Diaby applaudierte. Nicht hämisch, sondern aufmunternd! „Kompliment“, meinte Gerardo Seoane und schloss nicht nur diese Szene, sondern den gesamten Auftritt des Tabellendritten ein, „wir haben uns gegenseitig unterstützt, einander gepusht und am Schluss auch gelitten, um diesen wichtigen Sieg nach Hause zu bringen.“

Diabys Aufmunterung hatte zwar nicht direkt zum Erfolg beigetragen. Weder Schick, noch der mit ihm eingewechselte Sardar Azmoun (75. und 81.) und auch  Robert Andrich (85.) konnten per Kopf das beruhigende, dritte Tor markieren. Uneigennützig und loyal stellten sich alle Leverkusener aber in den Dienst der Mannschaft und bremsten den nach dem 3:0 gegen Hoffenheim eigentlich im Aufwind befindlichen Vorletzten aus.

Fehlende „Entschlossenheit im Abschluss“

Bei der Bundesliga-Rückkehr von Felix Magath nach fast zehn Jahren, fehlte den Berlinern ihr verletzter Standard-Spezialist Marvin Plattenhardt nach zuvor drei Torvorlagen. Der anderen Waffe im gegnerischen Spiel wurden die Leverkusener habhaft, indem sie 52 Prozent ihrer Zweikämpfe gewannen und 372 Pässe mehr an den Mann brachten (552) als die Berliner (180). So überstanden sie die anfängliche Drangphase und gingen nach einigen von Herthas früh eingewechseltem Ersatz-Keeper, Marcel Lotka (16.) entschärften Schüssen per Doppelschlag in Führung. Alario zeigte eine tolle Annahme-Drehung-Schuss-Aktion zum 1:0 (35.) und Bellarabi nutzte die Unordnung im gegnerischen Strafraum ähnlich geschickt zum 2:0 (40.). Da konnte Seoane gut über die zu zögerliche Verteidigung bei Vladimir Daridas 1:2 hinwegsehen (42.).

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Auch die fehlende „Entschlossenheit im Abschluss“ interessierte ihn nach dem achten Heimsieg kaum noch. Schließlich hatte die personell arg gebeutelte Werkself mit Aushilfs-Rechtsverteidiger Odilon Kossounou und der wegen Kerem Demirbays Gelb-Sperre neu formierten Doppelsechs um Andrich und Charles Aranguiz (später Exequiel Palacios) konsequent und entschlossen verteidigt. „Wir müssen nach Lösungen suchen, weil wir nicht auf jeder Position die 1a-Lösung haben“, setzte der Chefcoach den Fokus für die letzten sechs Spiele im Liga-Endspurt.

Wenn sich Bayer 04 auch in Bochum, gegen Leipzig, in Fürth, gegen Frankfurt, in Hoffenheim und gegen Freiburg derart kampfbereit gegen alle Widerstände stellt, dürfte der aktuelle Sechs-Punkte-Vorsprung auf Rang fünf reichen und das große Ziel Champions-League erreicht werden. 25 Minuten nach ihrer kleinen Auseinandersetzung vor der Nordkurve feierten Schick und Diaby schließlich Arm in Arm mit den Fans und demonstrierten noch einmal die mannschaftliche Geschlossenheit.