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Lotterie, College, DonutsWie die USA gegen die Impfmüdigkeit vorgehen wollen

2 min
Gavin Newsom

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom (rechts) warb mit einer Lotterie für die Corona-Impfung.

Washington – Der Bundesstaat West Virginia verloste Jagdflinten. In Connecticut und New Jersey gab es Freibier. Und zehn glückliche Kalifornier erhielten am 15. Juni jeweils 1,5 Millionen US-Dollar in einer Lotterie. Die Teilnahmevoraussetzungen waren überall gleich: Die Bürger mussten nachweisen, vollständig gegen Covid-19 geimpft worden zu sein. Im Bundesstaat New York gibt es sogar Rubbel-Lose mit der Aussicht, einen Superpreis von fünf Millionen US-Dollar zu gewinnen. Und Minderjährige können sich eine kostenlose College-Ausbildung sichern.

Ernüchterung macht sich breit

Es sind verlockende Impfanreize, die zuletzt in den USA große Schlagzeilen produzierten. Doch während sich die Nation langsam dem Ziel von Präsident Joe Biden nähert, 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zu impfen, kommt mit den Bundesstaats-Initiativen offenbar die große Ernüchterung. Denn einer Erhebung des Magazins „politico“ zufolge waren auch die großzügigsten Initiativen nicht in der Lage, die Impfmüdigkeit innerhalb jener Bürger zu heilen, die sich weiterhin keine Dosis verabreichen lassen wollen. Jene, die noch keine Impfung erhalten haben, obwohl die Knappheit an Präparaten längst überwunden ist, fallen gewöhnlich in zwei Gruppen: einmal Personen, die grundsätzlich eine massive Impfskepsis haben. Und dann jene, die sich noch nicht entschieden haben – vielfach deshalb, weil sie erst weitere Studien über mögliche Nebenwirkungen abwarten wollen.

Die Wirkung verpufft

Unentschlossene in größerer Zahl in die Impfzentren zu locken erscheint schwierig. „Es funktioniert einfach nicht“, zitiert „poitico“ den Pandemie-Experten Irvin Redlener von der Columbia-Universität in New York, „die Anreize scheinen nicht viel zu helfen – ob es ein Donut ist, ein Auto oder eine Million Dollar.“ Das lässt sich auch an offiziellen Zahlen ablesen. Die Zahl der US-Bürger, die pro Woche mindestens eine Dosis erhalten haben, fiel von knapp zwei Millionen Menschen Mitte April auf derzeit rund 360000 Menschen – die niedrigste Zahl seit Jahresbeginn. Und während seit dem Frühjahr die Zahl der täglichen Covid-Neuinfektionen dramatisch gesunken ist, so liegt diese Zahl seit gut einer Woche bei 15000 Fällen.

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Gut ablesen lässt sich das Impfwerbe-Dilemma am Bundesstaat Ohio. Mitte Mai hatte die republikanisch geführte Bundesstaatsregierung verkündet, dass fünf geimpfte Bürger im Lotteriesystem fünf Wochen lang jede Woche eine Million US-Dollar erhalten würden. Die nächsten zehn Tage schoss die Zahl der täglichen Impfungen deshalb vergleichsweise um 40 Prozent nach oben. Doch danach ging es wieder schnell bergab. Heute liegt die Zahl der Menschen, die eine Dosis erhalten, sogar unter den Zahlen zum Zeitpunkt vor der Verkündung der Millionengeschenke. Und Ohio kann trotz der großzügigen Geste nicht mit dem nationalen Impfdurchschnitt mithalten.