Nach dem schwachen Auftritt an der Bremer Brücke übt Trainer Olaf Janßen Kritik an seinem Team.
Nach 0:2 in Osnabrück„Wie kann Viktoria Köln 53 Punkte haben?“

Das 1:0 für Osnabrück: Lars Dietz (M.) will klären, schießt aber Maxwell Gyamfi an, anschließend prallt der Ball ins Tor.
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Über lange Phasen der Partie am Freitagabend wurde man nur durch die roten Trikots mit dem blauen Logo des Hauptsponsors auf der Brust daran erinnert, dass gerade wirklich der FC Viktoria Köln an der Bremer Brücke gegen den VfL Osnabrück spielt. Ansonsten waren es ab und zu Versuche, die Partie durch schnelles Spiel aus dem eigenen Strafraum zu eröffnen, die Olaf Janßens Handschrift trugen. Sonst lief nichts beim Höhenberger Drittligisten zusammen: ungenaues Passspiel, mangelnde Zweikampf-Intensität, kein Mut, erschreckend schwache Flanken. Viktorias 0:2-Niederlage war nicht nur folgerichtig, sondern hochverdient.
Während der VfL seinen Klassenerhalt feierte, guckten sich die Kölner Profis etwas ratlos an – die erste Chance, den angepeilten Punkterekord zu knacken, hatten sie gründlich in den Sand gesetzt. Man wolle den mühsam aufgebauten Ruf, ein fußballerisch beeindruckendes Team zu sein, in den verbleibenden Spielen nicht mehr gefährden, hatte Trainer Janßen neulich gefordert. Der Freitagabend sorgte allerdings für einige Kratzer im Lack des hervorragenden Rufs. „Wir waren ein Stück weit ideenlos“, kritisierte Kapitän Christoph Greger, mit einem solchen Auftritt „kannst du nicht gewinnen“.
Zwei Patzer von Lars Dietz
Osnabrück war dabei keineswegs übermächtig. Im Gegenteil – in der Anfangsphase brachte auch die Mannschaft von Ex-Viktoria-Trainer Marco Antwerpen kaum etwas auf die Kette. Ehe Kölns Innenverteidiger Lars Dietz mit zwei gründlich misslungenen Aktionen dem Spiel die entscheidende Wendung gab. Zunächst hatte er im Anschluss an eine Ecken-Variante bei einem Klärungsversuch Maxwell Gyamfi angeschossen, der Ball trudelte zum 1:0 ins Netz (24.). Wenig später wurde ein versuchter Seitenwechsel des Abwehrspielers geblockt, Marcus Müller bedankte sich und traf zum 2:0 (32.). „Wenn man sich zwei Dinger selbst reinhaut, wird es natürlich schwer“, kommentierte Greger.
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Trainer Janßen bediente sich zur Pause einer Maßnahme, die beim 2:0-Heimsieg gegen den SV Wehen Wiesbaden in der Vorwoche den Weg zum Sieg geebnet hatte: ein Dreifachwechsel. Doch diesmal verpufften die Impulse von der Bank. „Wir hatten über 90 Minuten keine Durchschlagskraft“, resümierte Janßen – und keine echte Torchance. „Wir haben das Spiel genauso hergegeben, wie wir es nicht hergeben wollten.“ Der Trainer gestand: „Wenn man heute das Spiel so sieht, stellt man sich die Frage: Wie können die Kölner 53 Punkte haben?“ Janßen lieferte die Antwort gleich mit, es habe „zu großen Teilen am Gegner“ gelegen und seiner beeindruckenden Defensivarbeit. „Für Osnabrück war es ein überragender Rahmen für den Klassenerhalt. Für uns war es ein Abend zum Vergessen.“
Viktoria Köln hat zwei weitere Chancen auf den Rekord
Dem FC Viktoria bleiben noch zwei Chancen, um die 55-Punkte-Marke aus der Saison 2022/23 zu knacken: Nach einer langen Trainingswoche ist am Sonntagabend (19.30 Uhr) Hannover 96 II zum letzten Liga-Heimspiel zu Gast. Zum Saisonabschluss geht es am 17. Mai (13.30 Uhr) zum Absteiger SV Sandhausen. „Wir wollen diesen Vereinsrekord fix machen, darauf fokussieren wir uns zu 100 Prozent“, sagte Janßen. Das zweite verbliebene Saisonziel ist der Gewinn des Mittelrheinpokals im letzten Spiel des 58-Jährigen als Viktoria-Trainer, das Finale steigt am 24. Mai im Höhenberger Sportpark. Dort wolle die Mannschaft „alles hineinwerfen“. Das Team könnte seinem scheidenden Coach zum Abschied ein „kleines Double“ aus Liga-Rekord und Pokal-Trophäe bescheren.