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Abschied ohne BühneWas der Saisonabbruch für den VfL Gummersbach bedeutet

Lesezeit 4 Minuten

Den Abschied von seinem Team will Torge Greve noch nachholen. Dann arbeitet Trainer vielleicht schon wieder als Lehrer.

Gummersbach – Der Abschied von Torge Greve hätte anders ausfallen können: ein spektakuläres Saisonfinale in der Zweiten Handball-Bundesliga, ein dramatischer Sieg im letzten Heimspiel gegen den ASV Hamm-Westfalen – und am Ende wird er von den Fans in der Schwalbe-Arena als der Trainer gefeiert, der nicht nur den ersten Abstieg des früheren Bundesliga-Dinos erleben musste, sondern auch den direkten Wiederaufstieg geschafft hat. Es hätte so schön werden können . . .

Aber so kam es nicht: Am Dienstagmittag um kurz nach 12.30 Uhr kam die Nachricht über den Abbruch der Saison in der Ersten und Zweiten Bundesliga. Das heißt, der 44-jährige Norddeutsche, der im Sommer ohnehin als Coach im Oberbergischen aufhören wollte, kehrt nicht mehr an die Seitenlinie zurück. Und aus dem Aufstieg wird auch nichts: Statt des VfL Gummersbach, der zuletzt auf Rang vier lag, steigen der HSC 2000 Coburg und TuSEM Essen in die nach dem Abbruch aufgestockte Erste Liga auf.

Nachfolger steht nicht fest

Eine Entwicklung, die der VfL Gummersbach akzeptiert. Wie er selbst bei der Abstimmung der 36 Profivereine votiert hat – in dieser Frage will sich VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler zwar nicht in die Karten schauen lassen. Er sagt aber: „Ich stehe hinter der Entscheidung.“ Endlich herrsche Klarheit: „Wir werden uns nun mit unseren Partnern und Dauerkarteninhabern in Verbindung setzen.“

Denn, so deutlich wird Schindler: „Wenn da jetzt erhebliche Forderungen auf uns zukommen, würde uns das massive Probleme bereiten.“ Dennoch gehen seine Gedanken bereits in die Zukunft: „Nach jetzigem Stand beginnt die neue Saison in der ersten September-Woche.“ Wer dann statt Torge Greve als Trainer an der Seitenlinie steht – und auch wer statt Filip Ivic im Tor: Das sind Fragen, die Schindler in den nächsten Wochen beantworten will. Jetzt allerdings noch nicht. Der Geschäftsführer sagt über den Trainerposten nur: „Ich bin mir im Klaren, wer es werden soll.“

Abschied wird nachgeholt

Dass sein Gastspiel in Gummersbach so enden könnte, darauf konnte sich Torge Greve in den vergangenen Wochen bei seiner Familie in seiner Heimat in Kiel vorbereiten. „Es ist schon ein komisches Gefühl, dass es jetzt vorbei ist. Ein bisschen unvollendet“, bekennt der Trainer. Natürlich habe es in den vergangenen Wochen noch zahlreiche Videokonferenzen mit dem Team gegeben: „Aber das letzte Mal, dass ich die Spieler wirklich gesehen habe, war bei dem Treffen, bei dem es um die Kurzarbeit ging.“ Wirklich Abschied nehmen kann er jetzt nicht: „Aber das holen wir nach!“

Nicht nachholen könne er den Abschied am letzten Spieltag von den Fans, die sein Team in der Zweiten Liga zur ungeschlagenen Heimmacht gemacht hätten, sagt Greve: „Das wird mir fehlen.“ Am Ende, das weiß auch er, hat nicht viel gefehlt zum Aufstieg – auch zu dem am Grünen Tisch. Zuletzt waren es drei Punkte Rückstand auf Essen. „Wir waren noch mitten im Meisterschaftsrennen, und das Team hat eine tolle Entwicklung gemacht“, sagt der Coach – jetzt doch ein wenig wehmütig.

Weiterer Abbruch

Neben der Handball-Bundesliga hat gestern auch der Deutsche Handball-Bund einen Saisonabbruch bekanntgegeben – den in der 3. Liga und in der Jugend-Bundesliga. Abgesagt werden zudem die Deutschen Meisterschaften der Jugend. Damit ist die Saison auch für die U23 sowie für die A-Jugend des VfL beendet. (kmm)

Trotzdem meint Greve: „Coburg und Essen waren die konstanteren Mannschaften.“ Und den Gummersbachern hätten zu ihrer Heimstärke am Ende die Erfolge in den Spitzenspielen gefehlt – vor allem am Ende des Jahres, als mit den Niederlagen in Essen und in Dortmund gegen Hamm der Sprung auf einen Aufstiegsplatz verpasst wurde.

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Für Greve selbst ändert sich durch den Abbruch an seiner Zukunftsplanung erstmal nichts: „Es bleibt dabei, dass ich wieder als Lehrer arbeiten werde.“ Wenn es das Coronavirus denn dann zulässt.