- In Deutschland ist es gelungen, die erste Covid-19-Welle abzuflachen, doch die Gefahr stark steigender Neuinfektionen bleibt.
- Mehrere Länder haben nach erneuten Ausbrüchen schon Lockerungen zurückgenommen.
- Wir geben einen Überblick über die Lage der einzelnen Länder.
Maskenpflicht, Abstandsregeln und die Warn-App – mit unterschiedlichen Maßnahmen soll in Deutschland ein erneuter Anstieg der Corona-Infektionen vermieden werden. Es sei gelungen, die erste Covid-19-Welle in Deutschland abzuflachen, schrieb das Robert Koch-Institut vor wenigen Tagen, doch es fügte gleich hinzu: „Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass die Pandemie in Deutschland überstanden ist.“ Es müsse damit gerechnet werden, dass die Fallzahlen wieder ansteigen könnten und es zu einer zweiten Covid-19-Welle kommen könne. Wann und wie lasse sich jedoch nicht vorhersagen.
Während in Deutschland derzeit über Lockerungen der Corona-Maßnahmen diskutiert wird und die Zahl der Neuinfektionen auf relativ niedrigem Niveau stabil ist, steigen die Fallzahlen weltweit an. So meldete die Weltgesundheitsorganisation WHO erst am Wochenende einen Rekord: Binnen 24 Stunden seien 212 326 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 gemeldet worden. Die Johns Hopkins Universität in den USA zählte am Dienstag weltweit mehr als 11,6 Millionen Infizierte bislang und fast 540 000 Tote.
USA steckt noch in der ersten Welle
Während manche Länder wie die USA laut dem Immunologen Anthony Fauci „immer noch in der ersten Welle des Virus“ stecken, bereiten sich andere schon auf eine mögliche zweite Welle vor. Die WHO stellt sich sowieso auf eine langanhaltende Bedrohung der Menschheit durch Covid-19 ein, wie WHO-Notfalldirektor Mike Ryan vor ein paar Tagen in Genf erläuterte. Allerdings: Die jetzt auftretende Häufung von neuen bestätigten Corona-Fällen sei nicht die befürchtete zweite Welle, sondern die zweite Spitze in der ersten Welle, sagte er. Er stellte klar, dass die Staaten die Krankheit so weit wie möglich zurückdrängen müssten. Ryan rechnet immer wieder mit einem Aufflackern von Covid-19 in den Ländern. Lokale und regionale Ausbrüche müssten mit aller Entschiedenheit bekämpft werden, betonte er. Wenn eine große zweite Welle die Welt erfasse, dann müssten die Länder aus der ersten Welle ihre Lehren gezogen haben.
In mehreren Ländern werden nach neuen Corona-Ausbrüchen derzeit schon Lockerungen zurückgenommen oder Einschränkungen beschlossen. Ein kleiner Überblick:
Deutschland
Die bundesweit ersten regionalen Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie erfolgten nach einem massiven Virus-Ausbruch im Tönnies-Fleischwerk im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück mit über 1000 infizierten Mitarbeitern. Sie galten zeitweise auch für den benachbarten Kreis Warendorf, in dem ebenfalls viele Mitarbeiter des Werkes wohnen. Betroffen waren zeitweise rund 640 000 Einwohner. Am Montag kippte das Oberverwaltungsgericht die regionale Corona-Schutzverordnung, die sonst in der Nacht zum Mittwoch um Mitternacht ausgelaufen wäre.
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Solche Einschränkungen gibt es in Euskirchen nicht. Für die rund 1000 Mitglieder der dortigen freikirchlichen Mennoniten-Brüdergemeinschaft heißt es seit Dienstag auf Anordnung des Kreises aber zumindest: Quarantäne. Wie die Kreisverwaltung mitteilt, waren Vater, Mutter und elf der 13 Kinder einer Familie vergangene Woche positiv auf das Coronavirus getestet worden. Da sie an Gottesdiensten teilgenommen und die Kinder die gemeindeeigene Schule besucht hatten, seien weitere Infektionen nicht ausgeschlossen. Laut Kreis sollen die restlichen Gemeindemitglieder noch in dieser Woche getestet werden.
