FilialschließungenVerdi kritisiert Galeria scharf

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Kunden und Einkäufer laufen vor dem Kaufhaus Galeria Karstadt Kaufhof am Alexanderplatz in Berlin.

Bis zu 90 Filialen der Galeria könnten geschlossen werden.

In einem Schreiben des Gesamtbetriebsrates von Galeria heißt es, dass im Rahmen des Schutzschirmverfahrens zur Insolvenz bis zu 90 Filialen geschlossen werden könnten. Verdi übt Kritik an dem Vorgang.

Die Zeit vor Weihnachten ist die Zeit der Warenhäuser. In den Monaten vor dem Fest laufen üblicherweise ihre Geschäfte. Doch genau dann, Ende Oktober, hatte Galeria ein Schutzschirmverfahren zur Insolvenz in Eigenregie beantragt – zum zweiten Mal innerhalb von knapp zwei Jahren. Seitdem kursieren Zahlen zu möglichen Schließungen der noch 131 Filialen des Warenhauskonzerns mit gut 17 000 Mitarbeitenden. Konzernchef Miguel Müllenbach sprach letzte Woche in einem Interview in der FAZ davon, dass mindestens ein Drittel der Filialen geschlossen werden sollen.

Das wären 43. Es könnten aber auch bis zu 90 sein, wie in einem Schreiben des Gesamtbetriebsrates zu lesen ist. Das stammt vom 10. Dezember, ist also älter als die Aussage Müllenbachs und beschreibt womöglich den schlechtesten denkbaren Fall. Auch ist hier von massiven Stellenstreichungen zu lesen, etwa im Service Center. Das würde vor allem Essen treffen. Und das in einer Zeit, in der die Mitarbeitenden mit aller Kraft die Produkte an die Kunden bringen müssten, damit Galeria eine Zukunft hat.

Verdi erwartet „ein Zukunftskonzept für digital-stationäre Warenhäuser vorgelegt, das diesen Namen auch verdient“

Das für Handel zuständige Bundesvorstandsmitglied der Gewerkschaft Verdi, Stefanie Nutzenberger, hat die Galeria-Unternehmensleitung gewarnt, „die Beschäftigten zu verunsichern und zu glauben, damit verschaffe man sich einen Verhandlungsvorteil“. Verdi erwarte nach wie vor, „dass ein Zukunftskonzept für digital-stationäre Warenhäuser vorgelegt wird, das diesen Namen auch verdient“, so Nutzenberger.

Das Management sei seiner Verantwortung nicht gerecht geworden und habe seinen Job nicht gemacht. Wer die vielfältigen Vorschläge und Ideen der Beschäftigten für ein funktionierendes Warenhaus ignoriere, könne wirtschaftliche Schwierigkeiten nicht einfach auf Corona abwälzen und sich ansonsten einen schlanken Fuß machen. Offenbar zweifelt sie an Aussagen Müllenbachs in einem Brief an die Belegschaft vom 14. Dezember, in dem er versichert, dass die Anregungen der Mitarbeitenden in den Geschäften vor Ort gehört würden.

Welche Filialen geschlossen werden, ist noch unklar

Ein Konzept für Galeria mahnt Verdi jedenfalls schon lange an. „Es geht nicht darum, wie viele Menschen man in die Arbeitslosigkeit entlässt und welche Läden geschlossen werden, es geht darum, wie man die Arbeitsplätze rettet“, so Nutzenberger jetzt. Es sei höchste Zeit, dass die notwendigen Investitionen in die Filialen fließen. Das gehöre zur Verantwortung des Eigentümers Benko. „Jede Schließung ist eine erneute Kapitulation des Managements“, so Nutzenberger. Verdi und der Gesamtbetriebsrat kämpften um jeden Arbeitsplatz und jeden Standort. Es wäre angemessen, wenn die Unternehmensleitung das auch täte, so die Gewerkschafterin. Galeria kommentiert die Zahlen zu Filialschließungen nicht. Klarheit werde es Mitte Januar geben.

Welche Filialen geschlossen würden, stehe noch nicht fest. Das hängt auch vom Ausgang von Gesprächen mit den Vermietern ab. Dabei geht es laut Galeria nicht nur um die Mieten, sondern auch um Flächennutzung, energetische Sanierungen oder Modernisierungsmaßnahmen. Die Abgabe von Flächen oder andere Nutzungen ist kein neues Konzept. Galeria hat schon öfter versucht, andere Nutzer in die Häuser zu bekommen, auch um mehr Menschen in die Häuser zu locken. Weniger Fläche bedeuten weniger Miete und geringere Nebenkosten. Weniger Fläche heißt aber vielleicht auch weniger Mitarbeitende, auch wenn sich Galeria nicht zu einem möglichen Stellenabbau äußert. Bei der Sanierung 2020 wurden 40 Filialen geschlossen, und 4000 Mitarbeitende verloren den Job.

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