Die Serie „Hostage“ vereint spannende Diplomatie und dramatische persönliche Intrigen. Zwei Premierministerinnen stehen emotionalen und politischen Herausforderungen gegenüber.
Spannende Netflix-Serie „Hostage“Aug' in Aug' mit der Lieblingsfeindin

Suranne Jones (l.) und Julie Delpy in „Hostage“.
Copyright: Des Willie/Netflix
Eigentlich treffen sich die britische Premierministerin und ihre der Rechten angehörende französische Kollegin, um zwei aktuelle Probleme zu verhandeln: Großbritannien braucht dringend Krebsmedikamente, die Frankreich nur liefern will, wenn man auf der Insel bereit ist, auf dem eigenen Territorium französische Soldaten die Grenzen kontrollieren zu lassen, Stichwort unerlaubte Einreise von Migranten.
Doch dann werden Abigail Dalton (Suranne Jones) und Vivienne Toussaint (Julie Delpy) auf sehr persönlicher Ebene angegriffen: Abigails Mann, der für „Ärzte ohne Grenzen“ im Einsatz ist, wird in Französisch-Guyana entführt, während Vivienne praktisch zeitgleich mit einem Sex-Video erpresst wird.
Katz- und Maus-Spiel
Pikant: Es zeigt sie im Bett mit ihrem Stiefsohn, während die Ehe mit ihrem Mann, nur noch davon gehalten wird, dass der einflussreiche Medienmogul ihre Wiederwahl gewährleisten könnte. Nun müssen die beiden Frauen entscheiden, wie ehrlich sie zueinander sind und ob sie zusammen gegen möglicherweise gemeinsam Feinde vorgehen sollen.
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Fünf Episoden lang liefern sich Jones und Deply in der Serie „Hostage“ ein politisch-diplomatisches Katz-und-Maus-Spiel, das seinesgleichen sucht. Wie weit können sie gehen, ohne das Gesicht zu verlieren? Wann können sie Zusammenspiel wagen, ohne all denen zu viel Futter zu geben, die längst darauf warten, sie in ihren jeweiligen Ämtern zu beerben oder noch schlimmer: die gar nicht daran interessiert sind, ein demokratisches System aufrechtzuerhalten.
Schon lange unter beliebtesten Serien
Denn das ist sicher genau einer der Gründe, warum sich „Hostage“ etwa in Deutschland seit der Veröffentlichung Ende August auf der Liste der beliebtesten Serien halten kann: Was da auf britischem Boden praktisch im Handumdrehen von ein paar militärischen Hardlinern umgesetzt wird, erinnert arg an US-Soldaten, die durch Washington patrouillieren. Drehbuchautor Matt Charman („Bridge of Spies“ von Steven Spielberg) kreiert hier einen Mix aus Kammerspiel und Actiondrama, der zwischen erschreckenden Realitätsbezügen und Dystopie andockt.
Jenseits der Klischees
Zugegeben, die weiblichen Hauptfiguren sind auf den ersten Blick eher formelhaft angelegt: Der hyper-eleganten, top-gestylten Französin steht eine immer leicht verwuschelt wirkende Britin gegenüber. Doch was Julie Delpy und Suranne Jones (ihr ungewöhnlicher Künstlername ist eine Zusammensetzung ihrer Vornamen Sarah und Ann!) sich da zwischen Schlagabtausch und Schwesternschaft liefern, lässt jedes Klischee fix vergessen. Da sind zwei Frauen im Einsatz, die sich nicht davor scheuen, dahin zugehen, wo es weh tut – und wo man sich auch bleibende Schäden zuziehen kann.
Und, ohne zu viel zu verraten, der Plot der Serie ist durch eine Wendung nicht darauf angelegt, dass es Staffeln ohne Ende geben kann. Denn genau das verdirbt einem bei vielen Serien mittlerweile den Spaß. Doch hier gilt: „Hostage“ macht keine Gefangenen.
„Hostage“, fünf Folgen, jeweils zwischen 38 und 46 Minuten, bei Netflix.