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Die AusgebeutetenZusteller schleppen bis zu zwei Tonnen Gewicht am Tag

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ARCHIV - 14.08.2013, Nordrhein-Westfalen, Köln: ILLUSTRATION - Ein Paketbote liefert Pakete aus.

Eine Sackkarre ist für Paketboten in NRW nicht immer verfügbar – obwohl sie oft schwere Lieferungen dabei haben.

Eine Untersuchung entdeckte mangelhaften Arbeitsschutz bei Paket-Subunternehmen in NRW. Zusteller arbeiten oft bis zu zehn Stunden täglich.

Wenn es in diesen Tagen um den „Black Friday“ geht, wird meist nur darüber gesprochen, ob die Rabatt-Versprechen wahr sind oder nicht. Kaum jemand macht sich Gedanken über die, die die vielen „Schnäppchen“ ins Haus bringen. Aber ein Blick auf die Paketbranche, die bis Weihnachten ihren Stresstest des Jahres bestehen muss, lohnt, wie eine Kontrollaktion in NRW offenlegte.

Was stellten die Kontrolleure fest?

Sie haben zwischen Mai und August 2025 in die Abgründe der „Arbeitsausbeutung“ geschaut. Da gebe es oft keine Erfassung der Arbeitszeit, Zehn-Stunden-Tage würden teils zugelassen, Schutzausrüstung verweigert. Kontrolliert wurden mehr als 50 Subunternehmen in NRW. Es ist in der Branche üblich, bei der Zustellung „auf der letzten Meile“ bis zur Haustür Beschäftigte einzusetzen, die nicht direkt bei einer großen Firma mit Verteilzentrum, sondern bei Subunternehmen arbeiten, deren Strukturen kaum zu durchschauen sind.

Die Post/DHL mache dies nur „im Notfall“, wenn sie Probleme bei der Rekrutierung von Arbeitskräften habe“, erklärte Yusuf Özdemir, Vize-Betriebsratsvorsitzender des Branchenführers. Mehr als 95 Prozent der Post-Pakete würden durch echte Post-Beschäftigte zugestellt.

Steffen Röddecke, Arbeitsschutzexperte im NRW-Arbeitsministerium, zufolge, ist es sonst aber üblich, auf Subunternehmen zurückzugreifen. Einige Firmen, darunter auch große, beschäftigten praktisch keine eigenen Arbeitskräfte für die Zustellung.

Was sind die wichtigsten Befunde?

59 Prozent der überprüften Subunternehmen wurden in Bezug auf den Arbeitsschutz mit „mangelhaft“ bewertet. Dort gebe es zum Beispiel oft keine Gefährdungsbeurteilung, die aber für die Tourenplanung und den Umgang mit schweren Paketen wichtig sei, erklärte Steffen Röddecke. Oder die Beschäftigten hätten keine ordentliche arbeitsmedizinische und sicherheitstechnische Betreuung.

Nur 61 Prozent der Befragten gaben an, dass sie eine digitale Arbeitszeiterfassung hätten, meist über einen Handscanner oder eine App. Jeder Fünfte erklärte, gelegentlich mehr als zehn Stunden zu arbeiten. Mehrere Paketzusteller sagten, das Tanken oder die Fahrzeugreinigung würden nicht als Arbeitszeit erfasst. Angesichts der vielen unterschiedlichen und lückenhaften Erfassungsmethoden von Arbeitszeit sei die Ermittlung von Verstößen durch den staatlichen Arbeitsschutz kaum möglich.

Etwa 40 Prozent der Zusteller beklagten, wie gesagt, das Fehlen von Hilfsmitteln für den Transport schwerer Waren. Bei 149 Zustellern, die Pakete mit einem Gewicht über 20 Kilo geladen hatten, war in 53 Fällen keine Sackkarre vorhanden.

Wie anstrengend ist der Job?

Ein Zusteller bewegt pro Schicht bis zu zwei Tonnen Gewicht, so Experte Röddecke. Manche Touren beinhalteten rund 100 Stopps. 200 Pakete pro Tour seien keine Seltenheit.

Was sollte sich ändern?

Laut NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) müsse die Branche vom Bund zu einer elektronischen Arbeitszeiterfassung gezwungen werden. Ein Werkvertragsverbot sei die Ideallösung, um das Subunternehmertum zu beenden.