Zum 75. Geburtstag hat sich der Flughafen Köln/Bonn selbst beschenkt: 18 neu gestaltete Restaurants und Cafés, modernisierte Terminals und eine verbesserte Aufenthaltsqualität für 300 Millionen Euro bis 2030.
Jubiläum in KölnFlughafen Köln/Bonn feiert 75 Jahre und will hoch hinaus

Ein Flugzeug landet am 27.06.2011 auf dem Flughafen Köln/Bonn; im Hintergrund der Dom. Im Jahr 2025 feiert er seinen 75. Geburtstag.
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Geschenke hat sich der Flughafen zum 75. selbst schon gemacht. Runderneuert ist das Gastronomieangebot. 18 neu gestaltete Cafés, Bars und Restaurants wurden in den vergangenen Monaten am Airport eröffnet. Dazu neue Möbel in den Terminals oder eine Begrünung - am Terminal 2 neben dem stilisierten Rhein, der sich durch den Sicherheitsbereich schlängelt.
„Wir investieren kontinuierlich in das Non-Aviation-Angebot, um das Gesamtprodukt für Passagiere und Besucher gleichermaßen zu optimieren“, sagt Flughafen-Chef Thilo Schmid. Zuvor wurden bereits die Duty-Free-Flächen modernisiert. Zudem würden die Parkhäuser fortlaufend aufgewertet, unter anderem mit E-Ladesäulen, so Schmid weiter. 100 Millionen Euro sollen allein im laufenden Jahr in die Aufenthaltsqualität fließen, insgesamt 300 Millionen bis 2030. „Ein Reiseerlebnis auf einem neuen Level“, verspricht die Geschäftsführung.
Dazu beitragen soll im kommenden Jahr auch die neue Personenkontrolle. Sie bekommt unter anderem neue CT-Geräte, die es den Fluggästen ermöglichen, Flüssigkeiten und technische Geräte im Handgepäck zu lassen, während sie kontrolliert werden. Davor stehen allerdings umfangreiche Bauarbeiten, die zuletzt Passagiere auf eine harte Geduldsprobe gestellt haben.
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Wachstum des Flughafens Köln/Bonn über 75 Jahre
Lange Schlangen vor dem Sicherheitsbereich: Die gab es vor 75 Jahren kaum. Gerade einmal 2300 Fluggäste konnte der Airport im Jahr 1950 begrüßen (siehe Grafik). Zehn Jahre später waren es 273.600. Es blieb also beschaulich in der Wahner Heide, immerhin der Flughafen der bundesdeutschen Hauptstadt Bonn.
Wirklich geschäftig wurde es erst, nachdem Michael Garvens als Flughafen-Chef ab 2002 die neuen Billigflieger Germanwings und Hapag-Lloyd Express anlockte. Zehn Millionen Passagieren nutzten Köln/Bonn im Jahr 2007. Dann stagnierten die Zahlen, bis es ab 2015 den nächsten Wachstumsschub gab. Die Luftfahrtexpertin Yvonne Ziegler bezeichnet die Geschichte des Flughafens so auch als „absolute Erfolgsgeschichte“.
Im Jubiläumsjahr hält der Flughafen Köln/Bonn Kurs. 8,8 Millionen Passagiere konnte er nach Zahlen des Flughafenverbands ADV in den ersten zehn Monaten des Jahres begrüßen. Da ist es nicht mehr weit, um wie geplant die Zahlen des Vorjahres zu übertreffen. 2024 starteten und landeten 10,0 Millionen Passagiere in der Wahner Heide. Angepeilt für das laufende Jahr hatte der Airport 10,6 Millionen.
Ryanair und hohe Gebühren: Herausforderungen für Köln/Bonn
Möglicherweise wird die Zahl nicht ganz erreicht. Der irische Billigflieger Ryanair hat sich nicht nur heftig über die vergleichsweise hohen Gebühren und Abgaben an deutschen Airports beklagt. Er hat auch Flüge aus Köln/Bonn verlagert. Und damit stand er nicht allein.
Befördert werden die Fluggäste jedenfalls von immer weniger Maschinen. 100.174 Flugbewegungen zählte der ADV in den ersten zehn Monaten des Jahres, 0,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Hier setzt sich eine Entwicklung aus den Vorjahren fort. Die Airline nutzen immer größere Maschinen, und die sind immer besser ausgelastet. So steigt der Zahl der Fluggäste dennoch (siehe Grafik).

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Die Rekordzahlen der Vor-Corona-Zeit liegen aber noch in einiger Entfernung. 2019 zählte der Airport 12,4 Millionen Fluggäste, das Jahr davor sogar noch eine halbe Million mehr. Der Grund: Die Passagiere auf innerdeutschen Flügen gehen deutlich zurück, in den ersten zehn Monaten 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gleich um 13,7 Prozent auf nur noch 582.951. Ohne diesen Einbruch hätte die Passagierzahlen das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht. Flüge nach Frankfurt gibt es nicht mehr. Und nur noch Eurowings steuert Berlin an. Vor einigen Jahren waren das noch drei Fluggesellschaften.