Schweiz
Erstmals seit Beginn der Corona-Krise gilt in der Schweiz seit Montag landesweit eine Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr – auch für die Bergbahnen und auch für Flüge der Swiss. Die gemeldeten Infektionen waren in jüngster Zeit stark gestiegen. Seit Montag müssen sich zudem Einreisende aus 29 Risikoländern in der Schweiz zehn Tage in Quarantäne begeben. Dazu gehören etwa Russland, Serbien, Schweden und die USA.
Österreich
Als erstes Bundesland führt Oberösterreich nach einem spürbaren Anstieg der Corona-Infektionen die schon abgeschaffte Maskenpflicht wieder ein. Von Donnerstag an müssten die Bürger wieder einen Mund-Nasen-Schutz unter anderem beim Betreten von Läden und in Lokalen auf dem Weg zum Tisch tragen, sagte Landeschef Thomas Stelzer (ÖVP) am Dienstag in Linz. Die Gäste von Lokalen würden auf freiwilliger Basis gebeten, ihre Kontaktdaten zu hinterlassen. Im Bundesland seien aktuell 427 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Laut Behörden sind rund 3000 Menschen unter Quarantäne.
Spanien
In Spanien ist nach weiteren Corona-Ausbrüchen erneut ein größerer Lockdown verhängt worden. Die Region Galizien im Nordwesten des Landes verfügte am Sonntag wieder schärfere Einschränkungen der Bewegungsfreiheit für rund 70 000 Menschen. Bürger in A Marina an der spanischen Nordküste dürfen demnach die Region Lugo bis Freitag nicht verlassen. Zuvor war schon die katalanische Region Segrià mit der Großstadt Lleida unter Quarantäne gestellt worden, betroffen sind insgesamt 200 000 Menschen.
Portugal
Wegen einer Zunahme der Corona-Infektionen mussten weite Teile des Großraums Lissabon am 1. Juli für zwei Wochen wieder in den Lockdown. Die Bewohner der 19 betroffenen Gemeinden im Großraum der Hauptstadt dürfen nur noch aus dem Haus gehen, um Einkäufe zu tätigen, zur Arbeit zu fahren oder einen Arzt aufzusuchen. In dieser Zeit werden dort nur Versammlungen von maximal fünf Personen zulässig sein.
Balkan
Die Außenminister von Deutschland, Slowenien und Portugal forderten kürzlich angesichts wieder steigender Corona-Infektionen auf dem Balkan eine entschlossene Bekämpfung der Pandemie. Österreich sprach eine Reisewarnung für Serbien, den Kosovo, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien und Montenegro aus.
Israel
Nach einer neuen Welle von Corona-Infektionen fährt Israel das öffentliche Leben wieder teilweise herunter. Die Regierung ordnete die sofortige Schließung von Bars, Nachtclubs, Fitnessstudios und Veranstaltungshallen an. Kulturtermine wurden abgesagt. Die Zahl von Personen, die sich gleichzeitig in Restaurants, Synagogen und Bussen aufhalten dürfen, wurde beschränkt. Israel hatte die Ausbreitung des Virus im Mai weitgehend unter Kontrolle bekommen und daraufhin wieder Schulen, Strände und Geschäfte geöffnet. Danach kam es zu einem steilen Anstieg der Infektionszahlen.
Australien
Die Millionen-Metropole Melbourne ist laut des regionalen Regierungschefs Daniel Andrews wegen eines starken Anstiegs der Infektionen seit Mitternacht (Ortszeit) erneut in einen sechswöchigen Lockdown mit strikten Ausgangssperren gegangen. Die zweitgrößte Stadt des Landes hatte erst ab Anfang Juni langsam die Wirtschaft wieder geöffnet. (grd/wkh/dpa/epd/rtr)