Die Kriminellen gingen ähnlich dreist vor wie Meisterdieb Assane Diop in der Serie „Lupin“. Wir haben die beiden Beutezüge unter die Lupe genommen und verglichen.
Verblüffende ParallelenWar der Louvre-Raub von Netflix inspiriert?

Mit diesem Lastwagen inklusive Hebebühne fuhren die Louvre-Diebe vor.
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Als am Sonntag die Meldungen über den Schmuck-Diebstahl aus dem Pariser Louvre um die Welt gingen, fühlten sich viele sofort an die erfolgreiche Netflix-Serie „Lupin“ erinnert. Wegen des schnellen und unscheinbaren Einbruchs in eines der bekanntesten Museen der Welt ziehen viele Streaming-Fans Parallelen zum Seriendieb Assane Diop, der sich bei seinen Beutezügen an den Romangeschichten des Arsène Lupin orientiert. Seine Ziele erreicht er nicht mit Gewalt, sondern mit genialer Täuschung.
Dass jetzt viele Menschen Parallelen zwischen dem realen und dem fiktiven Vorfall sehen, wird auf dem Instagram-Profil des Diop-Darstellers besonders deutlich. Bei Omar Sy steht beispielsweise in den Kommentaren geschrieben: „Wo warst du am Morgen des 19. Oktobers?“
Tatsächlich dreht sich gleich die erste Folge von „Lupin“ um den Diebstahl eines Schmuckstücks aus dem Louvre. Doch welche Gemeinsamkeiten haben der Serien-Klau und der reale Einbruch vom vergangenen Sonntag wirklich?
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Die Beute des Raubes
Beim realen Diebstahl sind acht königliche Schmuckstücke gestohlen worden – darunter Halsketten, Ohrringe, Diademe und Broschen, die unter anderem Marie-Louise von Österreich (Ehefrau von Napoleon Bonaparte) und Kaiserin Eugénie (Ehefrau von Napoleon III.) gehörten. Bei „Lupin“ geht es ebenfalls um ein königliches Juwel, und zwar um das Collier von Marie-Antoinette, der Ehefrau von König Ludwig XVI. In der Serie wird erklärt, dass dieses Collier später ebenfalls durch die Hände von Napoleon ging.
Der Tatort
Beide Diebstähle spielen im Pariser Louvre. Beim realen Fall befanden sich die Schmuckstücke in der Apollon-Galerie im ersten Stock, wo die königlichen Kronjuwelen ausgestellt wurden. Bei „Lupin“ ist das Schmuckstück zu Beginn der Folge ebenfalls in einer Vitrine ausgestellt – es wird allerdings nicht konkret gesagt, ob sich diese Vitrine in der Apollon-Galerie befindet. Als Teil einer Auktion wird das Juwel später in einen anderen Raum getragen, wo schließlich der Zugriff geschieht.
Wert der Gegenstände
Bei beiden Diebeszügen geht es um eine hohe zweistellige Millionensumme. Kurz nach dem realen Einbruch im Louvre ordneten das Innen- und Kulturministerium den gestohlenen Schmuckstücken über ihren Marktwert hinaus „einen unschätzbaren kulturellen und historischen Wert“ zu. Später wurde der Schaden auf 88 Millionen Euro geschätzt.
Auch das Collier von Marie-Antoinette wird bei „Lupin“ in einem TV-Beitrag zunächst als historisches Schmuckstück mit „unschätzbarem Wert“ beschrieben. Bei besagter Auktion wechselt die Kette dann für 60 Millionen Euro den Besitzer.
Die Tatzeit
Der reale Einbruch fand am Sonntag gegen 9.30 Uhr statt, also kurz nach der Öffnung des Museums. Nach Angaben der französischen Kulturministerin haben die Diebe nur vier Minuten für ihren Beutezug gebraucht. Bei „Lupin“ findet die Auktion abends statt. In der Serie ist der Diebstahl mit etwa sieben Minuten ähnlich kurz – allerdings befindet sich die Diebesgruppe hier schon etwas länger im Gebäude, um die Aktion vorzubereiten.
Die Beteiligten
An dem echten Diebstahl waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft vier Personen beteiligt. Ermittler gehen davon aus, dass sie einer organisierten Bande angehören. Bei „Lupin“ besteht die Diebesgruppe ebenfalls aus vier Leuten: aus Protagonist Assane Diop und drei weniger raffinierten Kriminellen, die Diop für seinen Plan anheuert und später täuschen wird.
Das Vorgehen
Bei beiden Diebstählen stechen zwei übereinstimmende Aspekte hervor: die Verkleidungskunst und die (weitgehende) Gewaltfreiheit. Beim realen Einbruch haben sich die Diebe als Bauarbeiter ausgegeben. Ausgestattet mit Warnwesten, Hebebühne und Kettensägen, stiegen sie über ein Fenster an der zur Seine gelegenen Gebäudeseite ein, wo gerade Bauarbeiten stattfinden. Anscheinend wirkte die Verkleidung, sodass sie ungestört an die Vitrinen herantreten konnten. Gewalt sei nicht angewendet worden.
Bei „Lupin“ gelingt der Zugang über den Keller, wo sich zunächst Diop und später auch die drei anderen Kriminellen als Reinigungskraft ausgeben. Am Tag des Diebstahls mischt sich Diop als reicher Unternehmer unter die Auktionsgäste, während sich die drei Kriminellen zu vermeintlichen Sicherheitsbeamten umziehen. Zwar schlägt die Dreiergruppe hierbei Museumsmitarbeiter nieder – von Diop geht allerdings keinerlei Gewalt aus.
Der Diebstahl geschieht in einem Raum, in dem Diop angeblich sein gerade ersteigertes Collier betrachten will. Es kommt zu einem inszenierten Angriff der drei Kriminellen auf Diop, wobei dieser im Gemenge das Collier in einem Mülleimer versteckt und durch eine Kopie austauscht. Die drei Kriminellen flüchten daraufhin mit der Kopie, werden allerdings schnell gefasst. Diop dagegen, am Ende wieder als Reinigungskraft verkleidet, trägt das echte Collier in einem Müllsack unbemerkt nach draußen.

