Alles auf AufstiegViktoria Köln will mit Mike Wunderlich in die Zweite Liga

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Mike Wunderlich kehrt nach anderthalb Jahren beim 1. FC Kaiserslautern zu Viktoria Köln zurück.

Aufstiegsheld auf dem Betzenberg: Mike Wunderlich kehrt nach anderthalb Jahren beim 1. FC Kaiserslautern zu Viktoria Köln zurück.

Mit der spektakulären Rückholaktion von Mike Wunderlich unterstreicht der Fußball-Drittligist, dass er seine Chance auf den Zweitliga-Aufstieg ergreifen will. Doch die Wiedervereinigung mit seinem Heimatverein birgt auch Risiken.

Nun ist er also wieder da. Anderthalb Jahre hat es Mike Wunderlich (36) in der Fremde ausgehalten, ehe die Sehnsucht zu groß wurde. Die Sehnsucht nach der Heimat, die er selten verlassen hat. Nach den Menschen, die ihm Halt geben. Und nach der Rolle des uneingeschränkten Stammspielers, die ihm beim 1. FC Kaiserslautern zuletzt nicht mehr vergönnt war.

Die Nachricht seiner Rückkehr zum FC Viktoria Köln schlägt seit Mittwoch ähnlich hohe Wellen wie die seines Abgangs, als der Drittligist im Sommer 2021 in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Es ist eben keine Beziehung wie jede andere im deutschen Profifußball. Vielleicht ist sie sogar die speziellste. Sein Vater Franz Wunderlich fungiert bekanntlich als Sportvorstand der Kölner.

Unbestritten ist, dass die Viktoria mit der Rückholaktion ihres Rekordspielers ein eindeutiges Signal sendet. Es ist das Signal zum Angriff auf die Zweite Bundesliga, die der nächste Meilenstein werden soll in der noch jungen Geschichte des 2010 neu gegründeten Vereins. Die erfolgreichste Hinrunde in vierjähriger Drittliga-Zugehörigkeit hat die Verantwortlichen Morgenluft schnuppern lassen. Nach einem Endspurt mit vier Siegen in Folge ist der Relegationsplatz bei nur noch vier Zählern Rückstand in greifbare Nähe gerückt. Plötzlich ist sie da, die Chance auf den Aufstieg, der eigentlich erst in der nächsten Saison ins Visier genommen werden sollte.

Mike ist jemand, der andere mitreißt, der aufgrund seiner Erfahrung und seiner Qualität den Jungs hilft. Das ist seine DNA.
Olaf Janßen, Trainer FC Viktoria Köln

Doch es gibt keine Zeit zu verlieren in Höhenberg. Schließlich ist der sportliche Erfolg maßgeblich dafür entscheidend, ob es dem Club gelingt, sich finanziell unabhängig zu machen von Franz-Josef Wernze (74). Der Mäzen hat sich 2020 schwer erkrankt aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Andreas Rettig sollte den Sponsoringbereich breiter aufstellen, um der Viktoria auch ohne Wernzes Millionen eine dauerhafte Perspektive im Profifußball zu verschaffen. Die auf vier Jahre angelegte Zusammenarbeit mit dem für Drittliga-Verhältnisse fürstlich entlohnten ehemaligen DFL-Chef ging aber nach nicht mal einer Saison in die Brüche. Man war sich zu unterschiedlich. Geblieben ist der Zeitdruck.

Auch deshalb soll die Rückkehr von Mike Wunderlich kurzfristig für neue Impulse auf der Spielmacherposition sorgen. Da Kapitän Marcel Risse in einem Formtief hängt, sollen mit Wunderlichs feinem rechten Fuß auch die ruhenden Bälle wieder zu einer Waffe werden. Möglich wurde der Transfer erst, weil Wunderlich in der zweiten Hinrunden-Hälfte nur noch zweite Wahl war hinter FCK-Zugang Philipp Klement (VfB Stuttgart). Und weil die Heimat rief. Seine neue Partnerin, FC-Spielerin Mandy Islacker, und seine beiden Söhne waren nicht mitgegangen in die Pfalz.

Rückkehr von Mike Wunderlich könnte das Teamgefüge gefährden

Während Lauterns Anhänger ihrem Zweitliga-Aufstiegshelden hinterhertrauern, ist die Freude bei den Verantwortlichen des FC Viktoria groß. „Mike ist jemand, der andere mitreißt, der aufgrund seiner Erfahrung und seiner Qualität den Jungs hilft. Das ist seine DNA“, jubelt Trainer Olaf Janßen über die überraschende Rückkehr des Mittelfeldstrategen, der wohlgemerkt darauf verzichtet, mit dem FCK um den Durchmarsch in die Bundesliga zu spielen.

Die Wiedervereinigung birgt auch Risiken. Mike Wunderlichs Abgang 2021 hat Narben hinterlassen in so manchem Fanherz. Der Emanzipationsprozess vom langjährigen Anführer war zwar steinig angelaufen, was fast zum Absturz in die Regionalliga geführt hätte. In dieser Saison trat die Mannschaft aber gefestigt auf. Eine neue Teamstruktur war gewachsen – ohne den einen Star, um den sich alles dreht.

Dieses Gefüge nicht zu gefährden, wird die wohl größte Herausforderung, die Olaf Janßen in der Rückrunde zu moderieren hat. „Daran wird sich mit der Rückkehr von Mike nichts ändern“, versichert der einstige FC-Profi und fügt an: „Er hat ja ab Sommer auch andere Pläne.“ Aktuell wirkt das Fußball-Rentnerdasein von Mike Wunderlich allerdings noch weit entfernt.

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