Europäische und außereuropäische Flüge stabil
Die Zahl der Passagiere auf europäischen Flügen kletterte um 1,1 Prozent auf 7,7 Millionen. Und gut 500.000 Passagiere flogen zu außereuropäischen Zielen oder kamen von dort, ein Plus von zehn Prozent.
Schmid sieht durchaus Wachstumschancen und fürchtet eine Konkurrenz durch Schnellzugverbindungen in Europa nicht. Der Flughafen sei ein intermodaler Verkehrsknotenpunkt, ein möglicher Ausbau von Schnellzug-Verbindungen stelle somit auch Chancen dar. „Wir sind mit unserem ICE-Bahnhof mit direktem Zugang zu beiden Terminals sehr gut an die Bahn angebunden, so dass künftig noch mehr Gäste, auch aus den Nachbarländern, ihre Reisen bequem ab Köln/Bonn starten oder fortsetzen können“, so der Flughafen-Chef.
Potenzial sieht Schmid für den Flughafen etwa bei Flügen nach Osteuropa. Die Rückkehr von Wizz Air mit zahlreichen Verbindungen dorthin zeige exemplarisch das Potenzial. „Neue, effiziente Flugzeugtypen eröffnen zudem Chancen für Verbindungen in den Mittleren Osten – wie die sehr gut angenommenen Flüge von Eurowings nach Dubai und Dschidda zeigen“, so Schmid weiter. Mit Flugzeugen wie dem Airbus A321LR und XLR würden künftig sogar längere Strecken abseits großer Drehkreuze möglich. „Auch hier sehen wir interessante Perspektiven für Köln/Bonn“, so Schmid.
Die Luftfracht hat sich laut Luftfahrtexpertin Ziegler über die Jahre besonders gut entwickelt. Höchstwerte gab es in der Corona-Zeit. Jetzt liegt die Frachtmenge für die ersten zehn Monate des Jahres bei 703.029 Tonnen. Am Jahresende soll sie nach den Plänen des Flughafens etwas höher liegen als die 845.000 Tonnen des Jahres 2024.
Nachtflugerlaubnis sorgt für Kontroversen
Der Flughafen profitiert von der Nachtflugerlaubnis, die noch bis 2030 erteilt ist. Den Flughafen-Anwohnern ist sie freilich ein Dorn im Auge. 47.978 von insgesamt 117.323 Flügen in Köln/Bonn gab es im abgelaufenen Jahr in der Nacht. In den beiden Vorjahren waren es bei mehr Flügen insgesamt mit 48.009 beziehungsweise 48.436 etwas mehr. Der Flughafen verweist darauf, dass laute Maschinen, wie die MD 11 in der Nacht nicht mehr eingesetzt würden. Er sieht das auch als Erfolg seiner Gebührenstaffelung, nach der laute Flugzeuge mehr bezahlen müssen. Die Fluglärmgegner halten dagegen, dass noch eingesetzte Flugzeuge kaum leiser seien. Sie fürchten gerade wegen des nächtlichen Lärms um ihre Gesundheit. Stoppen wollen sie ihn auf juristischem Weg durch eine Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss vom Februar 2024 durch die NRW-Regierung, der dem Flughafen etwa die Nutzung eines Vorfelds wieder erlaubt hat.
Widerstand gegen Nachtflüge bleibt stark
Auch den Petitionsausschuss des Bundestags haben die Fluglärmgegner angerufen. Der lehnte die Forderung nach einem Nachtflugverbot am Flughafen Köln/Bonn allerdings im Juni dieses Jahres mehrheitlich ab. Er verabschiedete mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD sowie der AfD-Fraktion die Beschlussempfehlung an den Bundestag, das Petitionsverfahren zu einer dahingehenden Eingabe abzuschließen, „weil dem Anliegen nicht entsprochen werden konnte“.
Nachtruhe versus wirtschaftliche Interessen
Betriebszeiten von Flughäfen und damit auch die Nachtflugregelungen seien Bestandteil der Flugplatzgenehmigungen, die von den Bundesländern im Rahmen der Auftragsverwaltung auf der Grundlage des jeweiligen Planfeststellungsbeschlusses erteilt würden, hieß es zur Begründung. Die zuständigen Behörden der Bundesländer träfen bei der Festlegung der Betriebszeiten für jeden Flugplatz eine Abwägung zwischen den betrieblichen und wirtschaftlichen Interessen des Flugplatzes und der Luftfahrtunternehmen auf der einen Seite und dem Schutz der Anwohnerinnen und Anwohner vor unzumutbaren Beeinträchtigungen durch Fluglärm auf der anderen Seite.
Vor allem nächtliche Passagierflüge lehnen die Fluglärmgegner ab und verlangen eine sogenannte Kernruhezeit im Passagierflug zwischen 0 und 5 Uhr. Verstummen jedenfalls dürfte der Protest so schnell nicht.
