Heimvorteil verspieltLeverkusen unterliegt dem BVB

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Dortmunds Karim Adeyemi (M) und Leverkusens Jeremie Frimpong kämpfen um den Ball.

Dortmunds Karim Adeyemi und Leverkusens Jeremie Frimpong kämpfen um den Ball.

Sie wollten ein großes Spiel spielen und standen am Ende doch nur Spalier für den Champions-League-Aspiranten. Nach dem 0:2 (0:1) im Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Dortmund hatten sich die Profis von Bayer Leverkusen einerseits wenig vorzuwerfen.

„Es hat nicht unbedingt die bessere, aber die cleverere Mannschaft gewonnen“ gab Robert Andrich seine Einschätzung. Andererseits hatten er und seine Kollegen eben doch die Kernaufgabe des Fußballs sträflich vernachlässigt. „Die Chancenauswertung war der entscheidende Faktor“, meinte Bayers Mittelfeldmotor nach mehr abgespulten Kilometern (119,72 zu 119,41) und dreimal so vielen Torschüssen (21 zu 7) für die Werkself.

Es hat nicht unbedingt die bessere, aber die cleverere Mannschaft gewonnen.
Robert Andrich, Mittelfeldspieler bei Bayer Leverkusen

Nach fünf Siegen in Folge ging es in der ausverkauften BayArena darum, die englische Woche nach Gladbach (3:2) und Bochum (2:0) perfekt abzuschließen. Die Revanche für das 0:1 im Hinspiel glückte aber nicht. Obwohl Xabi Alonso seine Mannschaft vier Tage nach Bochum mit den Startelf-Rückkehrern Exequiel Palacios im defensiven Mittelfeld und Amine Adli als linke, hängende Spitze griffiger und im 4:3:3-System vermeintlich defensiver aufgestellt hatte, geriet sie in Rückstand.

Ein Ballverlust von Nadiem Amiri gegen Marius Wolf leitete den Gegentreffer über die linke Abwehrseite ein. Julian Brandt, den Coach Alonso als ehemaligen Gegenspieler zu aktiven Zeiten bei Bayern München, vor dem Rückrunden-Auftakt als „Super-Spieler“ bezeichnet hatte, kombinierte sich geschickt durch und passte quer. Nur weil Sébastien Haller bei seinem Startelf-Debüt für den BVB geistesgegenwärtig durchließ, stand Karim Adeyemi frei und hatte für seinen Bundesliga-Premierentreffer eine gefühlte Ewigkeit Zeit (33.).

Nach dem 0:1 und bis zum Pausenpfiff brachten die Hausherren nichts mehr zustande. So mussten die Leverkusener ihren starken Start heranziehen, um Hoffnung auf die Wende in Durchgang zwei zu schöpfen. Palacios‘ harmloser Flachschuss (2.) und Amiris Abschluss ans linke Außennetz (5.) taugten dazu nur bedingt.

Florian Wirtz hatte in der 16. Minute aber einen Geistesblitz: Als er mit einem Steckpass die Dortmunder Defensive aushebelte, konnte Moussa Diaby rechts im 16er abziehen. Gregor Kobel war im linken Eck aber schnell unten und verhinderte den Bayer 04-Treffer.

Eigentor von Edmond Tapsoba

Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit trafen sich alle Beteiligten dieser Szene wieder. Dieses Mal versuchten es Wirtz und Diaby über links. Wieder blieb Kobel beim Flachschuss des Franzosen Sieger (48.). Und bereitete so indirekt den Weg für den zweiten Treffer des Tabellenvierten. Amiris ungünstige Position beim Dortmunder Seitenwechsel gab Wolf rechts Raum und Zeit für eine scharfe Hereingabe. Diese bugsierte Edmond Tapsoba aus kurzer Distanz ins eigene Tor.

Der junge Abwehrchef musste sich aber nicht grämen, auch sein Gegenspieler Jude Bellingham wäre da gewesen (53.). Spätestens nach dem 0:2 musste die Alonso-Elf das defensive Korsett lockern und störte den Dortmunder Spielaufbau schon an deren Strafraum. Sinnbildlich für die taktisch nachvollziehbare, bei fehlender Effizienz aber eben kaum erfolgsversprechende Herangehensweise, waren die restlichen Bayer-Angriffe: Erst flankte Diaby auf Adli, dessen Kopfball von Kobel in Volleyball-Manier entschärft wurde (57.).

Wir haben uns nie hängen lassen und werden das auch in Zukunft nicht tun.
Robert Andrich, Mittelfeldspieler bei Bayer Leverkusen

Dann bediente der eingewechselte Mitchel Bakker den emsigen Diaby, der erneut in Kobel seinen Meister fand (75.). Zudem köpfte Joker Sardar Azmoun knapp drüber (81.). Auf der Gegenseite hätte Tapsoba nach einer Brandt-Flanke beinahe sein zweites Eigentor erzielt, Jeremie Frimpong kratzte den Ball aber von der Linie (70.). Bellinghams Kopfball zischte zudem am langen, linken Pfosten vorbei (75.).

Ein dritter Gegentreffer wäre für Andrich und Co. auch nicht verdient gewesen. Auch so war der Dämpfer für die Europa-Pokal-Ambitionen des Werksklubs deutlich genug. „Wir haben uns nie hängen lassen und werden das auch in Zukunft nicht tun“, betonte Andrich nach dem Rückfall auf Rang neun. Wohl wissend, dass seine Leverkusener nun zehn Punkte Rückstand auf Dortmund und Champions-League-Platz vier haben.

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