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Vor ProzessbeginnBoris Becker spricht über seinen Kontostand

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Boris Becker auf einer Veranstaltung im Jahr 2020. (Archivfoto)

London/Köln – Für Boris Becker wird es vor einem Gericht in London wieder ernst. Trotzdem blickt der dreimalige Wimbledonsieger vor dem Start seines Strafprozess' zuversichtlich entgegen.

„Ich bin ein positiv eingestellter Mensch, glaube grundsätzlich immer an das Gute und an die englische Gerichtsbarkeit. Deswegen macht mich der Gedanke an den Gerichtsprozess nicht schlaflos“, sagte der frühere Tennisprofi in einem Interview der „Bild am Sonntag“ und ergänzte: „Habe ich großen Respekt davor? Ja. Bin ich angespannt? Ja. Bin ich manchmal auch nervös? Ja.“

Boris Becker verspürt keine Panik

Der 54-Jährige sei aber „nicht panisch. Wir, meine Anwälte und ich, sind bestens vorbereitet. Ich werde persönlich versuchen, die Vorwürfe bei jedem der 24 Anklagepunkte widerlegen zu können“, sagte der gebürtige Leimener. Seinen Geburtsort besuchte Becker erst kürzlich. Auf seinem Instagram-Kanal postete er ein Video von seiner Stippvisite.

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Nach der langen Wartezeit sei Becker „froh, dass der Prozess jetzt endlich losgeht und das Gericht ein Urteil sprechen wird. Die vergangenen fünf Jahre waren verdammt lang, die härtesten meines Lebens“, gibt er zu Protokoll.

Am 21. März soll der Prozess vor dem Southwark Crown Court in London beginnen. Becker wird vorgeworfen, in seinem Insolvenzverfahren in England teilweise Vermögenswerte verheimlicht und Trophäen nicht ausgehändigt zu haben. Becker bestreitet die Vorwürfe.

Bis zu sieben Jahre Haft drohen Boris Becker

In einer ersten Anhörung hatte er sich in allen Anklagepunkten für nicht schuldig erklärt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu sieben Jahre Haft. „Wenn alles gegen mich läuft, habe ich ein Problem. Aber ich bin ein Mensch, der niemals aufgibt und immer bis zum Ende kämpft“, sagte der frühere Weltranglisten-Erste. Auf die Frage, ob er das Wort Gefängnis nicht in den Mund nehme, antwortete Becker: „Nein. Auch bei mir muss die Unschuldsvermutung gelten.“

Er dürfe vor Prozessbeginn inhaltlich auf keinen der Punkte eingehen, sagte Becker und äußerte, dass viele den Strafprozess mit dem Insolvenzverfahren verwechselten. In dem anstehenden Verfahren werde entschieden, „ob ich mich strafbar gemacht habe. Meine Insolvenz läuft unabhängig davon weiter. Sie ist in dem Moment beendet, wenn alles, was einmal mir gehörte, verkauft ist“, sagte er.

Natürlich werde er „jedes Urteil akzeptieren. Aber ich hoffe, dass die Richterin und die zwölf Geschworenen ein gerechtes Urteil fällen.“

Freundin und Ex-Ehefrauen unterstützen Boris Becker

Großen Rückhalt erhält die ehemalige Nummer eins der Tenniswelt nicht nur von seiner aktuellen Freundin Lilian de Carvalho Monteiro. Auch seine Ex-Frauen Barbara Becker und Lilly Becker unterstützen ihren Ex vor dem Prozessauftakt.  

Wie es um seine finanzielle Lage steht, bezog der TV-Experte auch Stellung. Zu dem Punkt, wie er sich einen Urlaub leisten könne, obwohl er insolvent sei, sagte Becker: „Ich arbeite seit fünf Jahren quasi durch, habe ein gutes Einkommen und kann mir mein Leben leisten. Ich bin nicht mittellos. Ich befinde mich in einer privaten Insolvenz, nicht in einer geschäftlichen.“ Seine Firma sei davon nicht betroffen.

Boris Becker: „Heute kenne ich meinen Kontostand“

Ob er seinen Kontostand kenne? „Ich lese oft, dass ich angeblich 100 Millionen Euro verdient haben soll. Völliger Blödsinn. Meine Preisgelder vor Steuern lagen bei 25 Millionen US-Dollar. Meine Sponsoren außerhalb des Platzes haben mich gut bezahlt, aber längst nicht im neunstelligen Bereich.“

Für seinen ersten Wimbledon-Sieg habe er 300.000 Pfund bekommen – heute kassiere der Sieger 3 Millionen Pfund. „Heute kenne ich meinen Kontostand sehr genau, früher leider nicht.“

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Becker gewann insgesamt sechs Grand-Slam-Turniere und stand zwölf Wochen an der Spitze der Tennis-Weltrangliste. Neben dem Platz machte er mit diversen Beziehungen und gescheiterten Ehen Schlagzeilen. Auch als Trainer war er erfolgreich. Er führte Novak Dojokovic zu seinem ersten Sieg bei den French Open. Aktuell arbeitet Becker als TV-Experte beim Spartensender Eurosport. (mbr/dpa) 

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