Der 53-Jährige genießt den Meistertitel nach dem 5:4 gegen Bayer 04 Leverkusen ohne überschäumende Emotionen, obwohl er sich seinen Platz in der Klubhistorie gesichert hat.
U-19-Trainer Stefan RuthenbeckRitterschlag für den Kölner Magier

Stefan Ruthenbeck hatte nach dem Titelgewinn mit dem 1. FC Köln keine Chance, einer Dusche zu entkommen.
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Mit einer gewissen Beständigkeit rücken beim 1. FC Köln immer wieder Talente aus dem eigenen Nachwuchs in den Profibereich auf. Ismail Jakobs (Galatasaray Istanbul), Jonas Urbig (Bayern München) sowie Jan Thielmann, Damion Downs und Tim Lemperle sind nur einige Beispiele. Der Klub leistet hier Bemerkenswertes, auch wenn das Gründungsmitglied der Bundesliga nicht immer von den Früchten zehren darf.
Tag für Tag sind am Geißbockheim eine Reihe von Menschen damit beschäftigt, den Hochbegabten die optimale Entwicklung zu ermöglichen. Einer von ihnen ist Stefan Ruthenbeck, der neue Meistertrainer.
Die Spieler des 1. FC Köln haben eine atemberaubende Entwicklung hinter sich
Völlig durchnässt begab sich der 53-jährige Fußballlehrer mit etwas zeitlichem Verzug am Sonntagnachmittag in die Mixed Zone der Bay-Arena, um den Medienvertretern nach getaner Arbeit Rede und Antwort zu stehen. Und dabei wirkte er, als habe er als Chefcoach der Kölner U19 soeben nur ein ganz normales Spiel hinter sich gebracht. Total aufgeräumt, unprätentiös und fernab überschäumender Emotionen. Dabei hätte er in diesem Augenblick allen Grund dazu gehabt.
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Denn der Gewinn der Deutschen Meisterschaft der A-Junioren des 1. FC Köln ist nicht nur eine Sensation. Dem zweiten Titelgewinn der Kölner in dieser Altersklasse nach 1971 geht vielmehr eine atemberaubende Entwicklung voraus, die nach normalen Maßstäben nicht zu greifen ist und noch weniger erklärbar erscheint. Die siegreiche Partie gegen Leverkusen vom 18. Mai 2025 wird fraglos einen besonderen Platz in der Klubhistorie einnehmen. Und mit ihr eben auch der Meistermacher Stefan Ruthenbeck, den manche liebevoll den Magier nennen.
Die Favoriten waren vor Saisonbeginn andere. Und davon gab es eine ganze Reihe. Uns hatte wirklich niemand auf dem Zettel. Wir selbst uns auch nicht
Der dreifache Familienvater – der selbst nie Profifußballer war – ist nach seinen Stationen beim VfR Aalen und der SpVgg. Greuther Fürth seit Sommer 2017 beim 1. FC Köln am Werk. Als Trainer der U19 und nur wenige Monate später interimsweise bei den Profis für den zuvor entlassenen Peter Stöger. Wenig später kehrte er in den Nachwuchs zurück. Eine von tiefer Überzeugung getragene Herzensentscheidung, wie sich herausstellte. Im März 2021 gab der Verein bekannt, dass Ruthenbeck einen unbefristeten Vertrag erhält. In diesem Business kommt das einem Ritterschlag gleich. In der Saison 2022/23 gewann er mit der U19 den DFB-Pokal der Junioren.
Und nun die Krönung vor über 24.000 Zuschauern. In einem Duell, das im eigentlich schon Vorfeld, aber spätestens nach 28 Minuten – Leverkusen hatte gerade das 2:0 erzielt – so gut wie entschieden war und sich nahtlos in die Reihe der drei zuvor gegen Bayer 04 verlorenen Spiele einzureihen drohte. Was danach folgte, war jedoch die vielleicht beste Viertelstunde, die der Junioren-Fußball seit längerem gesehen hat – aber noch längst nicht das Ende war. Leverkusen stellte auf Unentschieden, ehe der bullige Luis Stapelmann, der an den jungen Niklas Süle erinnert, aus dem Luftduell als Sieger hervorging und den 1. FC Köln mit dem entscheidenden Tor in den siebten Himmel köpfte.
Und selbst in der Stunde seines größten Triumphs war Ruthenbeck ganz bei sich und nicht gewillt, den Oberlehrer zu spielen. „Die Favoriten waren vor Saisonbeginn andere. Und davon gab es eine ganze Reihe. Uns hatte wirklich niemand auf dem Zettel. Wir selbst uns auch nicht. Erst nach dem Achtelfinalerfolg in Stuttgart haben wir gedacht: ‚Da geht was‘. Und diese Entwicklung ist unbeschreiblich. Jeder einzelne hat seine Rolle und diese angenommen. Wir haben vielleicht nicht immer den schönsten Fußball gespielt, aber wir haben eine unfassbare Mentalität, Willensstärke und Leidensfähigkeit entwickelt, um jedes Spiel drehen zu können.“
Zur letzten Saisoneinheit wird Ruthenbeck, der ab 1. Juli in Doppelfunktion als Leiter des Leistungsbereichs fungieren wird, sein Meisterteam noch einmal am Mittwoch um sich versammeln. Einige Spieler dürften den Klub verlassen. Danach geht es in wohlverdienten Urlaub. Die Ausrichtung in der FC-Akademie bleibt unverändert: „Das Gros bilden die Jungs, die wir schon bei uns haben und denen wir vertrauen und die wir weiter entwickeln wollen.“ Erste externe Neuverpflichtungen für die U19 gibt es bislang zwei: Pierre Tampier-Eken (16/Hertha BSC) und Arian Güzel (16/Schalke 04).