Zuschauerverbot„Keine gute Nachricht für den Sport“

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Geisterspiele kehren ab Ende Dezember zurück. (Symbolbild)

Köln – Zur Bekämpfung der hochansteckenden Omikron-Variante hat die Politik am Dienstag wie erwartet entschieden, Zuschauer bei überregionalen Sport-Großveranstaltungen spätestens ab dem 28. Dezember komplett auszuschließen. Die bevorstehende Rückkehr zu Geisterspielen lässt die Sorgenfalten auch bei den Kölner Profisport-clubs wieder größer werden.

1. FC Köln

„Zunächst einmal ist es wichtig, dass die Stabilität des Gesundheitssystems über allem steht“, begann Alexander Wehrle, der Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln, seinen Kommentar. Dennoch sei es „keine gute Nachricht für den gesamten professionellen Sport, dass wir wieder Geisterspiele erleben müssen“.

Für die finanziell ohnehin schwer angeschlagenen Geißböcke spitzt sich die Situation damit weiter zu. Pro Spiel, in dem die Ränge im Rheinenergiestadion leer bleiben, macht der FC 1,8 Millionen Euro Umsatzverlust. „Das bedeutet auch, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten Maßnahmen ergreifen müssen, um diese Umsatzverluste zu kompensieren“, kündigte Wehrle an.

Umsatzverlust von 73 Millionen Euro seit Corona-Beginn

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie beläuft sich der Umsatzverlust des FC auf mindestens 73 Millionen Euro. Die Schulden stiegen zuletzt auf 40 Millionen Euro an. Zur Abfederung des Schadens hatte der Bundesligist bereits im Frühjahr auf eine 20 Millionen Euro schwere Landesbürgschaft zurückgreifen müssen.

Wehrle hofft derweil auf ein nicht allzu lang anhaltendes Zuschauerverbot: „Ich wünsche und hoffe natürlich auch, dass wir möglichst bald wieder Zuschauer im Rheinenergiestadion begrüßen dürfen. Denn alle Erkenntnisse, die uns vom Gesundheitsamt Köln vorliegen, besagen, dass es eben gerade bei Freiluftveranstaltungen keine Hotspots gegeben hat“, sagte der FC-Geschäftsführer.

Kölner Haie

Auch für die Kölner Haie bedeutet die Rückkehr zu Geisterspielen einen wirtschaftlich schweren Schlag. Die Hiobsbotschaft erreichte den Club am Dienstagabend wenige Minuten vor Beginn des Auswärtsspiels in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bei den Nürnberg Ice Tigers.

In Rücksichtnahme auf die Partie wollte sich KEC-Geschäftsführer Philipp Walter zu den Beschlüssen der Bund-Länder-Konferenz und den Folgen für die Haie nicht aktuell äußern. Zur Einordnung: Das Budget des achtfachen Deutschen Meisters lebt normalerweise zu rund 60 Prozent von Ticketverkäufen und weiteren etwa 20 Prozent von spieltagsbezogenen Einnahmen, wie Fanartikelverkäufen in der Lanxess Arena.

Leere Arena in der zuschauerstarken Eishockey-Zeit

Zu Saisonbeginn durfte der KEC immerhin noch bis zu 11.400 Fans zu seinen Heimspielen begrüßen. Zuletzt waren nur noch 5000 Zuschauer zugelassen. Jetzt, ausgerechnet in der zuschauerstarken Eishockey-Zeit rund um den Jahreswechsel, muss die Arena gar komplett leer bleiben. Möglicherweise schon beim nächsten Heimspiel am 26. Dezember (16.30 Uhr) gegen die Augsburger Panther, spätestens aber zwei Tage später gegen den amtierenden Champion Eisbären Berlin (19.30 Uhr).

Der finanzielle Überlebenskampf der Haie geht damit in die nächste Runde. Nur dank Spenden von Fans und Sponsoren in Millionen-Höhe war es dem DEL-Gründungsmitglied überhaupt möglich gewesen, an der Geister-Saison 2020/21 teilzunehmen – mit einem auf Kante genähten Etat und Kader.

FC Viktoria Köln

Fußball-Drittligist FC Viktoria Köln sieht sich ebenfalls „wirtschaftlichen Nachteilen“ ausgesetzt, wie Andreas Rettig, der Vorsitzende der Geschäftsführung, nach Bekanntwerden des neuerlichen Zuschauerverbots erklärte. Angesichts eines Schnitts von 2400 Besuchern pro Heimspiel fallen die Verluste bei den Höhenbergern allerdings nicht ganz so gravierend aus wie bei den Stadtnachbarn.

Das könnte Sie auch interessieren:

Zudem hat die Viktoria mit Franz-Josef Wernze, dem Gründer der Steuerberatungsgesellschaft ETL, einen krisenfesten Hauptgeldgeber im Rücken. Bei der Frage nach der Erfordernis von erneuten Geisterspielen hält sich der frühere DFL-Chef Rettig bedeckt: „Bei den unterschiedlichen Aussagen vermeintlicher oder fachlicher Experten fehlt mir leider die Faktenlage, um die Notwendigkeit von Spielen ohne Zuschauer abschließend beurteilen zu können.

Nur so viel: Wir vertrauen der Wissenschaft und ihrer Expertise, und wenn diese bei der Beurteilung der Schwere der Krise diesen Schritt als notwendig erachtet, akzeptieren wir dies selbstverständlich.“

Rundschau abonnieren