Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Ex-Bundesligaprofi in HöhenbergDavid Otto ist der neue kreative Führungsspieler von Viktoria Köln

Lesezeit 4 Minuten

David Otto (rechts), Neuzugang des FC Viktoria Köln, beim Training.

Der 26-Jährige, der vor sechs Jahren unter Trainer Julian Nagelsmann sein Erstliga-Debüt gab, bringt die meiste Erfahrung aller Kölner Zugänge mit. 

So lange ist es noch nicht her, als David Otto selbst eine der großen Nachwuchshoffnungen war. Torschützenkönig in der A-Junioren-Bundesliga, Juniorennationalspieler, Erstliga- und Europapokal-Debüt unter Julian Nagelsmann für die TSG Hoffenheim.

Knapp sechs Jahre später gehört der inzwischen 26 Jahre alte Angreifer zwar noch längst nicht zum alten Eisen, ist von den bislang zehn Verpflichtungen des FC Viktoria Köln aber die mit Abstand erfahrenste. Die große Bundesliga-Karriere ist Otto verwehrt geblieben. Über Heidenheim, Regensburg, St. Pauli und zuletzt Sandhausen landete der gebürtige Pforzheimer nun in Höhenberg – ist mit seinem Werdegang allerdings komplett einverstanden. Und möchte in seinem neuen, extrem jungen Team als Führungsspieler vorangehen.

Es war eine bewusste Entscheidung für die Viktoria. Die klare Spielidee, die ich schon als Außenstehender erkennen konnte, hat mich überzeugt
David Otto, Zugang des FC Viktoria Köln

„Es war eine bewusste Entscheidung für die Viktoria. Die klare Spielidee, die ich schon als Außenstehender erkennen konnte, hat mich überzeugt“, berichtet Otto im Gespräch mit dieser Zeitung von den Gründen für den Wechsel. „Dazu die Klarheit, was das Umfeld angeht und die Kontinuität.“ Er habe in den vergangenen beiden Jahren in Sandhausen genug Trainerwechsel miterlebt. „Bei Marian Wilhelm ist eindeutig, dass er die Spielidee weitertragen möchte. Alle im Verein wollen in die gleiche Richtung gehen.“

Die abgelaufene Saison, die für den SV Sandhausen trotz eines vergleichsweise üppigen Etats katastrophal verlief und mit dem Abstieg endete, hat Otto nach eigener Analyse abgehakt. „Ich habe mich natürlich gefragt, wie es so weit kommen konnte. Mit dieser Mannschaft wäre ein Abstieg auf jeden Fall vermeidbar gewesen“, so der Angreifer. „Ich nehme mich da nicht raus, ich hatte auch meinen Anteil daran. Wir haben als Mannschaft versagt und die Leute im Stich gelassen. Vor allem die Fans müssen nun mit dem Ergebnis umgehen.“ In 83 Einsätzen waren Otto 19 Tore und zehn Vorlagen gelungen. „Aber inzwischen ist der Kopf wieder frei, ich konzentriere mich komplett auf die Zukunft“, stellt Otto klar.

Bei Viktoria Köln soll David Otto an der Seite von Tyger Lobinger die Offensive prägen

In Köln soll der 26-Jährige die Offensive an der Seite von Torjäger Tyger Lobinger prägen. In der vergangenen Saison hatte das Zusammenspiel zwischen Viktorias Neunern Lobinger und Semih Güler nicht funktioniert – dieses Defizit soll es im neuen Sturmduo nicht geben. „Ich glaube, dass ich gut zu Tyger passe, unsere Stärken und Schwächen ergänzen sich gut“, sagt Otto, für den eine kreativere Rolle um Lobinger herum vorgesehen ist. Als „Neuner mit spielerischer Qualität“, beschreibt er sich selbst, „ich bringe Flexibilität mit“.

Coach Wilhelm erhofft sich neben Ottos fußballerischen Qualitäten auch die Übernahme von Führungsverantwortung durch den neuen Mann mit der Rückennummer 10. „Nicht nur ein Trainer kann andere Spieler entwickeln – auch erfahrene Spieler selbst können das“, so Wilhelm. „David hat da große Lust drauf, auch wenn es eine neue Rolle für ihn ist.“

Der Stürmer will seine Erfahrungen weitergeben, „bei mir ist nicht alles so nach Plan verlaufen, wie ich es mir mit 19 einmal erhofft hatte.“ Er werde versuchen, sich einzubringen – auch wenn „die Achse steht“. Gemeint sind Keeper Dudu, Christoph Greger und Lars Dietz in der Innenverteidigung, Simon Handle auf dem Flügel und vorne drin Sturmtank Lobinger. Drumherum gleicht Viktorias Team von der Altersstruktur einer Reservemannschaft – was Otto jedoch nicht als Nachteil sieht. „Es ist super angenehm untereinander. Es gibt keinen Spieler, der ganz am Ende seiner Karriere steht, alle haben Bock, noch etwas zu bewegen“, sagt der Stürmer.

Die Arbeit mit einem jungen Trainer kennt Otto bereits vom Beginn seiner Karriere im Erwachsenenbereich, als ihm der damals knapp 30 Jahre alte Julian Nagelsmann zum Profi machte. Einige Eigenschaften des heutigen Bundestrainers erkennt Otto auch bei seinem neuen Chef. „Marian zeichnet auch sein absoluter Fokus auf die Details aus. Kleinigkeiten, die Außenstehende kaum erkennen, sind ihm brutal wichtig“, lobt der Stürmer. „Auch die Arbeitsmoral: Jeden Tag alles geben. Das gefällt mir gut – deshalb sehe ich uns auch auf einem guten Weg.“

Kölns Rekordsaison 2024/25 mit Platz sechs, einem Punkt-Bestwert und dem Pokalsieg sieht Otto nicht als Bürde. „Niemand im Umfeld ist so vermessen, zu sagen, dass wir diese Saison unbedingt toppen müssen“, sagt er. „Aber unser Anspruch als Mannschaft ist es natürlich, diese positiven Eindrücke zu bestätigen und daran anzuknüpfen.“ Aber, fügt Otto an, wenn wir während der Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben, sei „jeder happy“.